Reisen

Autor: Oliver Labs

Chimpansenleben

In den ersten paar Minuten war ich etwas enttäuscht: die Chimps sassen ganz oben auf einem hohen Fikus und waren nur schwer zu erkennen. Ein Alter beobachtete uns, eine Chimpansenmutter auf einem Ast schlenkerte ihr Baby mit ihren langen  Armen wie eine Schleuder durch die Luft.

Wir sind auf Chimpansen-Suche im Kibale-Forest, in dem sich die weltweit größte Dichte von Affen  befindet. 2  Familien leben in dem Areal, Touristen-Attraktion auf dem Weg zum Queen-Elisabeth-Park.

Bis wir beim Fikus-Baum angekommen waren, sind wir mit einer kleineren Touristengruppe etwa eine Viertelstunde auf einem Pfad im Regenwald gegangen. Der Ranger hat in diesem feucht-warmen Klima ein ziemliches Tempo vorgelegt. Nach einem längeren Stopp am „Affenbaum“, bei dem ich auch Bekanntschaft mit riesigen schwarzen Ameisen mache, folgen wir einer Gruppe Chimpansen ins Dickicht. Es geht über Stock und Stein, zwischen Lianen und Schlinggewächsen hindurch. Ich bin froh, dass ich meine Wanderschuhe anhabe, denn das Gelände ist stellenweise sehr schlammig.

Allein diese „Verfolgungsjagd“ ist bereits ein Erlebnis. Dann sehen wir die Gruppe unter und an einem Baum. Eine alte Chimpansen-Dame nagt unentwegt am Stamm, dessen Rinde kaum noch vorhanden ist. Dabei schlingt sie Ihre Arme um den Baum, dreht sich langsam und schaut aber auch immer mal wieder kritisch zu uns: Jetzt sind die schon wieder da!

Eine Mutter mit Baby sitzt in sicherer Entfernung, das Kind ganz nah bei sich. Ein junger Chimpanse toĺlt ständig hin und her, steht uns für ein paar Minuten „Modell“,  frisst, spuckt das nicht Verdaubare aus, klettert hoch, um sich dann zum nächsten Baum zu hangeln und wieder bei der Mutter am Boden zu landen. Kids eben.

Mein „Meister“-Foto

Wir sind so nahe bei den Tieren, dass wir die Gesichter erkennen können. Das des Babys ist rosa und wirkt uralt.

Auf dem Rückweg  sitzt plötzlich „der Präsident“ direkt vor uns auf dem Pfad. Massig und mächtig wie ein kleinerer Gorilla. Erst nachdem er die Gruppe eingehend beobachtet hat, gibt er den Weg frei: Feierabend.

Auch wenn diese Chimpansenfamilien an Menschen gewöhnt sind, auch wenn die Ranger im Vorfeld vielleicht etwas übertreiben, wenn sie betonen, dass es nicht sicher sei, ob wir Chimps zu sehen bekämen – es war ein eindrückliches Erlebnis, dies Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen.

 

Der Herr ist mit uns

 

ein TablettAn der ersten Lodge werden uns zur Begrüßung Erfrischungstücher und Fruchtsaft gereicht. In dreifacher Ausführung. Auf unsere Frage, ob noch ein Gast erwartet wird, bekommen wir keine verständliche Antwort. Bei der zweiten Lodge wiederholt sich die Szene. „ Der HERR ist immer bei uns“, findet Beate eine Erklärung. Bei der dritten Lodge frage ich eindringlich, weil mich Beates Lösung nicht befriedigt. „Wir dachten, sie kommen mit Fahrer!“ Es ist selten, dass zwei Frauen allein unterwegs sind, auch in den Augen der Ungandesen.

Mittlerweile werden wir aber akzeptiert. Die deutschen Touristen sprechen jetzt sogar mit uns und schauen uns nicht mehr an wie Aliens. Deren einheimische Fahrer sind überaus nett zu den beiden „girls“ und tauschen sich mit uns über die kommenden Routen und Fahrzeiten aus.

Sonntags in der Bananenplantage

in der BananenplantageSonntag morgen auf einer „Straße“ durch Bananenplantagen. „Straße“ bedeutet nach deutscher Norm, Wirtschaftsweg, der wegen zu vieler Schäden nicht mehr befahren werden kann. Wir balancieren unser Auto auf den schmalen Graten zwischen Gräben und an Fußgängern, Boda-Boda-Fahrern und Radfahrern hindurch. Kinder fahren auf selbstgemachten Holzrädern – Jörg hätte seine Freude daran – , Jugendliche stehen in Grüppchen zusammen. Viele sind unterwegs zum Gottesdienst, im Sonntagsstaat mit Gebetbuch in der Hand.
Die Kinder winken uns zu, die Frauen reagieren sehr zögerlich, die Männer werfen begehrlich Blicke – auf unser Auto.
Es ist eine enge Welt hier, die hohen Bananenstauden links und rechts geben den Blick nicht frei.
Wir machen eine kurze Pause und kommen mit einer jungen Frau ins Gespräch. Ihre Kleidung ist eher ärmlich. Wem denn das große Haus hinter ihr gehöre, und wem die Plantagen? „Mir. Uns gehört die ganze Plantage.“.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass sie sich einmal im Leben wie eine Königin fühlt.

 

…und sie pflanzten ein Mahagoni-Bäumchen

... und sie pflanzten ein Mahagoni-Bäumchen

Wir sind nach einer Fahrt von da. 5 Stunden im Bugoma-Forest, einem Regenwaldgebiet zwischen Hoima und Fort Portal, das in keinem deutschsprachigen Reiseführer Erwähnung findet. Eigentlich sollte es nur ein Zwischenstopp sein, weil uns die Fahrt von den Murchison Falls zum Kibale Forst und den Schimpansen zu weit und zu anstrengend war.

Die Übernachtung in der Jungle-Lodge wurde weit mehr als eine kurze Rast. Die mitten Wald und doch nahe der Piste gelegene Unterkunft mit im Wald versteckten Safarizelten auf Stelzen ist Teil eines Projekts. „The Association for the conserveration of Bugoma Forest“ versucht mit Umweltbildung in der Region, einer Baumschule zur Aufforstung des Regenwaldes, Patrouillengängen zum Schutz der dort lebenden Schimpansen und der Entwicklung von Eco-Tourismus den kostbaren Regenwald zu bewahren. Eine Projektkonzept also, in dem verschiedene Aktivitäten aufeinander abgestimmt sind. Mein altes Projektherz schlägt bei dieser Herangehensweise Purzelbäume vor Freude: Das passt!

Die jungen Menschen, die auf der Lodge arbeiten, stehen für Ihre Sache ein. Sie organisieren auch Protestveranstaltungen gegen illegales Abholzen, Korruption und Wilderei.

Und sie verstehen etwas von Gastfreundschaft, denn sie lesen uns jeden Wunsch von den Lippen ab.

Abends sind wir allein bei einem Candlelight-Dinner auf der Terrasse, das Essen (5 Gänge) ist vorzüglich, das Frühstück am nächsten Morgen das beste bisher.

Am Nachmittag unternehmen wir einen kleinen Spaziergang durch den Wald. Ein kundiger junger Ugander führt uns ein in die Fauna und Flora des Regenwaldes, zeigt uns die Stellen, an denen Bäume illegal gefällt wurden („Mafia“) und führt uns auch voller Stolz in das „nursery bed“ mit ungezählten kleinen Sprösslingen.

Ich denke an den Arzt aus Camus‘ Pest. Es ist eigentlich eine Sisyphos-Aufgabe. Aber die jungen Menschen hier tun es trotzdem.

Unser Guide bietet uns an, einen Baumsprössling zu pflanzen. Und das tun wir. Am nächsten Tag hat er ein Pflanzloch gegenüber unserem Zelt vorbereitet. Der Mahagoni-Baum soll an uns erinnern. Und wir sollen das Projekt auf Facebook teilen. Vernetzung und Marketing für einen guten Zweck. Ich bin begeistert. In 200 Jahren kommen wir wieder…..

Biblisch

Wir haben uns dazu entschieden, dass weniger mehr ist. Die meisten Touristen machen frühmorgens einen Game-Drive im nördlichen Areal, um nach einer kurzen Verschnaufspause in der Mittagshitze gleich eine Bootstour zu den Wasserfällen anzuschließen. Am nächsten Tag morgens steht dann noch das Nildelta, auch per Boot, auf dem Programm.

Wir verzichten auf das Delta per Boot und genießen so auch unsere wunderschöne Lodge am Ufer des Nils.

Frühmorgens am zweiten Tag fahren wir mit dem Auto zur Fähre, um möglichst mit den ersten Autos überzusetzen. Drüben sind Übersichtskarten für den Park ausverkauft. Wir sollen doch einen Guide nehmen. Wollen wir aber nicht, vor allem, weil wir uns gut hinter den großen Safari-Jeeps mit  deutschen Gruppen orientieren können.

Überhaupt sind heute fast nur Deutsche unterwegs. Uganda wird gerade als Reiseland entdeckt. Allerdings verstehen die meisten nicht so recht, dass wir ganz allein sind. Und als ich mal kurz auf einer Sandstrecke stecken bleibe – natürlich den Motor abwürge – es im dritten oder vierten (?) Anlauf dann aber mit dem Allrad schaffe, werden wir genauestens beobachtet. „Wir sind keine Affen!“ ruft Beate im Auto.

Morgens ist die Savanne ein Traum. Es ist noch angenehm kühl, das Licht ist wunderbar, die Konturen scharf – und die Tiere sind unterwegs.

Nein, wir sichten weder Löwen noch Leoparden, aber Herden von Büffeln, die einmal minutenlang unseren Weg kreuzen, ungezählte Elanantilopen und Buschböcke, Rothschildgiraffen – viel dunkler als diejenigen, die wir kennen – und Warzenschweine.

Am Delta finden Sie sich alle ein. Es mutet biblisch an.

Der Weg zurück wird etwas holprig. Wir nehmen ungewollt einen schmalen Weg, der sich 34 Kilometer bis zur Fähre zieht. Bei max. 20 km/h  dauert das! Die Zeit wird gefühlt noch länger, weil wir ohne Karte nicht sicher sind, ob wir richtig sind.

Aber wir schaffen es und können abends ein letztes Mal am Ufer des Weißen Nils essen.

Wann stirbt der Murchison Falls Park?

Im Park.
Im Park.

Der Murchison Falls Park ist durch den Weißen Nil zweigeteilt. Das südliche Gebiet, durch das wir von Masindi aus gekommen sind, ist Trockenwald, das nördliche Savanne.  Auch hier hatte der Terror von Idi Amin und Obote die Tierpopulation stark dezimiert. 14.500 Elefanten lebten 1969 im Park, 1990 gab es noch 250, heute ist die Population wieder auf 1.400 gestiegen.  Die Hauptattraktion des Parks sind die Falls, die wir gestern von oben gesehen haben. Krokodile, Herden von Büffeln, ungezählte Antilopen, seltene Vogelarten, Giraffen und, und, und… leben im Park und an den Ufern des Nils.

Aber: Der Zustand des Parks wird sich dramatisch verändern. Was ich bereits bei der Anfahrt vermutet hatte, dass nämlich die Straße von Masindi aus durch das Schutzgebiet nicht nur für die Besucher*innen des Parks verbreitert und geteert wird, bestätigt sich schnell. Es wird die Zufahrtsstrasse für die Lastwagen zum Bau und Betrieb der Pipeline, die Öl vom Albertsee transportieren soll bis nach Tanga in Tansania. Vorne mit dabei ist der Ölkonzern Total. Ölraffinerien und ein Flughafen sollen gebaut werden.

Alles für die Pipeline: Brückenbau bei Paraa über den Weißen Nil.

 

Im Moment wird bereits in Paraa eine Brücke errichtet, Rodungsschneisen dafür klaffen wie Wunden in der Landschaft gleich neben der alten Fährverbindung, deren Tage wohl gezählt sind. Was das alles für die Menschen hier, die Vielfalt der Tiere und die Natur bedeutet, was dies auch für das Klima heißt, lässt sich eindrücklich  auf der Hmepage „fluchtgrund“ nachlesen.

Falls

Die Falls. Mit Regenbogen.
Die Falls. Mit Regenbogen.

Es geht! Auch ich kann mit diesem gewaltigen Gefährt fahren – links, mit Gangschaltung und mit Blick in die beiden Seitenspiegel! Was hatte ich für eine Panik!

Wir sind unterwegs zum Murchison Falls Park und dem weißen Nil. Bis Masindi fast ohne Verkehr auf einer ganz neu gebauten Teerstrasse.

Masindi war in früheren Zeiten ein bedeutender Handelsknotenpunkt. Die Straßen aus dem Kongo und die aus dem Sudan trafen sich hier. Heute ist Masindi nur noch ein kleines Provinzstädtchen. Aber das älteste Hotel Ugandas aus den 20er Jahren steht hier noch. Nach Hemingway, Humphrey Bogart und Katherine Hepburn – letztere logierten hier 1951 während der Dreharbeiten zu „ African Queen“ – kommen jetzt auch wir, um im lauschigen Garten einen Kaffee zu trinken.

Dann geht es auf die Piste Richtung Park. Fast die ganze Strecke ist eine Baustelle, weil die Piste als Teerstrasse ausgebaut wird. Ich werde die Vermutung nicht los, dass das auch mit der geplanten Pipeline zu tun hat, die die Ölvorkommen aus und am nahen Albertsee transportieren soll.

Die Fahrt führt durch den südlichen Teil des Parks, der sehr bewaldet ist. Tiere sehen wir unterwegs kaum, da die Baustellen sie wohl vertrieben haben. 25 Kilometer vor Paraa, dort wo die Fähre über den weißen Nil geht, der den Park teilt, biegen wir ab. Wir wollen zum Top der Murchison Falls, um zu rasten.

Es ist das beeindruckendste Picknick meines Lebens: Vor uns bäumt sich das Wasser des weißen Nils mit einer unglaublichen Gewalt zu einer Welle auf, um dann in den Abgrund zu stürzen. Es tobt und gischtet, schickt aus der Tiefe Sprühregen und Wasserfontänen, während wir Ananas und Hähnchensandwiches essend das Naturschauspiel genießen.

Ein Ort mit unglaublicher Energie.

Wir begegnen lediglich zwei Wanderern, die von unten hoch gekommen sind.

Natürlich sind die Vic-Falls breiter und grösser, aber sie sind auch bevölkert mit Touristen, die im Entenmarsch hintereinander gehen, und die Hubschraubern, die im Minutentakt über die Fälle fliegen machen einen unglaublichen Lärm machen.

Hier ist es still – bis auf das Getöse des Wasserfälle.

Fix sind wir dann in der Murchison River Lodge am Ufer des weißen Nils.

Es ist älteren Frauen nicht verboten, auf Bäume zu klettern.

Rhinos

Am Tag unserer Ankunft im Schutzgebiet gehen wir auf einen Spaziergang zu den Rhinos. Natürlich mit Guide und erst nach vorheriger Aufklärung über das notwendige Verhalten auf der Wanderung. So sollen wir, wenn ein Tier auf uns zukommt, langsam hinter einem Busch verschwinden oder, der Guide lächelt etwas verschmitzt, falls wir es können, auf einen Baum klettern.

„Es ist älteren Frauen nicht verboten, auf Bäume zu klettern“, meint Beate; so wenig wie es ihnen verboten ist, allein durch Uganda zu reisen.

Wieder zu den Rhinos. Vor Idi Amin gab es beide Nashornarten in Uganda. Der Terror des Despoten und seines Nachfolgers Obote, der Bürgerkrieg und die Verwüstungen haben dazu geführt, dass beide Arten 1983 offiziell als ausgerottet erklärt wurden. 1997 hat sich die private Rhino Fund Uganda gegründet, fand geeignetes Land von 70 Quadratkilometern und 2004 war das Gelände Dank vieler Spendengelder eingezäunt. 2005 kamen die ersten Nashörner aus Kenia und aus den USA, 2009 wurde das erste Baby geboren. Es wurde Obama genannt, weil Mutter und Vater aus Kenia bzw. aus Amerika stammen.

Mittlerweile gibt es 40 Tiere in der Schutzzone, 5 sind trächtig, dieses Jahr werden noch 3 geboren.

Wenn die Population auf 50 angewachsen ist, plant man, ein neues Schutzgebiet in einem der ugandischen Parks errichten.

Wir spazieren durch den Busch und unser Guide führt uns zu verschiedenen Punkten, an denen bereits mehrere Ranger stehen und auf die Rhinos warten. Da kommen sie. Eine Mutter mit dem 5 Monate alten „Baby“ und dem eineinhalbjährigen Bruder. Bei einer 16monatigen Trächtigkeit der Mutter eine Ausnahme. Wir sehen auch eine weitere Familie mit einer „Madame, wich is a friend of the family“.  Der Guide kennt sie alle: They are my babys“.

Es ist faszinierend, diese Urtiere zu beobachten. Wenn die Hitze groß  ist, schlafen sie. Sobald es kühler wird fressen sie ohne Unterlass – dabei bewegen sie sich stetig – im Zeitlupentempo. Ihre groblederne Haut ist wie ein zu großer Mantel, der über einem kolossalen Körper geworfen ist:  Sie schlägt Falten.

Mir kommen Erinnerungen an das Rhino-Tracking mit Hubert am Waterberg  oder an die Begegnung mit eine Rhinomutter und ihren Kindern in Südafrika – , als die „Madame“ ihre Blase direkt vor unserem Auto minutenlang entleerte.

Von der heutigen Begegnung wird mir auch ein Bild in Erinnerung bleiben: Alle  Nashorngruppen treffen sich auf einer Lichtung bei einem großen African Fun-Palm-Tree. Die Sonne steht nicht mehr hoch und taucht die grasende Gruppe in warmes Licht.  Friedliches Zusammenleben unter Tieren.

On the road again

Die Hähne im Garten unserer Gastgeber krähen, die Koffer sind wieder gepackt, das Auto für unsere Tour steht im Hof, Sonntagmorgen, kurz vor neun Uhr: Es kann losgehen!

Gestern war Vorbereitungstag. Morgens gab es mit Jan die beste Fahrstunde ever, allerdings mit seinem eigenen Jeep und Automatik. Wir sind zuerst in Straßen mit weniger Traffic gefahren, haben uns wieder an den Linksverkehr gewöhnt. Dann das Fahren auf engen Wegen, auf Piste, durch Schlaglöcher, steile kurvige Straßen hinauf mit Gegenverkehr. Wichtigste Regel: selbstbewusst fahren und so, dass die anderen wissen, wohin man will. Ich denke an einen Satz meines Vaters: Wenn du deutlich fährst, brauchst du keine Blinker.

Zweite Regel: Lass dich von den Boda-Bodas umfließen. Du bist der große Fisch, die kleinen weichen dir aus.

Dritte Regel: Achte auf deinen Abstand links, damit du notfalls noch ausweichen kannst.

Am Nachmittag ist  der „zweite Jan“ von Earthwanderer gekommen und hat uns den riesigen Hillux gebracht. Keine Automatik!  Allein das Einsteigen – eher Hochklettern – ist eine Herausforderung.

Jan hat unsere Rundtour geplant. Er hat uns mit allem, was wir brauchen versorgt und nimmt sich noch viel Zeit für uns. Wir haben gefühlte Stunden eine Offline-Karte mit unserer Route runtergeladen, sind gemeinsam die Strecke durchgegangen – und jetzt geht es los.

Bis nach der Kampala-Road in der Innenstadt ist es erwartungsgemäß ruhiger Sonntagsverkehr. In den Außenbezirken – Kampala hat sicherlich mehr als 2 Millionen Einwohner – wird es wuselig und geschäftig. Überall sind Märkte links und rechts der Straße, Boda-Bodas fahren schwer beladen mit Ananas, Bananenstauden, Kisten, meterlangen Brettern links, rechts, vor- und hinter uns. Beate, sie macht den Anfang, fährt so selbstsicher als täte sie das jeden Tag.

Die Offline-Karte mit deutscher Frauenstimme ist einfach der Hit. Sie gibt Sicherheit. Langsam beruhigt sich aber auch der Verkehr. Wir sind raus aus der Stadt. Landwirtschaft – Bananen und Gemüseanbau – sowie Feuchtgebiete prägen die nächsten Kilometer. Später wird die Landschaft trockener. Riesige Kandelaber-Euphorbien (sehr giftig) und Pinienwälder prägen das Bild. Und natürlich die rote Erde, für mich DAS Bild für Afrika.

Die Straße – der Highway Kampala Gulu  – ist bestens, und früher als gedacht erreichen wir den Abzweig zum Ziwa Rhino Sanctuary, der Rhino-Aufzuchtstation.  Wir werden, wie auch schon in Südafrika, von einer kleinen Antilope begrüßt.  Mitten im Schutzgebiet liegt die Amuka-Lodge, unser Tagesziel. Auf der Terrasse unseres Cottages merken wir plötzlich die Ruhe. Wir sind raus aus der Stadt, mitten im Busch, der seine eigenen Geräusche hat.

Das Abenteuer hat begonnen.

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