Dass die letzten Tage unserer Reise noch einmal mit einem solchen Höhepunkt aufwarten würden, hatte ich nicht für möglich gehalten. Relativ zeitig sind wir morgens von der Küste abgefahren. Es war so schwül und heiß, dass selbst die Affen in Durban ihren Durst an den Trinkwasservorrichtungen löschte , wie wir in der Zeitung lasen.
Wir kamen gut durch den morgendlichen Verkehr in Durban dank einer teils sechsspurig ausgebauten Autobahn. In großen Serpentinen ging es dann vom Meer hinauf auf das Hochplateau, zusammen mit Hunderten von Lastern. Die N3 ist die direkte Verbindung der Hafenstadt mit Joburg und dementsprechend verkehrsreich.
Stopp machten wir in Pietermaritzburg, einer Provinzstadt, in der Ghandi als Vertragsarbeiter gelebt hatte. Hier hat er erstmals den gewaltfreien Widerstand erprobt, als ihm als Inder ein Platz in der Bahn verwehrt worden war.
Die Stadt hat noch einige viktorianische Gebäude und eine Menge martialischer Denkmäler aus dieser Zeit. Die Engländer standen den Deutschen wahrlich in nichts nach. Aber der eigentliche Grund unseres Stopps war, dass unsere mitgenommen Krimilektüre genau hier spielt.
Über Harrisburg ging es dann in die Drakensberge durch Phuthaditjhaba, ehemaliger Verwaltungssitz eines Homelands. Die Stadt findet kein Ende. Wie ein in Unordnung geratenes Spinnennetz liegt sie in der Landschaft. Wir fuhren 30 Kilometer durch die Stadt, lauter kleine Häuser, Baracken, Märkte, Schulen.
Schon eine ganze Weile waren wir parallel zu der höchsten Gebirgskette Südafrikas mit ihren bizarren Felsformationen und Gipfeln über 3000 m gefahren.
Doch nachdem wir endlich aus der Stadt raus sind, geht es hoch in den Royal Natal National Park der nördlichen Drakensberge. Es ist unglaublich: Unsere Lodge liegt mitten im Park auf einer Hochebene auf 2000 m. Von unsrem wunderschönen Chalet blicken wir direkt auf das „Amphitheater“ , eine sichelartige langgestreckte Felswand. Wie mit grünem Samt überzogen schimmern die Berghänge in der Sonne. Wasserfälle, Blumenwiesen, Adler: Eine Hochgebirgswelt, wie ich sie so noch nie gesehen habe.
Und von unserem Standort aus haben wir solch einen weiten Blick. Es ist, als schaute man vom Weltraum aus auf die Erde.
Es ist so still. Man hört nur das leise Rauschen eines weiter entfernten Wasserfalls und die Vögel.
Abends afrikanischer Sternenhimmel mit Milchstraße. Der Versuch, auch das zu fotografieren, scheitert. Dafür klappt es aber mit dem Sonneaufgang.
Das Wetter kann besser nicht sein, sowohl am Ankunftstag als auch heute morgen: Der klare Tag verlockt zu einer Gipfelwanderung. Was wir auch tun. Es ist nur schön! Wenn das Wetter so bleibt, erleben wir morgen einen wunderbaren zweiten Wandertag als Abschluss unsere Reise.