Reisen

Schlagwort: Blyde River Canyon

Nach außen zur Mitte

Paul und Marie haben in ihrem Garten ein Pflanzenlabyrinth angelegt. Es ist in der Nähe einer Erinnerungsstätte an ihren mit 14 Jahren verstorbenen Sohn. Ich war sehr irritiert, als wir  zur Mitte gehen wollten – ein großer alter Baum – aber der vorgegebene Weg uns von der eigentlichen Mitte wegführte. Man war versucht, vom Weg abzuweichen und über die Pflanzenabsperrungen zu springen. Und dann führte der Weg -umständlich, langsam, an unterschiedliche blühenden und duftenden Pflanzen vorbei – doch zum Kern. Und einer kleinen Sitzgelegenheit.

Beate hat gemeint, auf dem Rückweg dürfe man abkürzen.

Wie wahr!

Bedrohte Natur

Das Private ist politisch hieß es einmal in den alten Zeiten. Heute könnte man hinzufügen: Auch die Natur ist politisch. Paul und Maria, unsere ersten Gastgeber in Südafrika, sind keine Missionare. Sie  lassen die anderen sein wie sie sind. Aber ihr Paradies – ein kleines Stück „Naturwald“ in ihrer Region – ist akut bedroht: Durch große Compagnien, die den Wald roden, um die derzeit so beliebten wilden Orangen und Nüsse in großem Stil anzubauen. Den Wanderweg von ihrer Lodge über den Crocodile River hin zu dem Wald, gibt es nicht mehr: Es wird gerodet. Marlis, Henning, Florian, Julia, Katharina erinnern sich bestimmt an ähnliche Beobachtungen bei unserer Guatemala-Reise. Paul ist sehr deprimiert. Sein Park-Paradies ist bald nur noch eine kleine Insel innerhalb der Monokulturen. Ökonomisierung ohne Grenzen. Und um jeden Preis?

Ich habe ein Buch einer südafrikanischen Krimi-Newcomerin gelesen: Karkloof Blue.  Charlotte Otter beschreibt genau diese Entwicklung in Zulu-Natal um Pietermaritzburg. Lesenswert!

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Baumplanatagen am Blyde River

Von Freuden und Hürden eines Reisebeginns

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Blick von der Veranda unserer ersten Lodge auf ein kleines Paradies.

Es hatte alles so wunderbar geklappt: Der Flieger war frühzeitig morgens um 7:15 in Joburg gelandet, der Service im Flugzeug war vorzüglich, wir hatten Platz und Ruhe, um wirklich auch etwas zu schlafen.

Niemals hatte ich eine unkompliziertere Einreise in ein afrikanisches Land erlebt, Geldumtausch war ein Klacks und selbst das Auto erhielten wir im Handumdrehen. Übrigens ein neuer Honda – 6.000 km – mit ganz neuen Reifen! Ich war schon ein wenig perplex. So enfach hatte ich mir das alles nicht vorgestellt.  Dazu versprach der Tag – dem Himmel nach zu urteilen –  ebenso so wunderbar zu werden wie unsere Ankunft es bereits war. Und dann hat uns die andere Realität im Parkhaus auf dem Weg aus dem Flughafen eingeholt. Ein Polizist stoppte uns nach genau 200 Metern: Wir hätten ein Stopp-Schild überfahren und sollten zahlen. Nebenbei: Wir waren mit höchsten 20 km/h unterwegs. Ich weiß nicht, wie wir es geschafft haben  – u.a. mit Sätzen wie „Wir fahren sofort zurück zur Autovermietung!“ „Wir sind erst seit ein halben Stunde in ihrem schönen Land!“ „Wir haben nichts falsch gemacht!“, jedenfalls waren wir zwei Frauen wohl doch zu stur für den Herrn, der dachte, schnell ein paar Rand kassieren zu können – irgendwann ließ er uns fahren, um sich dem nächsten Touri-Wagen zuzuwenden.

Später erfuhren wir, dass dies derzeit eine ganz böse Sitte von Polizisten geworden ist. Man kassiert am ersten Stoppschild am Flughafen ab – was man nicht darf! -, bessert aber dadurch das sehr spärliche Gehalt auf. Viele Südafrikaner sind beschämt über dieser Verhalten ihrer Landsleute,

Wie dem auch sei, wir hatten die erste Hürde bewältigt, Beate chauffierte den Wagen professionell durch die Außenbezirke von Johannesburg auf die N 12. Ohne Navi übrigens, das deshalb nicht funktionierte, weil unsere erste Zieladresse  ihm offenbar unbekannt war. Aber wir hatten ja unser Tourbuch, nachdem wir uns richten konnten. So dachten wir!

Die ersten Eindrücke waren so ganz anders als das, was ich von Afrika bsher kannte: Eine perfekt ausgebaute Verkehrswegeinfrastruktur,  viele neue Siedlungen – Soweto liegt westelich, wir fuhren östlich – und es wurde immer grüner unter dem stahlblauen Himmel. Keine vetrocknete Erde, aber auch nicht meine so geliebten Ocker-orange-roten Farbspiele. Dafür fuhren wir bald entlang von endlos scheinenden Maisfeldern – der Mais steht gut, würde Klaus sagen, und Hubert würde kommenteren: „Größer als eine LPG!“ -überquerten Flüsse mit relativ hohem Pegelstand, und hatten ziemlich Verkehr auf der Autobahn mit dichtem Aufkommen von Kohlelastern, die das nahe Bergbaugebiet ansteuerten.

Und dann unsere zweite, fogenreiche Begegnung mit der Polizei. Nach Plan sind wir von der N 4, auf der wir mittlerweile unterwegs waren, auf eine kleinere Landstraße abgefahren. Und zum zweiten Mal stoppte uns ein Polizist. Diesmal mit seinem Wagen hinter uns. Wir fuhren links ran und dabei unglücklicherweise mit dem Reifen an einen scharfkantigen Stein.  Es rietschte und ratschte! Warum wir angehalten wurden,  st uns bis heute nicht ganz klat. Angeblich hätten wir ein Stoppschild überfahren. War es, weil wir für den Polizisten „Aliens“ waren – abseits der Hauptroute? Wir zahlten wieder nicht, es wurde uns nur gesagt, dass wir falsch seien und umkehren müssten. Was wir schnellstens taten.

Es begann eine Irrfahrt auf immer kleineren Straßen -jetzt auch mit Schlaglöchern, aufkommender Panik, weil die Tourbuchbeschreibung so gar nicht zur Landkarte oder gar zur Beschilderung passen wollten. Wir wollten nach Schoemanskloof, aber weder der Navi noch unsere Beschreibung wiesen uns den Weg!  Bei einer Rast- und Landkartenrecherchepause stellten wir dann das nächste Malheur fest: Der Reifen hatte zwei dicke Löcher im Gummi – bis aufs Netz. Gott sei Dank an der Seite. Die Luft hielt noch.

Halb intuitiv, halb nach der Logik der Lankarte machten wir das Richtige und kehrten auf die N 4 zurück. Irgedwann – gegen 15:00 am Nachmittag – entdeckten wir das Schild: Old Joe’s Kaia – unsere erste Übernachtung. Es wäre so einfach gewesen! Leider hatte das Tourbuch Straßen ausgewiesen, die es seit dem Jahr 2000  nicht mehr gibt, wie uns dann darüber verzweifelter  Lodgebesitzer Paul detailliert erklärte.

Dafür waren wir in einem kleinen Paradies in den Ausläufern der Drakensberge gelandet: Eine keine Lodge mit ins ich so herzlichen Gastgebern – Marie und Paul, die alles ganz persönlich und liebevoll eingerichtet haben. Kein Luxus, nicht alles ist perfekt – aber stimmig und gemütlich. Das beste ist die Terasse mit Blick auf die Berge und ein verwunschenes Parkgelände mit Bäumen und blühenden Sträuchern aller Arten: Azaleen,  Bananen, Mangos und Avocados, Wandelröschen, uralte Bäume, Schlingpflanzen.  Das alles beheimatet von Vögeln, Libellen und Fröschen aus dem nahen Crocodile-River (die Moskitos halten sich zurück!). Der recht frühzeitige Sun-Downer, der nach den Erlebnissen etwas üppiger ausfiel, wird je dunkler es wird, von einer wunderbare Geräuschkulisse begleitet. Über uns ein afrikanischer Sternenhimmel wie im Bilderbuch!

Ich esse erstmals vergan – und das wie in einer 2-Sterne-Küche. Ich hätte mir niemals erträumen können, was man – in diesem Fall ist „man“ Maria, die Chefin, die, wie sie sagt, „aus Leidenschaft kocht“ – ohne Fleich und tierische Produkte so unglaublich Schkmackhaftes kochen kann: Es fehlt an Nichts: Die Butter aus Kokosnussmilch, Falafel mit Roten Beeten, Eis und Kuchen – es war vom Allerfeinsten. Dazu vorzüglichen Wein. Es fehlt uns an nichts. Zwischdurch springt mal ein Frosch durch das Speisezimmer, schwirrt ein schmetterlingsgroße Motte um die Lampe oder es verirrt sich eine Libelle.  Ein kleines Paradies – aber akut bedroht. Davon im nächsten Blog.

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