Der Gepard verspeist in den frühen Morgenstunden seine gerade erbeutete Mahlzeit – und lässt sich von uns nicht stören. Trotzdem richtet er sich immer wieder kurz auf, dreht den Kopf nach links und rechts, um die Gegend zu sondieren. Wir sind ihm bereits am Tag zuvor begegnet, als er die Straße querte. Selbst wenn er frißt, das Maul blutverschmiert, sind seine Bewegungen elegant, fasziniert sein Muskelspiel. Ich muss an Rilkes Panther-Gedicht denken, nur ist der Gepard hier in Freiheit.
Er ist eine sehr junge Sie, die ein Ortungsband um den Hals trägt. Die Mutter wurde getötet und die Rangerr wollen das junge Tier beobachten, das nun selbst auf Beute gehen muss. Wie es aussieht, können sie den Geparden bald von seinem Halsbad befreien.
Es sind die letzten Eindrücke vom Karongwe-Park, die wir mitnehmen. Nach einem Frühstück nach der morgendlichen Buschfahrt – bei der wir mit dem Jeep auch kurz mal im Wasser des Flusses stecken geblieben waren, nehmen wir Abschied und fahren Richtung Blyde River Canyon.
Die Landschaft der nördlichen Drakensberge ist grandios. Zerklüftete Felsformationen, dann wieder Tafelberge, auf einer Passhöhe ein Blick auf ein Bergpanorama, das kein Foto einfangen kann. Und alles grünt unter einem Himmel, in dem sich immer neue Wol kenfomationen aufbauen.
Wir sind überwältigt von den drei Ronadavals, vom Wasser des Blyde River geformte riesige Felsen, die tatsächlch aussehen wie Rundhütten auf Stelzen. Der Canyon selbst ist gewaltig tief, aber im Gegensatz zum Grand Canyon und dem Fish-River Canyon, seine beiden größeren „Brüder“, bewachsen vom Grund bis zum Plateau. Baumfarne, Moose, tropische Bäume und Pflanzen klammern sich an die steile Canyon-Wand. Langsam fahren wir von Ausichtspunkt zu Aussichtspunkt.
Die „Berlin Falls“ sind unser letzter Stopp, bevor wir dann ein wenig Tempo machen müssen, um an unsere nächste Lodge zu kommen. Der Wasserfall musste aber noch sein, allein seines Namens wegen. Die zahlreichen Fälle in dieser Region sind durch die unterschiedlich stark erodierenden Gesteinsarten zustande gekommen. Der Name des Wasserfalls durch die früher in der Nähe stehende Farm.
Über Graskop und Sabie fahren wir weiter. Links und rechts entlang der Serpentinenstraße: Kiefernplantagen (kanadische Pinie) bis zum Horizont. Fast wähnt man sich in Schweden. Der urspüngliche Wald hatte hier keine Chance mehr. Was anfangs noch idyllisch aussieht , kehrt sich ins Gegenteil um, als wir auf die Straße nach Hazyview kommen. Riesige Felder abgestorbener Bäume – die Industrie fordert ihren Tribut.
Nach den Nadelbaumplantagen kommen die Eukalyptus-Plantagen – ebenfalls Bäume, die schnell wachsen und so viel Wasser aus dem Boden holen. Dafür aber geben sie den Menschen Arbeit. Dann – wir kommen immer tiefer – beginnen die Obstplantagen:Bananen, Mangos Makadamia-Nüsse, Avokados. Wir sind im subtropischen Klima.
Und zockeln hinter Lkws her, deren Lasten – Holzstämme – bedrohlich schwanken. Als wäre dies nicht genug, sind da noch die Potholes. Über diese Schlaglöcher, die uns das Fahren nicht gerade erleichtern, später mehr.
Aber wir haben das bisher alles hinbekommen. Die Lodge an einem See, an der wir ziemlich spät ankommen, ist ein Traum. Idyllisch in einem Park gelegen, der zum See abfällt, ein außergewöhnlich stilvoll eingerichteter Speiseraum,alles sehr liebevoll. Und trotz tropischer Temperaturen kaum Mücken!
Am Tag darauf noch einmal Landschaft zum Heulen schön in God’s Windows, bei einem Spaziergang durch Regenwald, bei den 46 m in die Tiefe fallenden Mac Falls, einen ausgiebigen Einkaufsbummel in dem kleinen Ort Graskop – inklusive einem Café-Besuch mit vorzüglichen Pancake.
Èineinhalb Tage ohne wilde Tiere. Aber wir haben ďie Big Five ja bereits gesehen.Und morgen geht’s nochmal in den Krüger. Man kann süchtig werden. Auch wenn wir dafür um 4:30 Uhr aufstehen müssen.