Wolkenfolgen

Reisen

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Nachts am Fluss

DSCN7661Wir sitzen in der Dunkelheit auf unserer Veranda und lauschen dem naechtlichen Konzert:

Die Grundmelodie kommt von der anderen Flusseite und ist ein Geraeuschteppich, den unterschiedliche Grillenarten fabrizieren. Dann ein Solopart ganz in unserer Naehe. Jetzt setzt ein Vogel wie eine Klarinette ein – er ist wohl ein Nachtschwaermer – und jetzt ein Bass – die Flusspferde mischen sich ein, tief grunzend und prustend: afrikanisches Wasserkonzert.

Caprivi-Strip: Die Idylle truegt

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Nördlich von Grootfontein ist Schwarzafrika: Es gibt keine Zauene mehr, Rinder- und Ziegenherden queren die Straße, links und rechts reihen sich kleine Ansammlungen von Hütten in traditioneller Bauweise.

Besonders im Caprivi sind das schilfgedeckte Rundhuetten, die Waende teilweise auch nur aus Schilf und Holz, teilweise aus Schilf und Lehm (Das Material wird von toten Termitenhuegeln genommen, mit Wasser gemischt: Es ist sehr hart und haltbar).

Ein Familienverbund bewohnt eine Ansiedlung, die mit einem Schilfzaun rundum geschuetzt ist. Wir sehen von Ochsen gezogene Karren – nicht auf Raedern, sondern auf Kufen. Was so afrikanisch wie im Bilderbuch aussieht, ist bitterste Armut.

Kaum jemand hat Arbeit. Glück hat, wer einen Job im Tourismus findet.

Viele verdingen sich als Wanderarbeiter, weil die Rinder und der Gemueseanbau nicht genug abwerfen.   Geschaefte kann man kaum machen, weil niemand Geld zum Kaufen hat. Manchen versuchen es mit Brennholz- oder Schilfbuendeln oder kleinen Schnitzereien fuer die vorbeifahrenden Touristen.

Nur diejenigen  Doerfer haben Strom, die eine Schule haben – obwohl die grosse Stromtrasse parallel zur Strasse verlaueft. 400 Meter Stromkabel zu verlegen, wie es unser Guide tun wollte, kosten 28.000 Namibia-Dollar (ca. 2.000 Euro) – unbezahlbar auch fuer einen Angestellten.

Bis letztes Jahr waren 12 Jahre Schule zwar Standard, aber die Eltern mussten ab Klasse 7 Schulgeld (neben der Finanzierug der Schuluniform) zahlen. Die Konsequenz muss nicht berichtet werden. Auch unser Guide musste nach der 7.Klasse die Schule verlassen, weil die Mutter kein Geld hatte.

Erst seit 2015 ist die Schule bis zum Abschluss kostenfrei. EIN LICHTBLICK!

Bloggerhuerden

DSCN7571Ich entschuldige mich jetzt schon mal auch fuer alle folgenden Tippfehler – das Tablet und meine dicken Finger werden in diesem Urlaub keine Freunde mehr.

Ach ja, noch einTipp: Wenn Ihr auf die Fotos klickt, koennt ihr sie auch groesser ansehen. Ich habe die Pixel nur etwas reduziert, damit nicht so viel Speicher verbraucht wird.

Am Grenzfluss

DSCN7575Wir sitzen am Nacmittag direkt am Kavango und lassen es uns gut gehen. Hubert beobachtet mit dem Fernglas die Fischer, die auf der anderen Flusseite ihre Netze auslegen – in Angola. Ich blogge ein wenig und schaue immer wieder auf einen Stein im Fluss, wo seit ueber einer Stunde ein kleiner Reiher fast regungslos steht.

Die Fahrt von Grootfontein bis nach Rundu dauerte keine 3 Stunden, eine schnurgerade Strecke durch semiarides Gelaende – eingezauente Rinder-und Jagdfarmen – erst nach dem Veterinaerzaun, hinter dem das Kavango-Land beginnt, enden die Zaeune. Einfache, schilfgedeckte Huetten säumen jetzt die Route, spaeter – kurz vor Rundu – sind es Wellblechhuetten.

„Große Quelle“ und kaum Wasser

DSCN7537Die Dornhuegel-Farm liegt unweit von Grootfontein in einer Karstlandlandschaft mit vielen unterirdischen Wasseradern. Weil deshalb Ackerbau betrieben werden kann, nennt man die Gegend auch das Maisdreieck Namibias.

Grootfontein – grossse Qelle – ist Africaans. Nur fehlt es seit ueber 2 Jahren an Wasser. Das letzte Mal geregnet hat es im April – und das gerade mal 200 ml. Die Farmer reduzieren ihre Rinderherden, weil alles abgeweidet ist und sie zufuettern muessen.

Die Dornhuegel-Farm ist keine wie jene der Familie Gaukler, die wir vor 3 Jahren besuchten. Dort hat der Sohn den Hof vom Vater uebernommen, ist mit Herz und Seele Farmer, der uns bei der abendlichen Rundfahrt jedes Kraut einzeln beschrieben hat und fast missionarisch von seinem Konzept der oekologischen Schafshaltung in Trockengebieten erzaehlte.

Hier dagegen sind die Besitzer aus Hamburg („Firma Edding“) und nicht staendig im Land, die traditionell bewirtschaftete Rinderfarm ist getrennt vom Gaestehaus.

Trotzdem fuehlen wir uns wohl: Auf der Rundfahrt durchs Farmland mit einer jungen Familie aus Karlsruhe, die neben uns die einzigen Gaeste sind, herrscht eine sommerlich-heitere Abendstimmung. Wir sehen Antilopen, Geier, einen Schakal und – kurios – ein Pferdezebra, gezuechtet vom Besitzer, der als Pferdeliebhaber hier auch eine Zucht mit Pferden aus Lesotho betreibt.

Erst nach einem herrlichen Sonnenuntergang kehren wir zum Gaestehaus zurueck.

Das Essen mit Gemüse aus eigenem Anbau und das geraeucherte Kudu-Fleisch ist koestlich.  Leider bin ich zu muede, um mit den anderen noch am Lagerfeuer zu erzaehlen. Gute Nacht!

Von Sternen im Himmel und einem Meteorit bei Grootfontein

DSCN7470Es ist so still hier in Namibia, wohltuend still. Und wenn die Sonne untergegangen ist und sich der Sternenhimmel mit seiner ueberwaeltigenden Pracht zeigt, koennen einem fast die Traenen der Ruehrung kommen vor soviel dunklem Glanz.

Die Milchstrasse ist ganz nah – und Millionen anderer Sterne.

Leider nicht zum Fotografieren – jedenfalls nicht mit meiner Kamera! Muss auch nicht sein.DSCN7475

Dafuer habe ich heute den Meteoriten Hoba ins Bild bekommen. Ein Koloss von 6o Tonnen, der zu ueber 80 Prozent aus Eisen besteht. Gruss aus dem Weltall!

Zu diesem „Ausserirdischen“ haben wir einen Abstecher gemacht, nachdem wir vom Waterberg auf einer guten Piste Richtung  Dornhuegel-Farm aufgebrochen sind. Da sind wir gut angekommen – ich sitze im Schatten, Hubert liegt am Pool, und am Nachmittag machen wir eine Farmrundfahrt. Langsam faellt die Hektik von uns ab.DSCN74720

Waterberg II

Jetzt will ich zuerst auf eine Frage in Annettes Kommentar antworten: Der Waterberg ist eine Gesteinsformation, die der Erosion widerstanden hat und sich 80 Kilometer lang und ca. 10 Kilomter breit aus der Hochebene erhebt. Im Gestein gibt es zahlreicheDSCN7412 Quellen, weshalb das gesamte Gebiet relativ gruen ist. Jetzt im Fruehling, wenn die Akazien bluehen, hat das seinen besonderen Reiz.

Das Wasser ist aber auch wichtig fuer die Versorgung der Hauptstadt-Bevoelkerung: Ein Kanal, teilweise oberirdisch, fuehrt bis nach Windhoek.

Menschenskind

Jai-Jai, unser liebenswerter Guide zu den Rhinos (und auch zu einer kleinen Gnu-Herde), ist das Kind einer bittersuessen Romanze zwischen einem jungen Herero und einem portugiesischen Maedchen zu der Zeit, als das Salazar-Regime zu Ende ging, also so um 1976. Fuer die Grosseltern muetterlicherseits war die Liaison mit Folgen natuerlich die groesste aller Katastrophen!

Die Familie verließ den Caprivi, wo sich das Ganze zugetragen hatte, und ging zurück nach Portugal.

Der junge Vater zog mit dem Sohn nach Okakarara, einem kleinen Ort am Fusse des Waterbergs, wo er sich als Fahrer sein Geld verdiente und den Sohn – recht aussergewöhnlich –  alleine grosszog.

Jai-Jai ist im Buschland und mit den Tieren dort gross geworden. Er hat nie eine Ausbildung zum Guide gemacht. Es ist faszinierend, wie er die unterschiedlichen Spuren lesen und ihnen folgen kann.

Er sagt, er liebt die Breitmaulnashoerner auch deshalb, weil sie als Paar zusammen sind – und weil sich die Mutter so um ihre Kinder sorgt.

Am Waterberg

DSCN4115DSCN4234Es war eine sehr gute Entscheidung, die Tour dort zu beginnen, wo unsere letzte aufgehört hatte: am Waterberg. Nicht nur, dass eine gewisse Vertrautheit auf dem Weg dorthin ein wenig den Anfangsstress nahm – vor allem auf dem ersten Sandpistenteil den Waterberg hinauf -, auch musste die Wirklichkeit nicht vor der schönen Erinnerung zurück stecken. Alles stimmte noch: Der weite Horizont, die Farben des roten Sandsteins, die bizarre „Krone“ aus Steinbloecken, die auf dem Tafelberg sitzt und die Ausguck fuer die Paviane ist; die huebschen Steinlodges mit dem Quellwasser-Tauchloch davor, die Kolonien von Dassies, die es sich ebenfalls auf dem warmen Sanstein bequem machen, die freundlichen Menschen.

Und auch das nachdenkliche Gefuehl meldete sich wieder, an einem jetzt paradiesischen Ort zu sein, auf dem vor etwas ueber 100 Jahren ein Genozid stattgefunden hat, veruebt von deutschen Kolonialisten an den Hereros, die sich dagegen wehren wollten, dass die fremden Weißen ihnen immer mehr Land abnahmen. Vergeblich!

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