Schlagwort: Namibia (Seite 1 von 2)
Es ist Abend in der Kalahari. Wir sitzen draussen auf der Veranda der Bushbreak-Lodge kurz vor Gobabis in Namibia. Vor uns kommen unentwegt seit 10 Minuten Impalas ruhig und gelassen ans Wasserloch, trinken und wandern ordentlich in Reih und Glied weiter. Hubert meint eben, es ist wie bei einem Buffet, an dem sich die Gaeste ordentlich und wohlgesittet verhalten.
Mittlerweile ist die Sonne ganz untergegangen und wir sehen alles als Schattenspiel. Der Auftritt der Tiere nimmt kein Ende.
Wir nehmen Abschied von Afrika.
Abschied vom Seufzen der Hornbills, vom Trommeln der Frösche, dem meterdicken Zirpteppich der Grillen, dem Eselgeschrei der ägyptischen Enten und dem Schnaufen der Flusspferde.
Abschied von einer Landschaft, die deswegen so reizvoll ist, weil sie sparsam mit ihren Verführungen umgeht.
Abschied von Menschen,die so freundlich und hilfsbereit waren, egal von welchem Tribe oder Nationalität sie waren.
Adieu auch den Reisenden, die wir unterwegs getroffen haben und mit denen wir an langen Tafeln gegessen und erzaehlt haben: Schweizern, Holländern, Schotten, Amerikanern, Engländern, Franzosen, Belgiern, Suedafrikanern.
Adieu dem knallroten Sonenuntergang und dem liegenden Mond.
Wir kommen wieder. Südafrika wartet, die Serengeti, Tansania vielleicht.
Jetzt geht es aber Morgen erst mal zum Flughafen, wo wir bereits um 15:30 Uhr (!!!) den Wagen abgeben müssen, obwohl wir erst um 22: 00 Uhr fliegen.
Mitnehmen wir einen Haufen schmutziger Wäsche, zwei zerissene Hosen, eine kaputte Brille, einen Chip voller Fotoaufnahmen und noch viel mehr Bilder im Kopf und im Herzen.
Es sind unsere letzten Tage in Afrika. Ein wenig Wehmut kommt auf. 2 Tage sind wir in Edos Lodge, einem wirklichen Bushcamp etwas abseits der Strecke zwischen Maun und der Grenze zu Namibia. Wenn wir bisher dachten, die Kalahari sei trocken und wüst, so werden wir hier eines Besseren belehrt: Noch bevor wir das Camp sehen, sehen wir eine weite Wasserflaeche: Normalerweise ist hier ein kleines Wasserloch, an das morgens und abends die Tiere kommen. Nach den lezten Regenzeiten jedoch lief eine Salzpfanne in der Naehe nicht nur voll mit Wasser, sondern auch über, so dass davon das Wasserloch gespeist wurde, das jetzt seine Größe verzehnfacht hat. Grosse Bäume stehen im Wasser und unzählige Welse fühlen sich wohl. Ägyptische Gänse schnattern vom frühen Abend bis lange nach Mitternacht, begleitet von Grillengezirpe.
Das Camp wird von einem ganz jungen Paar betrieben: Er ist Italiener, der aber schon früh mit seiner Mutter, einer gebürtigen Schweizerin, und seinem früh verstorbenen italienischen Vater Afrika kennenlernte. Sie ist Amerikanerin, die in Südfrankreich geboren wurde. Beide haben sich beim Studium in den USA kennen gelernt. Dann haben sie die Lodge auf dem grossen Tierkonzessionsgebiet des Stiefvaters übernommen, die durch einen anderen Manager ziemlich heruntergekommen war. Mit ganz viel Engagement und Gastfreundschaft bauen sie das Camp wieder auf. Dabei ist noch – immer für ein paar Monte im Jahr – die überaus resolute Mutter, eine Krankenschwester. Sie hat im Gebiet ein Tagesheim u.a. für Aidswaisen aufgebaut und ein Frauenprojekt initiiert. Wenn sie nicht dort ist, sammelt sie bei sich zuhause am Lago Maggiore Spendengelder.
Mit uns ist ein älteres (alle so um und über die 70) Quartett aus der Schweiz, das zum wiederholten Mal in Afrika unterwegs ist.
Wir geniessen die Lodge, ein nächtliches afrikanisches Gewitter, Nashornerkundungen, graben unter sachkundiger Leitung unseres Guides, ein San, Bushpotatoes aus, lernen die heilende Wirkung vieler Bäume und Sträucher der Kalahari kennen, und lassen uns zeigen, wie man ohne Feuerzug und Streichholz ein Feuer entfacht.
Wir hatten ein Funkloch in der Wildnis des „Zipfels“, und auch in Botswana, wo wir jetzt gut am Chobe in Kasane angekommen sind, ist das WLAN sehr, sehr langsam. Deswegen gibt es auch nicht mehr so viele Fotos.
Uns geht es sehr gut. Hubert hat seine Darmverstimmung in der Nunda-Lodge ueberstanden – und faehrt mit dem Allrad durch den Sand, als hätte er lange vorher geübt.
Gerade sitzen wir auf dem Balkon unseres Zimmers in der Garden Lodge beim Sundowner (suedafrikanischer Rotwein) und beobachten, wie die Sonne in dem sehr breiten Chobe untergeht und vor uns 3 Warzenschweine auf den Knien nach ihrem Abendessen buddeln.
Ich bin zufrieden mit mir, das ich diese kleine, altehrwürdige Lodge gewaehlt habe mit nur wenigen Zimmern, einem schoenen Garten am Fluss – und nicht die grosse Chobe-Lodge, die mir alle angepriesen haben. Die Garden Lodge hat einen verblichenen englischen Kolonialstil, sie ist sehr privat, auch Botswaner wohnen hier – und wieder essen alle abends zusammen an 2 langen Tischen
Die Nkasa Lupala Loge ist ein Camp der Extreme: Gestern das Feuer, heute das wirklich grossartigste Tiererlebnis unserer bisherigen Reise.
Ich habe heute Morgen eine Wanderung mit einem Flitterwochen-Paar aus Wiesbaden unternommen. Ein paar Meter muessen wir noch mit dem Jeep ins Gelaende fahren, bevor wir loslaufen koennen. Doch kaum sind wir um die Ecke gefahren, stossen wir auf 2 Elefantenfamilien – mindestens 30 Tiere – die unsere Route queren. Sie sind uns ganz nah.
Nach der 2stuendigen Wanderung mit einem bewaffneten Ranger – ganz schoen beeindruckend! -, will ich Hubert, der bei der Waerme nicht laufen wollte, weil man da „ja sowieso wenig sieht“ – von seinen verpassten Erlebnissen erzaehlen. Doch der steht auf unserer Lodge-Veranda und beobachtet direkt vor sich die Elefantenfamilien von heute morgen, wie sie baden und trinken.
Einige ziehen gemaechlich ueber den Fluss und fressen von den Zweigen der Baueme direkt an den Zelten. Wir und die anderen 4 Lodgegaeste koennen die Dickhaueter mindestens 45 Minuten beobachten. Ihre ehrwuerdigen, ganz langsamen Bewegungen, die dicke, tausendfaltige Haut, die bei den grossen Tieren aussieht, als sei es ein graugeriffelter Brokatueberwurf. Die Stosszaehne der Alten haben – wie bei uns – die besten Tage schon gesehen: Schorfig, nicht mehr „strahlend weiss“ und durch jahrzehntelange Futtersuche und den harten Ueberlebenskampf fehlen zuweilen ganze Stuecke.
Auch das Sozialverhalten aehnelt in vielem dem des Menschen: kleine Grabenkaempfe um den besten Platz im Wasser, liebevolle Sorge um die Kleinen, ein paar Schubser, wo es noetig ist.
Ein kleiner Trauemer ist in der Gruppe: Er steht ganz lange ganz still auf einer kleinen Insel im Fluss und beobachtet das Treiben im Wasser. Durch nichts und niemanden laesst er sich stoeren. Seine Familie ist schon laengst vom Ufer verschwunden – und er traeumt immer noch. Bis ihn ploetzlich ein Laut hochschrecken laesst. Er schuettelt sich, orientiert sich wieder in der „wirklichen Elefanten-Welt“ und rennt mit wehenden Ohren den anderen hinterher.
Der Brandgeruch liegt immer noch in der Luft. Auf dem Weg in den „Zipfel“ des Caprivi wollen wir 2 Naechte in der Nkasa Lupala Lodge, direkt am gleichnamigen Park (frueher Mamili-Park) Station machen, dort, wo Namibia wie eine Halbinsel nach Botswana hineinreicht.
Das Camp liegt tatsaechlich abseits der Strassen – und wir muessen 11 Kilometer durch teilweise tiefen Sand hinein in den Busch fahren (Hubert scheint das Spass zu machen, ich bin ein wenig panisch!)
Bereits auf dem Weg sehen wir kleine Feuerherde. Da sind wir aber noch ganz zuversichtlich. Die Lodge selbst – ein oekologisches Vorzeigeprojekt, geleitet von einer jungen italienischstaemmigen Familie mit Kleinkindern, liegt idyllisch an einem der vielen Seitenfluesse des Linyanti, die hier ein „kleines Okavango-Delta“ bilden.
Von der erhoehten Terasse sehen wir jetzt mindestens 6 Brandherde. Die Gemeinden in Namibia und Botswana fackeln auch in den Parks das alte Gras kontrolliert ab, damit das neue Platz hat. Ich will jetzt nicht darueber urteilen, ob das sehr sinnvoll ist – es sei hier Tradition, sagt man uns.
Dann entfacht der Wind das Feuer. Die Flammen werden immer hoeher, die Feuerwand vor uns breiter. Der Lodge-Besitzer ist fuer kurze Zeit auch beunruhigt, weil es sein koennte, dass das Feuer „ueber den Fluss springt“: Er schickt seine Leute mit dem Mokoro zu den riskanten Sellen. Aber die Gefahr ist gebannt. Ich hatte mich allerdings schon abfahrtbereit gemacht.
Dann fragt uns der Familienvater, ob wir mit zum Fluss wollen, zum Feuer, um die Voegel zu beobachten. Tausende- vor allem die Beet-Eater – sind dort durch das Feuer aufgescheucht. Es ist fuer sie Todesgefahr und Festmahl zugleich, denn hier gibt es jetzt Insekten in Huelle und Fuelle.
Ich fotografiere Voegel und Feuerwand. Ein zwiespaeltiges Gefuehl, weil von der Situation auch eine gewisse Faszination ausgeht.
Abends sitzen alle Gaeste und die Lodge-Mitglieder an einer langenTafel auf der Terasse zum Essen. Vor uns leuchten in der afrikanischen Nacht glutrot die Brandherde entlang der anderen Flussseite. Ich schlafe schlecht diese Nacht, obwohl das Zelt sehr gemuetlich ist.
Die roten Haare hat die untergehende Sonne fabriziert.
Wir sitzen am Kavango in unserer tended Lodge. Die gesamte Anlage hat schon bessere Tage gesehen, aber die Aussicht auf den Fluss und die im Wasser doesenden Flusspferde, die ab und an kurz und grunzend die Seitenlage wechseln, ist irreal.
Dieses Grunzen muss aus der tiefsten Tiefe des Flusspferd-Koerpers kommen. Bei diesem Resonanzboden klingt der
Laut eines Tieres, das in der Flussmitte liegt, als laege es direkt zu unseren Fuessen.
Direkt bei der Hakusembe-Lodge spielt sich der kleine Grenzverkehr zwischen Namibia uns Angola ab: Auf Mokoro-Booten (die sind so schmal, dass ich auf keinen Fall damit fahren werde!) werden besonders gegen Abend Mensch und Material transportiert. In Angola ist alles billiger, aber in Namibia gibt es Dinge, die es auf der anderen Seite nicht zu kaufen gibt. Nichts erinnert mehr daran, dass die Gegend um Rundu einmal Aufmarschgebiet der suedafrikanischen Armee gegen die SWAPO gewesen war und scharf geschossen wurde.
Der Kavango ist auch nur oberflaechlich eine Sprachgrenze zwischen dem Englischen und dem Portugiesischen. Auf beiden Seiten des Flusses leben Bantu-Voelker, die zwar nicht die Amtsprache der Menschen auf der anderen Seite verstehen, sich aber in ihrer eigentlichen Muttersprache, einem Bantu-Idiom, bestens unterhalten.
Das merken wir bei einer Bootsfahrt am spaeten Nachmittag: Der Bootsfahrer schippert auf die angolanische Seite, nicht nur, weil es dort die groesseren Krokodile zu sehen gibt, sondern auch, um mit den netten Angolanerinnen ein Schwaetzchen zu halten, die dort – in ihren Flussgaerten – alle Sorten von Gemuese anbauen.