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Kategorie: Namibia-Botswana 2015

Vom Waterberg über den Caprivi bis zum Okavango-Delta

Route 2015: Vom Waterberg über den Caprivi bis zum Okavango-Delta

 

Reiseverlauf 2015

Von Windhoek (Start und Ziel unserer Rundreise) geht es erst einmal in ein Gebiet, das uns von unserer Namibia-Reise 2012 bekannt ist: der Waterberg. Die Dornhügel Guestfarm bei Grootfontein ist Zwischenstation  auf dem Weg nach Rundu. Durch den Caprivistrip und den „Caprivi-Zipfel“ wollen wir  in den Mamili-Park, bevor wir  bei Kasane die Grenze zu Botswana erreichen. Von dort planen wir – nach einem Abstecher zu den Vic-Falls –  nach Süden zu den Salzpfannen zu fahren. Dann nähern wir uns dem Höhepunkt der Reise, dem Okavago-Delta mit dem Moremi

Wildschutzgebiet. Wir fliegen von Maun aus zu zwei unterschiedlich gelegenen Lodges im Delta.  Nach vier Tagen wollen wir von Maun aus auf dem Trans-Kalahari Highway weiter Richtung Ghanzi, an den Rand der Kalahari. Die letzte Nacht verbringen wir wieder auf einer Guestfarm in Namibia, bevor wir abends von Windhoek Richtung Deutschland fliegen.

Hallo Ihr lieben Daheimgebliebenen!

Es ist mal wieder einer meiner etwas spleenigen Einfälle – einen Blog über unsere Reise nach Namibia und Botswana  für meine Freunde und Freundinnen in Mainz und anderswo zu schreiben.

Dabei hatte ich bis vor ein paar Stunden noch nicht einmal eine Ahnung, wie man so eine Website einrichtet.

Aber, wer nicht wagt, der nicht gewinnt – und es scheint ja zu klappen!

Ich wünsche Euch und uns viel Spaß!

Vorfreudige Unruhe

Der Schreibtisch an der Uni ist noch voll, die To-Do-Liste immer noch nicht ganz abgearbeitet, die Übergaben an Kolleginnen und Kollegen stehen zum Teil noch aus – und trotzdem gribbelt es: Irgendwie ist es ganz gut, dass wir erst am Montag abend fliegen – denn so haben wir das  Wochenende, um in Ruhe zu packen.

Es kann jetzt eigentlich losgehen!

Man glaubt es kaum, aber der Blog steht! Geschafft habe ich das nur, weil ein junger Kollege mir eine Ersteinweisung gegeben hat und mein lieber Freund Olli mir über die letzten Hindernisse geholfen hat! Dank an Euch beide!

Jetzt muss nur noch unterwegs alles klappen: Dann kann ich mich erstmals wieder vom Waterberg aus melden.

Die Rhinos waren doch nicht schneller!

DSCN7333Es sollte eigentlich nur eine Wanderung im Buschland unterhalb des Waterbergs werden, weil wir uns am Morgen nach dem anstrengenden Nachtflug und der anschließenden Autofahrt ueber 350 km zur Waterberg Plateau Lodge etwas „die Beine vertreten“ wollten.

Aber Jai-Jai, unser Guide, fuer den wir an diesem Morgen kurz nach 8 Uhr die einzigen Touristen waren, hatte anderes mit uns vor: Rhinos finden!

Aber daran glaubte ich eigentlich nicht,  denn in den ersten beiden Stunden sahen wir zwar ungezaehlte Spuren  und Hinterlassenschafften von Antilopen, Straußen, Giraffen und Kudus, auch einen wunderbar farbigen Hornbill, aber keinen einzigen Vierbeiner. Aber das tat der wunderbaren Morgenwanderung zwischen bluehenden Akazien, Kalahari-Shepard-Trees und ungezaehlten riesigen Termitenbauten aus dem roten Sand der Buschsavanne keinen Abbruch, denn Jai-Jai wusste immer Neues zu erzaehlen. So ueber eine Pflanze, die aussieht wie die Hoerner eines Oryx. Die Buschmaenner bauten daraus toedliche Tierfallen. Fuer manche Tierarten, wie den Pavian, ist ihr Saft Medizin, Menschen sollten ihn lieber nicht versuchen.

Dann sahen wir frische Spuren: 3 Rhinos, eine Giraffe und eine Elanantilope! Es dauerte noch eine Stunde, im Zick-Zack durch den Busch. Die Rhinos, so unser Guide, seien auf der Suche nach einer Stelle fuer ihr Mittagsschlaefchen, stoppten auch nicht, um zu fressen und seien deshalb immer schneller als wir. Und dann standen sie plötzlich vor uns auf einem Platz ganz nahe an einer Wasserstelle: Drei riesige Urgetueme, wie aus einer anderen Welt, die uns ansahen und sich in unsere Richtung bewegten. Panik! Doch Jai- Jai sprach laut mit den Tieren („Ich kenne sie gut, wir unterhalten uns“),  sie stoppten und verloren das Interesse an uns.

Es sind drei von ursprünglich 4 Breitmaulrhinos, zwei aus Suedafrika, zwei aus Namibia, die hier angesiedelt wurden.

Normalerweise sieht man die Tiere, die bei Gefahr aggressiv werden koennen, nur aus gebuehrender Entfernung und aus dem Auto. Wir stehen ihnen im Abstand von wenigen Metern gegenüber – Auge in Auge!

Am Ende haben alle ihren Spaß: Unser Guide, der in seiner Ehre verletzt gewesen waere, haette er die Rhinos NICHT gefunden, die Rhinos, die sich vor ihrem Mittagsschlaf noch einmal in Pose werfen konnten, und wir, die nach 3 Stunden durch den Busch auf diese Urtiere getroffen sind. Nur ich selbst hatte noch eine etwas erhoehten Blutdruck:“Ich habe ein Herz und ich habe mein Hirn – also brauche ich keine Waffe!“ So weit Jai-Jai.

Naja!

Alles auf Anfang

DSCN7247Die Rhinos waren so faszinierend, dass ich diese Geschichte erst erzählen musste.

Los ging es mit kaltem Wind, fruemorgens in Winhoek – gefuehlte 20 Grad kaelter als in Deutschland, abe schon sonnig um 7 Uhr fruehmorgens.

Zwar sind wir schon um 5:30 in der Dunkelheit bei fast vollem Mond gelandet, die Autovermietung oeffnete aber erst um 8 Uhr.

Also warten und in der Sonne frieren.

Dann dauerte es nochmal 2 Stunden, bis wir ins Auto eingewiesen waren – wir stellten uns auch nicht gerade  besonders geschickt an , was ich mal vor allem der Uebermuedung zuschreibe.

Aber – oh Wunder! – Hubert, der anfangs sehr mit dem Auto und der Automtik gehadert hatte, gewoehnt sich super schnell. Er faehrt durch Windhoek fast wie durch Mainz, der Linksverkehr ist gar kein Problem, und bald sind wir auf der B1 in Richtung Okahandja. Die sehr gut ausgebaute Strasse – anfangs sogar Autobahn in Bau (Kathrin Eder lässt gruessen) -, fuehrt schnurgerade durch die Hochebene, buschiges Farmland soweit das Auge reicht. Und natürlich sind die unglaublich großen  Farmen eingezaeunt. Auch ein koloniales Erbe, denn das weite Land gehoert wenigen Weisen Die Frmen haben immer noch nostalgische Namen: Hohenfels, Schwarzwald. Wir fahren praktisch „im Transit“, links und rechts Zaun, gut 200 Kilometer. Nur die Warzenschweine finden den Weg durch den Zaun. Besser gesagt: Unter dem Zaun hindurch – denn oben ist er mit NATO-Daht gesichert wie in Ungarn derzeit. Wir sehen Hunderte Warzenschweine links und rechts auf dem Seitenstreifen grasen. Unfaelle mit ihnen sind haeufig und enden oft toetlich.

In Okahandja kaufen wir Wasser und Brot ein, trinken Kaffee in demselben Cafe, in dem wir vor 3 Jahren Stopp gemacht haben, und Hubert isst den gleichen Kuchen , der ihm schon vor 3 Jahren zu suess war.

Endlich der Abzweig zum Waterberg!

Am Waterberg

DSCN4115DSCN4234Es war eine sehr gute Entscheidung, die Tour dort zu beginnen, wo unsere letzte aufgehört hatte: am Waterberg. Nicht nur, dass eine gewisse Vertrautheit auf dem Weg dorthin ein wenig den Anfangsstress nahm – vor allem auf dem ersten Sandpistenteil den Waterberg hinauf -, auch musste die Wirklichkeit nicht vor der schönen Erinnerung zurück stecken. Alles stimmte noch: Der weite Horizont, die Farben des roten Sandsteins, die bizarre „Krone“ aus Steinbloecken, die auf dem Tafelberg sitzt und die Ausguck fuer die Paviane ist; die huebschen Steinlodges mit dem Quellwasser-Tauchloch davor, die Kolonien von Dassies, die es sich ebenfalls auf dem warmen Sanstein bequem machen, die freundlichen Menschen.

Und auch das nachdenkliche Gefuehl meldete sich wieder, an einem jetzt paradiesischen Ort zu sein, auf dem vor etwas ueber 100 Jahren ein Genozid stattgefunden hat, veruebt von deutschen Kolonialisten an den Hereros, die sich dagegen wehren wollten, dass die fremden Weißen ihnen immer mehr Land abnahmen. Vergeblich!

Menschenskind

Jai-Jai, unser liebenswerter Guide zu den Rhinos (und auch zu einer kleinen Gnu-Herde), ist das Kind einer bittersuessen Romanze zwischen einem jungen Herero und einem portugiesischen Maedchen zu der Zeit, als das Salazar-Regime zu Ende ging, also so um 1976. Fuer die Grosseltern muetterlicherseits war die Liaison mit Folgen natuerlich die groesste aller Katastrophen!

Die Familie verließ den Caprivi, wo sich das Ganze zugetragen hatte, und ging zurück nach Portugal.

Der junge Vater zog mit dem Sohn nach Okakarara, einem kleinen Ort am Fusse des Waterbergs, wo er sich als Fahrer sein Geld verdiente und den Sohn – recht aussergewöhnlich –  alleine grosszog.

Jai-Jai ist im Buschland und mit den Tieren dort gross geworden. Er hat nie eine Ausbildung zum Guide gemacht. Es ist faszinierend, wie er die unterschiedlichen Spuren lesen und ihnen folgen kann.

Er sagt, er liebt die Breitmaulnashoerner auch deshalb, weil sie als Paar zusammen sind – und weil sich die Mutter so um ihre Kinder sorgt.

Waterberg II

Jetzt will ich zuerst auf eine Frage in Annettes Kommentar antworten: Der Waterberg ist eine Gesteinsformation, die der Erosion widerstanden hat und sich 80 Kilometer lang und ca. 10 Kilomter breit aus der Hochebene erhebt. Im Gestein gibt es zahlreicheDSCN7412 Quellen, weshalb das gesamte Gebiet relativ gruen ist. Jetzt im Fruehling, wenn die Akazien bluehen, hat das seinen besonderen Reiz.

Das Wasser ist aber auch wichtig fuer die Versorgung der Hauptstadt-Bevoelkerung: Ein Kanal, teilweise oberirdisch, fuehrt bis nach Windhoek.

Von Sternen im Himmel und einem Meteorit bei Grootfontein

DSCN7470Es ist so still hier in Namibia, wohltuend still. Und wenn die Sonne untergegangen ist und sich der Sternenhimmel mit seiner ueberwaeltigenden Pracht zeigt, koennen einem fast die Traenen der Ruehrung kommen vor soviel dunklem Glanz.

Die Milchstrasse ist ganz nah – und Millionen anderer Sterne.

Leider nicht zum Fotografieren – jedenfalls nicht mit meiner Kamera! Muss auch nicht sein.DSCN7475

Dafuer habe ich heute den Meteoriten Hoba ins Bild bekommen. Ein Koloss von 6o Tonnen, der zu ueber 80 Prozent aus Eisen besteht. Gruss aus dem Weltall!

Zu diesem „Ausserirdischen“ haben wir einen Abstecher gemacht, nachdem wir vom Waterberg auf einer guten Piste Richtung  Dornhuegel-Farm aufgebrochen sind. Da sind wir gut angekommen – ich sitze im Schatten, Hubert liegt am Pool, und am Nachmittag machen wir eine Farmrundfahrt. Langsam faellt die Hektik von uns ab.DSCN74720

„Große Quelle“ und kaum Wasser

DSCN7537Die Dornhuegel-Farm liegt unweit von Grootfontein in einer Karstlandlandschaft mit vielen unterirdischen Wasseradern. Weil deshalb Ackerbau betrieben werden kann, nennt man die Gegend auch das Maisdreieck Namibias.

Grootfontein – grossse Qelle – ist Africaans. Nur fehlt es seit ueber 2 Jahren an Wasser. Das letzte Mal geregnet hat es im April – und das gerade mal 200 ml. Die Farmer reduzieren ihre Rinderherden, weil alles abgeweidet ist und sie zufuettern muessen.

Die Dornhuegel-Farm ist keine wie jene der Familie Gaukler, die wir vor 3 Jahren besuchten. Dort hat der Sohn den Hof vom Vater uebernommen, ist mit Herz und Seele Farmer, der uns bei der abendlichen Rundfahrt jedes Kraut einzeln beschrieben hat und fast missionarisch von seinem Konzept der oekologischen Schafshaltung in Trockengebieten erzaehlte.

Hier dagegen sind die Besitzer aus Hamburg („Firma Edding“) und nicht staendig im Land, die traditionell bewirtschaftete Rinderfarm ist getrennt vom Gaestehaus.

Trotzdem fuehlen wir uns wohl: Auf der Rundfahrt durchs Farmland mit einer jungen Familie aus Karlsruhe, die neben uns die einzigen Gaeste sind, herrscht eine sommerlich-heitere Abendstimmung. Wir sehen Antilopen, Geier, einen Schakal und – kurios – ein Pferdezebra, gezuechtet vom Besitzer, der als Pferdeliebhaber hier auch eine Zucht mit Pferden aus Lesotho betreibt.

Erst nach einem herrlichen Sonnenuntergang kehren wir zum Gaestehaus zurueck.

Das Essen mit Gemüse aus eigenem Anbau und das geraeucherte Kudu-Fleisch ist koestlich.  Leider bin ich zu muede, um mit den anderen noch am Lagerfeuer zu erzaehlen. Gute Nacht!

Am Grenzfluss

DSCN7575Wir sitzen am Nacmittag direkt am Kavango und lassen es uns gut gehen. Hubert beobachtet mit dem Fernglas die Fischer, die auf der anderen Flusseite ihre Netze auslegen – in Angola. Ich blogge ein wenig und schaue immer wieder auf einen Stein im Fluss, wo seit ueber einer Stunde ein kleiner Reiher fast regungslos steht.

Die Fahrt von Grootfontein bis nach Rundu dauerte keine 3 Stunden, eine schnurgerade Strecke durch semiarides Gelaende – eingezauente Rinder-und Jagdfarmen – erst nach dem Veterinaerzaun, hinter dem das Kavango-Land beginnt, enden die Zaeune. Einfache, schilfgedeckte Huetten säumen jetzt die Route, spaeter – kurz vor Rundu – sind es Wellblechhuetten.

Bloggerhuerden

DSCN7571Ich entschuldige mich jetzt schon mal auch fuer alle folgenden Tippfehler – das Tablet und meine dicken Finger werden in diesem Urlaub keine Freunde mehr.

Ach ja, noch einTipp: Wenn Ihr auf die Fotos klickt, koennt ihr sie auch groesser ansehen. Ich habe die Pixel nur etwas reduziert, damit nicht so viel Speicher verbraucht wird.

Caprivi-Strip: Die Idylle truegt

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Nördlich von Grootfontein ist Schwarzafrika: Es gibt keine Zauene mehr, Rinder- und Ziegenherden queren die Straße, links und rechts reihen sich kleine Ansammlungen von Hütten in traditioneller Bauweise.

Besonders im Caprivi sind das schilfgedeckte Rundhuetten, die Waende teilweise auch nur aus Schilf und Holz, teilweise aus Schilf und Lehm (Das Material wird von toten Termitenhuegeln genommen, mit Wasser gemischt: Es ist sehr hart und haltbar).

Ein Familienverbund bewohnt eine Ansiedlung, die mit einem Schilfzaun rundum geschuetzt ist. Wir sehen von Ochsen gezogene Karren – nicht auf Raedern, sondern auf Kufen. Was so afrikanisch wie im Bilderbuch aussieht, ist bitterste Armut.

Kaum jemand hat Arbeit. Glück hat, wer einen Job im Tourismus findet.

Viele verdingen sich als Wanderarbeiter, weil die Rinder und der Gemueseanbau nicht genug abwerfen.   Geschaefte kann man kaum machen, weil niemand Geld zum Kaufen hat. Manchen versuchen es mit Brennholz- oder Schilfbuendeln oder kleinen Schnitzereien fuer die vorbeifahrenden Touristen.

Nur diejenigen  Doerfer haben Strom, die eine Schule haben – obwohl die grosse Stromtrasse parallel zur Strasse verlaueft. 400 Meter Stromkabel zu verlegen, wie es unser Guide tun wollte, kosten 28.000 Namibia-Dollar (ca. 2.000 Euro) – unbezahlbar auch fuer einen Angestellten.

Bis letztes Jahr waren 12 Jahre Schule zwar Standard, aber die Eltern mussten ab Klasse 7 Schulgeld (neben der Finanzierug der Schuluniform) zahlen. Die Konsequenz muss nicht berichtet werden. Auch unser Guide musste nach der 7.Klasse die Schule verlassen, weil die Mutter kein Geld hatte.

Erst seit 2015 ist die Schule bis zum Abschluss kostenfrei. EIN LICHTBLICK!

Nachts am Fluss

DSCN7661Wir sitzen in der Dunkelheit auf unserer Veranda und lauschen dem naechtlichen Konzert:

Die Grundmelodie kommt von der anderen Flusseite und ist ein Geraeuschteppich, den unterschiedliche Grillenarten fabrizieren. Dann ein Solopart ganz in unserer Naehe. Jetzt setzt ein Vogel wie eine Klarinette ein – er ist wohl ein Nachtschwaermer – und jetzt ein Bass – die Flusspferde mischen sich ein, tief grunzend und prustend: afrikanisches Wasserkonzert.

Kleiner Grenzverkehr und Schrebergaerten

Direkt bei der Hakusembe-Lodge spielt sich der kleine Grenzverkehr zwischen Namibia uns Angola ab: Auf Mokoro-Booten (die sind so schmal, dass ich auf keinen Fall damit fahren werde!) werden besonders gegen Abend Mensch und Material transportiert. In Angola ist alles billiger, aber in Namibia gibt es Dinge, die es auf der anderen Seite nicht zu kaufen gibt. Nichts erinnert mehr daran, dass die Gegend um Rundu einmal Aufmarschgebiet der suedafrikanischen Armee gegen die SWAPO gewesen war und scharf geschossen wurde.

Der Kavango ist auch nur oberflaechlich eine Sprachgrenze zwischen dem Englischen und dem Portugiesischen. Auf beiden Seiten des Flusses leben Bantu-Voelker, die zwar nicht die Amtsprache der Menschen auf der anderen Seite verstehen, sich aber in ihrer eigentlichen Muttersprache, einem Bantu-Idiom, bestens unterhalten.

Das merken wir bei einer Bootsfahrt am spaeten Nachmittag: Der Bootsfahrer schippert auf die angolanische Seite, nicht nur, weil es dort die groesseren Krokodile zu sehen gibt, sondern auch, um mit den netten Angolanerinnen ein Schwaetzchen zu halten, die dort – in ihren Flussgaerten – alle Sorten von Gemuese anbauen.

Kontrastprogramm

Wir sitzen am Kavango in unserer tended Lodge. Die gesamte Anlage hat schon bessere Tage gesehen, aber  die Aussicht auf den Fluss und die im Wasser doesenden Flusspferde, die ab und an kurz und grunzend die Seitenlage wechseln, ist irreal.

Dieses Grunzen muss aus der tiefsten Tiefe des Flusspferd-Koerpers kommen. Bei diesem Resonanzboden klingt derDSCN7793DSCN7797

Laut eines Tieres, das in der Flussmitte liegt, als laege es direkt zu unseren Fuessen.

Der Busch brennt

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Der Brandgeruch liegt immer noch in der Luft. Auf dem Weg in den „Zipfel“ des Caprivi wollen wir 2 Naechte in der Nkasa Lupala Lodge, direkt am gleichnamigen Park (frueher Mamili-Park) Station machen, dort, wo Namibia wie eine Halbinsel nach Botswana hineinreicht.

Das Camp liegt tatsaechlich abseits der Strassen – und wir muessen 11 Kilometer durch teilweise tiefen Sand hinein in den Busch fahren (Hubert scheint das Spass zu machen, ich bin ein wenig panisch!)

Bereits auf dem Weg sehen wir kleine Feuerherde. Da sind wir aber noch ganz zuversichtlich. Die Lodge selbst  – ein oekologisches Vorzeigeprojekt, geleitet von einer jungen italienischstaemmigen Familie mit Kleinkindern, liegt idyllisch an einem der vielen Seitenfluesse des Linyanti, die hier ein „kleines Okavango-Delta“ bilden.

Von der erhoehten Terasse sehen wir jetzt mindestens 6 Brandherde. Die Gemeinden in Namibia und Botswana fackeln auch in den Parks das  alte Gras kontrolliert ab, damit das neue Platz hat. Ich will jetzt nicht darueber urteilen, ob das sehr sinnvoll ist – es sei hier Tradition, sagt man uns.

Dann entfacht der Wind das Feuer. Die Flammen werden immer hoeher, die Feuerwand vor uns breiter.  Der Lodge-Besitzer ist fuer kurze Zeit auch beunruhigt, weil es sein koennte, dass das Feuer „ueber den Fluss springt“: Er schickt seine Leute mit dem Mokoro zu den riskanten Sellen. Aber die Gefahr ist gebannt. Ich hatte mich allerdings schon abfahrtbereit gemacht.

Dann fragt uns der Familienvater, ob wir mit zum Fluss wollen, zum Feuer, um die Voegel zu beobachten. Tausende- vor allem die Beet-Eater – sind dort durch das Feuer aufgescheucht. Es ist fuer sie Todesgefahr und Festmahl zugleich, denn hier gibt es jetzt Insekten in Huelle und Fuelle.

Ich fotografiere Voegel und Feuerwand. Ein zwiespaeltiges Gefuehl, weil von der Situation auch eine gewisse Faszination ausgeht.

Abends sitzen alle Gaeste und die Lodge-Mitglieder an einer langenTafel auf der Terasse zum Essen. Vor uns leuchten in der afrikanischen Nacht glutrot die Brandherde entlang der anderen Flussseite. Ich schlafe schlecht diese Nacht, obwohl das Zelt sehr gemuetlich ist.

Es gibt kein anderes Wort: Grossartig

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Die Nkasa Lupala Loge ist ein Camp der Extreme: Gestern das Feuer, heute das wirklich grossartigste Tiererlebnis unserer bisherigen Reise.

Ich habe heute Morgen eine Wanderung mit einem Flitterwochen-Paar aus Wiesbaden unternommen. Ein paar Meter muessen wir noch mit dem Jeep ins Gelaende fahren, bevor wir loslaufen koennen. Doch kaum sind wir um die Ecke gefahren, stossen wir auf 2 Elefantenfamilien – mindestens 30 Tiere – die unsere Route queren. Sie sind uns ganz nah.

Nach der 2stuendigen Wanderung mit einem bewaffneten Ranger – ganz schoen beeindruckend! -, will ich Hubert, der bei der Waerme nicht laufen wollte, weil man da „ja sowieso wenig sieht“ – von seinen verpassten Erlebnissen erzaehlen. Doch der steht auf unserer Lodge-Veranda und beobachtet direkt vor sich die Elefantenfamilien von heute morgen, wie sie baden und trinken.

Einige ziehen gemaechlich ueber den Fluss und fressen von den Zweigen der Baueme direkt an den Zelten. Wir und die anderen 4 Lodgegaeste koennen die Dickhaueter mindestens 45 Minuten beobachten. Ihre ehrwuerdigen, ganz langsamen Bewegungen, die dicke, tausendfaltige Haut, die bei den grossen Tieren aussieht, als sei es ein graugeriffelter Brokatueberwurf. Die Stosszaehne der Alten haben – wie bei uns – die besten Tage schon gesehen: Schorfig, nicht mehr „strahlend weiss“ und durch jahrzehntelange Futtersuche und den harten Ueberlebenskampf fehlen zuweilen ganze Stuecke.

Auch das Sozialverhalten aehnelt in vielem dem des Menschen: kleine Grabenkaempfe um den besten Platz im Wasser, liebevolle Sorge um die Kleinen, ein paar Schubser, wo es noetig ist.

Ein kleiner Trauemer ist in der Gruppe: Er steht ganz lange ganz still auf einer kleinen Insel im Fluss und beobachtet das Treiben im Wasser. Durch nichts und niemanden laesst er sich stoeren. Seine Familie ist schon laengst vom Ufer verschwunden – und er traeumt immer noch. Bis ihn ploetzlich ein Laut hochschrecken laesst. Er schuettelt sich, orientiert sich wieder in der „wirklichen Elefanten-Welt“ und rennt mit wehenden Ohren den anderen hinterher.

Funkloch voruebergehend überbrueckt

Wir hatten ein Funkloch in der Wildnis des „Zipfels“, und auch in Botswana, wo wir jetzt gut am Chobe in Kasane angekommen sind, ist das WLAN sehr, sehr langsam. Deswegen gibt es auch nicht mehr so viele Fotos.

Uns geht es sehr gut. Hubert hat seine Darmverstimmung in der Nunda-Lodge ueberstanden – und faehrt mit dem Allrad durch den Sand, als hätte er lange vorher geübt.

Gerade sitzen wir auf dem Balkon unseres Zimmers in der Garden Lodge beim Sundowner (suedafrikanischer Rotwein) und beobachten, wie die Sonne in dem sehr breiten Chobe untergeht und vor uns 3 Warzenschweine auf den Knien nach ihrem Abendessen buddeln.

Ich bin zufrieden mit mir, das ich diese kleine, altehrwürdige Lodge gewaehlt habe mit nur wenigen Zimmern, einem schoenen Garten am Fluss – und nicht die grosse Chobe-Lodge, die mir alle angepriesen haben. Die Garden Lodge hat einen verblichenen englischen Kolonialstil, sie ist sehr privat, auch Botswaner wohnen hier – und wieder essen alle abends zusammen an 2 langen Tischen

Sorry, ich kann keine Mails schreiben

Ihr Lieben, ganz herzlichen Dank fuer alle Eure Mails an uns ueber Posteo. Ich kann sie zwar alle lesen, aber meine Antworten bleiben im botswanischen Netz stecken. Sie gehen einfach nicht raus.
Lieber ANTON, ich habe mich sehr ueber deine Gruesse gefreut. Pass schoen auf Opa und Oma auf – und ess noch ein paar Trauben aus dem Garten.

Fuer Dodo und Daniel

Auf der Feuer-Elefanten-Lodge im Caprivi haben wir ein Honey-Moon-Paar kennengelernt und mit ihnen 2 schöne Tage verbracht. Sie sind beide knapp ueber 30, beide Juristen und sind beide bei einer grossen Versicherung in Wiesbaden beschaeftigt (Daniel!!!).

Mit beiden haben wir eine ganz schoene Bootstour auf dem Linjanti (einer der 3 Namen des Chobe) am frühen Abend gemacht: Voegel in den Farben des Regenbogens, schwarze Stoerche, Kampfadler, mit dem Boot mitten durch eine Herde Flusspferde – und dann der untergehende Sonnenball!

Chobe: Tausend Elefanten, ein stecken gebliebenes Auto und leere Akkus

DSCN8504Kein Tierpark, den ich bisher gesehen habe, ist mit dem Chobe-Park vergleichbar. Und dabei waren wir nur im noerdlichen Teil, der Kasane-Ngoma-Region. Der Wildreichtum gerade in diesem touristisch stark frequentierten Bereich ist unglaublich. Fruehmorgens ziehen Herden von Impalas an den maeandernden Fluss, begleitet von Zebras, Kudus, Antilopen, Warzenschweinen. Zusammen mit ungezaehlten Marabus, Ibissen und Störchen bevoelkern sie die weite Flusslandschaft.

Dann kommen Herden von Elefanten. Ihre Zahl ist gigantisch. Die schiere Menge erinnert an die Bueffelherden aus frueheren Zeiten. Angesichts ihres enormen Nahrungsbedarfes ist es verständlich, dass über Abschussquoten diskutiert wird, denn die grossen Herden zerstoeren alles, was ihnen in den Weg kommt.

Wir beobachten sie von dem erhoehten Flussufer aus, wie sie sich von der ebenfalls großen Menge an Nilpferden fernhalten: Die Freundschaft scheint nicht besonders ausgeprägt zu sein.

In der Mittagshitze dann verteilen sich die vielen Tausend Tiere in der Savanne unter Bäumen. Wir sehen besonders viele Elefantenfamilien. Die Älteren bilden einen Schutzkreis um die „Babys“. Sie faecheln ihnen mit den großen Ohren Luft zu oder wirbeln mit den Fuessen Staub, um ihre Kinder zu kuehlen, denn: Elefanten schwitzen nicht.

Wie sie, so suchen auch andere Tiere Schutz vor der Hitze unter dem Schatten von Bäumen: Eine Rappantilope, die Impalas, Zebras und Giraffen. Irgendwo hält auch der Löwe seine Siesta – nur ihn sehen wir vorerst noch nicht.

Leider gibt es wenig Fotos von der paradiesischen Szenerie am Chobe-Fluss, wo Touristen und Tiere sich so aneinander gewöhnt haben, dass sie nicht voreinander davon laufen: Beide Akkus sind leer! Dumm gelaufen und selbst schuld.

Und dann war da noch der tiefe Sand. Irgendwann hatten wir uns festgefahren.  Von den in den Reiseführern oft beklagten Touristenkarawanen im Chobe-Park war keine zu sehen. Hubert lag bäuchlings unterm Auto und schaufelte mit den Händen Sand.

Mich erinnerte das zu sehr an Sissyphos. Es erschien mir effektiver, die Notfallnummer heraus zu suchen. Da entdeckte ich in der Ferne einen Jeep. Winken meinerseits wie eine Verdurstende. Die netten beiden Südafrikaner halfen uns Greenhorns dann schnell weiter, indem sie uns den Knopf für die Differential-Sperre (oder so etwas Ähnliches) zeigten. Schon waren wir raus aus dem Sand.

Übrigens: Keine Sorge, wir hatten 10 Liter Wasser im Auto, Trockenfruechte und Gebaeck.

Ein Naturwunder: Die Vic-Falls

DSCN8592„Eigentlich lohnt sich ein Ausflug zu den Viktoria-Falls in dieser Zeit überhaupt nicht. Aber wenn sie unbedingt wollen…“, so der Kommentar des Herrn unserer Reiseagentur zu meinem Wunsch, von Kasane aus zu diesem Weltnaturwunder zu fahren.

Gut, dass ich mich durchgesetzt habe: Der Ausflug war ein weiterer Höhepunkt unserer Reise. Die Wasser des Sambesi haben eine spektakuläre Erdtreppe geschaffen, indem sie durch die Jahrtausende die Basaltkluefte freigelegt haben. Ueber eine Breite von 1,7 Kilometer stürzen die Wasser mit donnerndem Getoese teilweise über 100  Meter in die Tiefe, wobei sie einen andauernden Spruehnebel verbreiten, der tatsaechlich einen kleinen Regenwald geschaffen hat.

Wir wandern auf der Seite von Simbabwe an den Falls entlang und können uns gar nicht satt sehen.  Der Weg führt auch an Aussichtspunkten vorbei, die von Menschen gemieden werden sollten, die nicht schwindelfrei sind. Auf der anderen Seite – in Zambia – klettern junge Touristen im Wasser herum und baden – knapp an der Klippe – in den kleinen „Pools“, die der Sambesi bildet.

Das muessen wir uns ebensowenig geben wie das Bungee-Springen an der Bruecke, die über die tiefe  und enge Schlucht führt, durch die der Sambesi nach seinem Fall fließt.

DSCN8562Lieber trinken wir Espresso im Garten des exklusiven und wunderbar nostalgischen Victoria Falls Hotels.

Die Gaeste dort sind wahrlich exklusiv untergebracht. Leider muessen sie den ganzen Tag ununterbrochen den Lärm der Helikopter ertragen, die  Touristen für 175 US-Dollars pro Person ganze 12 Minuten über die Fälle fliegen.

Abschied vom Sambesi – Safari an der Autobahn

DSCN8854Wir muessen Abschied nehmen von der so freundlich-familiären Garden-Lodge, vom Chobe und vom Sambesi. Als wir am frühen Morgen vom Tal des Chobe herausfahren, sehen wir von oben auch den Sambesi in der Morgensonne glitzern: Sambesi – irgendwie evoziert die Wortmelodie schon immer  Gefühle von Sehnsucht nach Ferne und Weite. Und jetzt waren wir in Wirklichkeit da gewesen an diesem Fluss, der so oft mit dem Adjektiv „mythisch“ beschrieben wird. Wie wahr! Im Vergleich dazu ist unser lieber, guter Rhein ein Baechlein, und der Rheinfall verglichen mit den Vic-Falls eine kleine Kaskade!

Wir fahren auf der sehr gut ausgebauten und für Botswana wichtigen Nord-Süd-Verbindung Richtung Nata. Nach einer Weile  werden die Mopane-Wälder spärlicher. Wir merken es an den zerstörten Bäumen – wir sind in Elefanten-Land! Und tatsächlich muss sich Hubert unheimlich konzentrieren, wo doch die schnurgerade Strecke dazu verleitet, immer schneller zu fahren. Aber nicht nur Elefanten stehen links und rechts der „Autobahn“, sondern auch Kudus, Giraffen, Oryxe, Strausse.

Dann geht die Savanne in Landwirtschaftsflaechen über: Maisfelder soweit das Auge reicht. Jede LPG hätte davon nur träumen können!

Bald ist Nata erreicht, wo wir tanken können und in die Straße nach Westen Richtung Maun abbiegen. Statt Elefanten und  Giraffen müssen wir jetzt auf querende Rinderherden, Ziegen und Esel aufpassen. Kurz vor Gweta haben wir unser Ziel erreicht: Den „Planeten Baobab“!

Veterinärkontrollen

So ganz genau kann ich gar nicht mehr sagen,  wie viele Kontrollen wir passieren mussten, die überall in Namibia und Botswana an den Grenzen zu landwirtschaftlichen Gebieten eingerichtet wurden, um die Seuchengefahr zu verringern. Dabei fahren wir nicht nur durch eine die Autoreifen desinfizierende Flüssigkeit, sondern wir muessen auch unsere sämtlichen Schuhe einer Prozedur unterziehen. Und die Lebensmittel werden kontrolliert. Dabei ist mir nicht klar, nach welchen Kriterien das erfolgt. Unsere Äpfel dürfen wir behalten, die Leute hinter uns müssen die eingeschweißten Bananen abgeben, Paprika dürfen passieren, Kopfsalat geht gar  nicht. Abends wird bei Tisch darüber diskutiert: Hubert meint, dass die Kontrolleurin keine Äpfel mochte, die Camperin, die im Wagen vor uns in der Reihe stand,  war der Überzeugung, dass in der Region um die Kontrollstation derzeit Mangel an Bananen herrsche…

Nicht jeder Plan kann umgesetzt werden

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„You can’t stay in the Pans overnight – they are wet!“

Der Satz, mit dem wir im Planet Baobab begrüßt werden, enttäuscht mich schon sehr. Ich hatte mich soooo darauf gefreut, in der absoluten Abgeschiedenheit der Salzpfannen unter afrikanischem Sternenhimmel zu schlafen. Aber: Natur ist Natur! Es hat vor ein paar Tagen lokal nur über der Pfanne geregnet.  Jetzt ist der ganze sonst harte und glänzend weiße Salzboden grau und glitschig. Und im Gras ausserhalb lauern die Skorpione.

Stattdessen informieren wir uns bei einer Exkursion (4 nette Hollaender sind mit von der Partie) in die Ortschaft Gweta über das Bildungssystem, das Gesundheitswesen und das Zusammenleben in botswanischen Dörfern. Dabei schenken wir der Leiterin der neu eingerichteten Bücherei mit Selbstlernzentrum das Buch über Mme Ramotswe. Die Dedektivin ist hier sehr beliebt. Es gibt sogar eine Fernsehserie. Die Büchereileiterin kann es nicht fassen, dass es das Buch in Deutschland auch gibt (Verzeih Annette, ich kauf dir ein neues Exemplar).

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Nachmittags fahren wir dann doch noch im Jeep zu der Pfanne. Absolute Ebene, ein Nichts, ein Hauch von Unendlichkeit – und die Möglichkeit, einige tricky Fotos zu machen.

Nach Sonnenuntergang geht es 2 Stunden lang durch die nächtliche Wildnis zurück ins Camp.

Flug ueber das Delta

DSCN9636Es ist genauso, wie man es im Fernsehen gesehen hat. Nur bin ich weder Veronika Verres noch Christine Neubauer in einem ZDF-Afrikafilm.

Eine riesige Wasserlandschaft, die sich bis in den Horizont ausdehnt. Die Wasserflaechen glitzern blau in der Morgensonne. Unter uns laufen Elefanten, die vom Flieger aus wie Spielzeugtiere aussehen.  Kitschig schoen.

Die Königin

DSCN9088Endlich haben wir sie gesehen. Hubert war schon ganz nervoes. Die Diva sass auf der Spitze eines ehemaligen Termitenhuegels und blickte huldvoll gelassen in die Landschaft. Ab und zu drehte sie gaaaanz langsam den Kopf und liess die Blicke schweifen. Es fehlte nur noch, dass sie mit der rechten Pfote wie die Queen den im Jeep fotografierenden Touristen zugewunken haette.

Hinter ihr im Gras lag er – und erholte sich  von seiner naechtlichen Patrouille, waehrend ihre Augen irgendwie schon wieder auf Beute auswaren.

Fotos folgen, sobald die Kamera sich erholt hat.

Bienenattacke

Es hat mich zuerst erwischt! Die Wildbiene – wahrscheinlich die Vorhut – stach genau in die Schlaefe, als wir bei einem Game-Drive ueber eine alte Bruecke  fuhren,  neben der ein bluehender Leberwurstbaum stand. Dann kam die Attacke, die  hauptsaechlich gegen einen jungen Londoner gefuehrt wurde. Ein ganzer Schwarm wilder Bienen war auf Beutezug – und wir die Opfer. Der Londoner war total verstochen, weil er in Panik mit Haenden und Fuessen herumfuchtelte. Damit machte er die Tiere nur noch wilder.

Zeit zum Fotografieren hatte ich leide nicht (kleiner Scherz).

Aber: Alles halb so schlimm! Dem Londoner und mir geht es gut. Hubert hat sowieso nichts abgekriegt! Ich sitze auf der hochgelegenen Veranda unserer wunderschoenen Lodge, die gar nicht schicki-micki ist und schreibe am PC. Neben mir im Wasser sonnt sich mit genuegendem Abstand zu mir ein Krokodil, rechts von mir aest eine kleine Antilope, und auf dem Veranda-Zaun besuchen mich rote Bee-Eaters und in allen Blauschattierungen glaenzende  Starenvoegel.

Es ist 14:00 und bis auf meine Tippgerauesche absolute Mittagsstille.

Wild dogs hunting

Wir sind jetzt 2 Tage im Moremi-Park im Delta . Hier ist der Wildreichtum sooo gross. Nachdem wir die Loewen gesehen haben, hat uns das Jagdfieber gepackt. 2 Stunden sind wir mit dem Guide unterwegs auf Leopardensuche. Ich habe schon einen ganz steifen Hals, weil ich jeden Baum nach der Wildkatze absuche. Vergeblich. Es gibt zwar frische Spuren – aber kein Tier. Dafuer werden wir dann unversehens Zuschauer eines Dramas : Wir sind an einem Rudel Wilder Hunde vorbeigefahren, das voellig regungslos unter Bauemen schlaeft. Sie sind einfach nur haesslich! Es ist spaeter Nachmittag. 15 Minuten spaeter fahren wir an einer Herde Impalas vorbei, die ploetzlich die Koepfe heben und unruhig werden. Und da kommen sie schon angefolgen – die wilden Hunde, die eben noch wie tot im Sand lagen.  Mit unglaublicher Geschwindigkeit hetzen sie die Beute. Die eben noch abschreckend aussehenden Gesellen verwandeln sich in „Windhunde“: Sie fliegen fast ueber dem Boden mit starken Bewegungen. Jeder Muskel ist gespannt. Ein  Teil der Impalas kann entkommen, doch andere werden von den Hunden eingekesselt. Es ist ihr Todesurteil.

Blick in die Realitaet

Natuerlich wird das Thema „Fluechtlinge, besonders in Deutschland“ hier abends beim gemeinsamen Abendessen, das alle an einer langen Tafel einnehmen, diskutiert.  Englaender, die nicht gut auf ihre englische Presse zu sprechen sind, sind ebenso voll Bewunderung fuer die Deutschen und ihre Hilfsbereitschaft wie die Amerikaner. Wir hoeren hier nichts von dem, was in dem unserer Meinung nach unsaeglichen SPIEGEL-Artikel ueber den „Imperialismus der Herzen“ und den deutschen „Sonderweg“  geschrieben wird.

Im Delta

DSCN9543Die Wasserwelten, die wir zuvor aus der Flugzeugluke gesehen hatten, erleben wir jetzt von unten. Wir sind mittendrin im Delta: Unzaehlige Wasseradern, große Kanäle und kleine Rinnsale,  blaue Lagunen und Seen, weiße Inselchen, die aus eiem Termitenhuegel entstanden sind, und weite, mit Palmen bewachsene Sandebenen,  die dann wieder in Feuchtgebiet uebergehen, das von breiten Schlieren aus Tierspuren durchzogen ist.  Alles ist umschlosen von einem mindestens 2 Meter hohen dichten Papyrus- und Schilfguertel.

Krokodile liegen regungslos, aber hellwach in der Sonne, Storchkolonien verbreiten Geschrei, Elefantengruppen suchen Schatten unter Umbrella-Bäumen, Flusspferde dösen im Wasser, prusten nur manchmal und drehen sich auf die andere Seite, Wasserboecke und Impalas grasen in den Feuchtwiesen.

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Wenn man diese Wasserwelt vom Mokoro aus entdeckt, ist man zwiegespalten: Einerseits ist die Stimmung, während das Kanu lautlos durch das niedrige Wasser an Seerosen vorbei gleitet, sehr friedvoll. Andereseits hat man das Gefuehl eingeschlossen zu sein in diesen lebenden Pflanzenmauern. Das Gefuehl von Weite, das ich auf der ganzen Reise hatte, verliert sich in diesem Wasserlabyrinth – trotz seiner Schönheit.

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Vielleicht wirkt diese Natur auch auf die Menschen, die mir hier viel lethargischer und unflexibler vorkommen als anderswo. Vielleicht liegt das aber auch an der wirklich teuren Lodge, die nicht so leger ist als alle anderen bisher.

Trotzdem ist es nicht langweilig. Das beweist der Schnappschuss des „gaehnenden“ Flusspferdes.

Zuverlässiges Afrika

„In Afrika können Sie sich auf gar nichts verlassen! O-Ton Abendsonne Afrika, die uns, so glaube ich jetzt fast, diese Selbstfahrerreise ausreden wollten. In Maun müssten wir unser Auto am Flughafen stehen lassen, Gepäck könnten wir auf keinen Fall im Hotel lassen, und telefonieren geht erst recht nicht.

Alles einfach falsch. In der kleinen, aber netten Unterkunft in Maun wurde uns sogar angeboten, kostenlos das Auto auf dem bewachten Parkplatz stehen zu lassen und die Koffer im Hotel aufzubewahren. Dazu gab es einen kostenfreien Shuttel-Service, und naterlich konnten wir nach unserer Rückkehr aus dem Delta unsere nächste Lodge über unsere Startzeit informieren, so dass uns dann pünktlich jemand vor dem 20minütigen Einfahrtsweg zum Camp in der Kalahari erwartete.

Relaxen in der Kalahari

DSCN9658Es sind unsere letzten Tage in Afrika. Ein wenig Wehmut kommt auf. 2 Tage sind wir in Edos Lodge, einem wirklichen Bushcamp etwas abseits der Strecke zwischen Maun und der Grenze zu Namibia. Wenn wir bisher dachten, die Kalahari sei trocken und wüst, so werden wir hier eines Besseren belehrt: Noch bevor wir das Camp sehen, sehen wir eine weite Wasserflaeche: Normalerweise ist hier ein kleines Wasserloch, an das morgens und abends die Tiere kommen. Nach den lezten Regenzeiten jedoch lief eine Salzpfanne in der Naehe nicht nur voll mit Wasser, sondern auch über, so dass davon das Wasserloch gespeist wurde, das jetzt seine Größe verzehnfacht hat. Grosse Bäume stehen im Wasser und unzählige Welse fühlen sich wohl. Ägyptische Gänse schnattern vom frühen Abend bis lange nach Mitternacht, begleitet von Grillengezirpe.

Das Camp wird von einem ganz jungen Paar betrieben: Er ist Italiener, der aber schon früh mit seiner Mutter, einer gebürtigen  Schweizerin, und seinem früh verstorbenen italienischen Vater Afrika kennenlernte. Sie ist Amerikanerin, die in Südfrankreich geboren wurde. Beide haben sich beim Studium in den USA kennen gelernt. Dann haben sie die Lodge auf dem grossen Tierkonzessionsgebiet des Stiefvaters übernommen, die durch einen anderen Manager ziemlich heruntergekommen war. Mit ganz viel Engagement und Gastfreundschaft bauen sie das Camp wieder auf. Dabei ist noch – immer für ein paar Monte im Jahr – die überaus resolute Mutter, eine Krankenschwester. Sie hat im Gebiet ein Tagesheim u.a. für Aidswaisen aufgebaut und ein Frauenprojekt initiiert. Wenn sie nicht dort ist, sammelt sie bei sich zuhause am Lago Maggiore Spendengelder.

Mit uns ist ein älteres (alle so um und über die 70) Quartett aus der Schweiz, das zum wiederholten Mal in Afrika unterwegs ist.

Wir geniessen die Lodge, ein nächtliches afrikanisches Gewitter, Nashornerkundungen, graben unter sachkundiger Leitung unseres Guides, ein San, Bushpotatoes aus, lernen die heilende Wirkung vieler Bäume und Sträucher der Kalahari kennen, und lassen uns zeigen, wie man ohne Feuerzug und Streichholz ein Feuer entfacht.

Abschied

DSCN9796Es ist Abend in der Kalahari. Wir sitzen draussen auf der Veranda der Bushbreak-Lodge kurz vor Gobabis in Namibia. Vor uns kommen unentwegt seit 10 Minuten Impalas ruhig und gelassen ans Wasserloch, trinken und wandern ordentlich in Reih und Glied weiter. Hubert meint eben, es ist wie bei einem Buffet, an dem sich die Gaeste ordentlich und wohlgesittet verhalten.

Mittlerweile ist die Sonne ganz untergegangen und wir sehen alles als Schattenspiel. Der Auftritt der Tiere nimmt kein Ende.

Wir nehmen Abschied von Afrika.

Abschied vom Seufzen der Hornbills, vom Trommeln der Frösche, dem meterdicken Zirpteppich der Grillen, dem Eselgeschrei der ägyptischen  Enten und dem Schnaufen der Flusspferde.

Abschied von einer Landschaft, die deswegen so reizvoll ist, weil sie sparsam mit ihren Verführungen umgeht.

Abschied von Menschen,die so freundlich und hilfsbereit waren, egal von welchem Tribe oder Nationalität sie waren.

Adieu  auch den Reisenden,  die wir unterwegs getroffen haben und mit denen wir an langen Tafeln gegessen und erzaehlt haben: Schweizern, Holländern, Schotten, Amerikanern, Engländern, Franzosen, Belgiern, Suedafrikanern.

Adieu dem knallroten Sonenuntergang und dem  liegenden Mond.

Wir kommen wieder. Südafrika wartet, die Serengeti, Tansania vielleicht.

Jetzt geht es aber Morgen erst mal zum Flughafen, wo wir bereits um 15:30 Uhr (!!!) den Wagen abgeben müssen, obwohl wir erst um 22: 00 Uhr fliegen.

Mitnehmen wir einen Haufen schmutziger Wäsche, zwei zerissene Hosen, eine kaputte Brille,  einen Chip voller Fotoaufnahmen und noch viel mehr Bilder im Kopf und im Herzen.

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