Reisen

Autor: Baobab (Seite 2 von 5)

Im Tal der Geier und Hippos im Dutzend

Eigentlich dachte ich,  nach dem Krüger sei mit den Tieren Schluß. Doch der Hluhluwe-Imfolzi-Park, zu dem wir wieder mal um kurz vor 5 Uhr aufbrechen, ist landschaftlich der reizvollste und der älteste Südafrikas. Die vielen Hügel geben immer wieder neue Ausblicke frei. Atemberaubend. Büffel, Nashörner, Kudus, Giraffen und – ein Baum mit Geier.dscn9688

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Und weil der Tag lang ist, wenn man in der Früh auf den Beinen ist, haben wir dann noch am Nachmittag eine Fahrt im Delta gemacht.  Und dabei ein grosses Spektakel erlebt: Eine Nilpferdherde – ein Bulle und sein Harem mit Kindern  – bei der Erziehungsarbeit. Während der Vater sich um rein gar nichts stört,  zeigen die Mütter den Kindern,  wie man kämpft, taucht und um sich spritzt.

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Alter schützt vor Torheit nicht

Nach ca.350 Kilometer durch die atemberaubende Bergladschaft von Swaziland sind wir in dem tropischen, 34 Grad heißen St.Lucia gelandet. Das Städtchens am Indischen Ozean ist beliebter Ausflugsort für Südafrikaner. Angeln, baden, relaxen ist angesagt. Wie St. Lucias stelle ich mir eine amerikanische Kleinstadt vor. Adrett, alles da, alles Laden- und Restaurantketten, in dem Spar-Markt das meiste abgepackt in Plastik. Eine Hauptstraße. Nur unsere Lodge ist anders: Ein Regenwaldgarten, über den die Zimmer über Holztreppen zu erreichen sind. Mit Affen, Vögeln, Fischen in großen Aquarien und einem Wasserlauf. Sehr freundliche Gastgeber. Gerade sitze ich um 9:00 am Abend irgendwo in einer Gartennische. Es grillt und zirpt und kräht und klappert. Die Tiere der Nacht.

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Halt. Es ist noch was ganz anders: Gerne wollten wir in ein nahe gelegenes Lokal an der Deltamündung laufen – durften aber nicht. Die Hippos steigen abends aus dem Wasser und spazieren durch die Straßen. Zu gefährlich. Auch Warnschilder weisen darauf hin. Leider haben wir trotz gezückter Kamera auf der Heimfahrt kein Nilpferd gesichtet. Wir sahen sie nur vom Restaurant aus, als sie vom Fluss an Land schwammen.

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Wieder liegt ein ereignisreicher Tag hinter uns. Eine tolle Fahrt ohne Guide in die Wetlands, UNESCO-Weltkulturerbe. Regenwälder, Salzwiesen, rote Dünen wie in der Kalahari, Büffel, Zebras, Kudus. Fantastische Ausblicke auf Seen.

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Und den Indischen Ozean, den wir endlich erreicht haben.

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Der Sand ist zu heiß zum Laufen, die Brandung ist heftig, die Wellen hoch. Es verlockt zum Schwimmen. Ich sage Beate, dass ich nur mal kurz die Füße ins Wasser strecke.

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Wie oft habe ich zu Florian gesagt: Schwimm nicht zu weit raus, die Wellen sind hoch, es ist Ebbe es ist gefährlich! Und dann gehe ich aus der ersten flachen „Badewanne“, in der auch Kinder plantschen, laufe durch die erste Welle, die mir bis zu den Hüften geht, und erwische die zweite Schaumkrone (oder sie mich). Sie ist heftig, zieht mich raus.  Aber zwei gutaussehende junge Männer helfen mir.  „The waves are no fun“, sagte eine Surferin, die mir entgegenkam. Stimmt. Und: Alter schützt vor Torheit nicht.

 

 

Zwischen Ruanda und den Alpen

Ausschlafen! Nach dem der Wecker so oft mitten in der Nacht geklingelt hat, tut es gut, einmal nicht mitten in der Nacht aufzustehen. Wir starten zur Fahrt durch Swaziland. Zuerst wieder auf der uns wohlbekannte N 4, immer entlang des Crocodile-Rivers.

Claims

Zwischen Nelspruit und Malalena (dem südlichen Tor zum Krüger-Park) sehen wir vor uns eine Menschenmenge und viele Autos vor und neben der Route. Frauen, Männer, Kinder tragen Stöcke und Spaten, unterwegs zu einem Stück Brachland.  Auch Polizei ist vor Ort. Und eine Art Sammelstelle mit Tischen. Beate vermutet Goldsucher. Noch einen Kilometer weiter kommen uns Menschen entgegen, alle mit demselben Ziel. Andere sind auch schon auf dem Weg zurück.

Am letzten Tankstopp, bevor wir nach Swaziland abbiegen, frage ich nach: Die Menschenmenge (!) ist unterwegs zur Brache, um Claims für Grund und Boden abzustecken. Winzige Grundstücke. Jeder kann das machen, ohne vorher einen Permit zu haben. My home ist my Castle!. In Südafrika überlebensnotwendig.

50 Kilometer vor der Grenze – Krüger liegt hinter uns – wird die Welt so afrikanisch wie ich sie kenne: Keine modernen Bauten mehr, keine Autoshops mit Hochglanzfassaden, billige Märkte, Lebensmittelstände,  Menschen unterwegs mit Lasten auf dem Kopf, bunt, arm, staubig – Leben am Straßenrand.

Irgendwo zwischen Ruanda und den Alpen

Nirgendwo in einem afrikanischen Land habe ich unkompliziertere Grenzkontrollen erlebt: Kein Immigration-Formular, keine Fragen, 10 Minuten insgesamt (beide Kontrollseiten) trotz eines Reisebusses vor uns.

Wir fahren in langgestreckten Serpentinen hoch zum Piggs Peak.  Zuerst riesige Plantagen – Zuckerrohr, Bananen. Dann eine Landschaft, die mit ihren vielen Hügeln und ihrem intensiven Grün an Ruanda erinnert, mit ihren Wiesenhängen eher  an die Alpen. Einem „Kuhabtrieb“, der die Straße blockiert, fehlt nur das Glockengeläut. Statt Almhütten  überall kleine afrikanische Häuschen an den Hängen. Manche  ganz neu gebaut, andere ärmlich.

Wir fahren in die Nebelwolken. Heute ist Beate turnusgemäß am Steuer – und sie hat es nicht so einfach.  Ganz viele Kinder und Jugendliche in Schuluniform sind unterwegs, alle paar Kilometer gibt  es den Hinweis auf eine Schule. Man muss sich das schon mal vorstellen: Swaziland ist eine Diktatur, keine Parteien sind zugelassen, der Aufstand während des „arabischen Frühlings“ wurde niedergeknüppelt.

Wir sind in unserer Lodge angekommen. Auch irgendwie Alpen. Viel Holz, an einem Flüsschen, idyllisch und sehr nett. Zum Essen gibt es Lasagne (homemade) und Greek Salad mit einer Flasche Knorr-Saucenmischung. Der Wein ist schlecht und im Verhältnis zu Südafrika teuer. Aber die netten Zimmer und die unglaublich schöne Landschaft machen dies mehr als wett. Morgen geht es zum Indischen Ozean. Wir werden nach Landkarte fahren müssen. Denn das Tourbuch erklärt uns nur die Wegstrecke von Durban oder Joburg aus. Aber: Alles wird gut!

Bilder folgen noch – und eine Geschichte darüber, wie mich 2 junge Männer aus dem Indischen Ozean gerettet haben….

 

Tropengewitter

Der Tag im Krügerpark war drückend bei 37 Grad. Jetzt, am Nachmittag, sieht man das Gewitter kommen. Wir sind in unserer Lodge 23 Kilometer von Hazyview in den Bergen. Es wird nachtdunkel. Donner, Blitze, Platzregen, Sturmböen – Weltuntergangsstimmung.  Das Licht fällt aus.  Wetterleuchten macht alles im Spotlight taghell. Wir essen bei Kerzenlicht… und gehen mit der Petroleumslampe aufs Klo.

Alles halb so schlimm. Das sei ein leichter Regen.  Schlimmer wird’s erst, wenn Häuser zusammenbrechen. Na dann!

Am nächsten Tag ist alles wieder in Ordnung. Nur der Himmel ist grau. Und wie müssen leider unsere schöne Lodge verlassen. Richtung Swaziland.

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Potholes

Wir waren zuerst begeistert von den guten Straßen aus Johannesburg raus. Zuerst. Bis wir auf die kleineren Nebenstraßen kamen. Paul, der Besitzer unserer ersten Lodge, hatte uns gewarnt: Potholes und Trucks. Die  Anzahl der Lastwagen hielt sich in Grenzen. Die Potholes klingen zwar von der Wortmalerei her ganz lustig, entpuppen sich aber tatsächlich als tiefe Krater,  gern auch mit spitzen Steinen gefüllt.  Einem Pothole kann man noch ausweichen,  zwei vielleicht auch noch. Bei drei beginnt das Slalomfahren, wobei man zusätzlich auf den Gegenverkehr achten muss.  Keine Chancen hat man mehr, wenn die ganze Straße nur noch aus Löchern besteht. Für Südafrikaner mag das Alltag sein. Für uns, die den Linksverkehr noch nicht im Blut haben, wird es eine Rumpelei. Rechts sitzend, zentrieren wir nicht richtig. Die „Trefferquote“ ist hoch.

Auffallend  ist, dass die Straßen zu den privaten Reservaten in gutem Zustand sind. Irritieren auch, dass die Pothole-Straßen, vor nicht allzu langer Zeit gebaut zu sein scheinen: Temperaturschwankungen,  Lastwagenverkehr, Pfusch am Bau?

Da fährt es sich doch angenehmer auf den Sandpisten Namibia – ohne Teerdecke.

Aber wir haben ja ganz neue Reifen. Das Ersatzrad – auch noch ungefahren – hatten wir gegen das am ersten Tag schwer lädierte ausgetauscht. In Hazyview haben wir dann –  mit Hilfe einer sehr netten jungen Frau von Avis – ein neues Ersatzrad bekommen.

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Die Rhinos im Krüger oder: ein politischer Game-Drive

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Der Krüger ist phantastisch. Auch beim zweiten Mal. Wir werden bereits um 5:00 abgeholt und fahren in einen sehr heißen Morgen. Zuerst runter nach Hazyview, dann aber nicht durch das Numba-Tor in den Park, sondern durch das ein paar Kilometer entferntere Phabeni-Tor. Das Gras um die Gegend des Numbi-Tores stehe durch den ausgiebigen Regen sehr dicht und hoch, so dass es schwer sei, Tiere zu entdecken, erklärt unser Guide Eduard. Also die Marula-Region, die geprägt ist, wie der Name schon sagt, durch sehr viele Marula-Bäume. Die Früchte des Baums sind nicht ganz nach meinem Geschmack: zu sauer!  Eine geschmackliche Verwandtschaft zum klebrig-süßen Amarula-Likör kann ich beim besten Willen nicht erkennen.

Am Tor-Eingang ist „Prime-Time“: Mindestens 20 vollbesetzte Jeeps warten auf Einfahrt, dazu Busse und PKW. So eine Betriebsamkeit kennen wir von unserem ersten Besuch weiter nördlich überhaupt nicht.

Ich muss mir immer noch die Augen wischen, weil ich nicht glauben kann, wie grün und blühend die Savanne sein kann. Es ist wunderbar!

Eduard macht uns auf ein paar weiße Steine aufmerksam. Die Ranger legen sie überall dorthin, wo ein Rhino von Wilderern getötet wurde. Ein symbolisches Grabmal. Im vergangenen Jahr sind 461 Tiere im Park wegen ihres Horns gewildert worden. Bei der letzten Zählung vor wenigen Jahre, gab es im gesamten Krüger noch etwas über 7.000 Rhinos, davon wenige der sowieso seltenen „schwarzen“.

Später, als wir eines dieser urzeitlich anmutenden Tier zu Gesicht bekommen, wird der Guide deutlich – und gibt sehr emotional und überaus überzeugend ein politisches Statement ab: Man zerstöre hier mit der Wilderei ein Grundlage nicht nur des Parks, sondern auch der südafrikanischen Menschen. Der Park schaffe Arbeit – nicht nur für die über 7.000 Parkangestellten, sondern für die ganze Region. Das alles sei durch die Dezimierung der Tiere bedroht.

Und die Regierung tue viel zu wenig dagegen. Es gehe dabei nicht um ein paar getötete Impalas, sondern um die Wilderei im großen Stil, in die politische Spitze verwickelt sei. Man paktiere mit chinesischen Syndikaten, die das kostbare Horn der Rhinos verdealen.  Wenn die Ranger Leute erwischen würden, kämen sie für kurze Zeit ins Gefängnis, und würden dann gegen Geld wieder freigelassen. Die ANC sei korrupt, erstarrt.

Das Bildungssystem sei schlecht, in den Dörfern gebe es kein Wasser, die Straßen seien kaputt, die Arpartheit noch nicht beseitigt.

„Viele von uns wollen dem ANC bei den nächsten Wahlen nicht mehr ihre Stimmer geben. Mandela war wichtig, aber die Zeit des ANC ist vorbei.“. Trotzdem ist Eduard unsicher: “Unser Verstand sagt uns, ANC abzuwählen, unser Herz schlägt immer noch für ihn.“

Mir fällt der Polizist ein, eine unserer ersten Begegnungen nach der Ankuft in Joburg. Und ein pfälzisches Sprichwort:“Wie der Herr, so das Gescherr!“

Es gibt nicht nur Tiere

Der Gepard verspeist in den frühen Morgenstunden seine gerade erbeutete Mahlzeit – und lässt sich von uns nicht stören. Trotzdem richtet er sich immer wieder kurz auf, dreht den Kopf nach links und rechts, um die Gegend zu sondieren. Wir sind ihm bereits am Tag zuvor begegnet, als er die Straße querte. Selbst wenn er frißt, das Maul blutverschmiert, sind seine Bewegungen elegant, fasziniert sein Muskelspiel. Ich muss an Rilkes Panther-Gedicht denken, nur ist der Gepard hier in Freiheit.

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Er ist eine sehr junge Sie, die ein Ortungsband um den Hals trägt. Die Mutter wurde getötet und die Rangerr wollen das junge Tier beobachten, das nun selbst auf Beute gehen muss. Wie es aussieht, können sie den Geparden bald von seinem Halsbad befreien.

Es sind die letzten Eindrücke vom Karongwe-Park, die wir mitnehmen. Nach einem  Frühstück nach der morgendlichen Buschfahrt – bei der wir mit dem Jeep auch kurz mal im Wasser des Flusses stecken geblieben waren, nehmen wir Abschied und fahren Richtung Blyde River Canyon.

Die Landschaft der nördlichen Drakensberge ist grandios. Zerklüftete Felsformationen, dann wieder Tafelberge, auf einer Passhöhe ein Blick auf ein Bergpanorama, das kein Foto einfangen kann. Und alles grünt unter einem Himmel, in dem sich immer neue Wol kenfomationen aufbauen.

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Wir sind überwältigt von den drei Ronadavals, vom Wasser des Blyde River geformte riesige Felsen, die tatsächlch aussehen wie Rundhütten auf Stelzen. Der Canyon selbst ist gewaltig tief, aber im Gegensatz zum Grand Canyon und dem Fish-River Canyon, seine beiden größeren  „Brüder“, bewachsen vom Grund bis zum Plateau. Baumfarne, Moose, tropische Bäume und Pflanzen klammern sich an die steile Canyon-Wand. Langsam fahren wir von Ausichtspunkt zu Aussichtspunkt.

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Die „Berlin Falls“ sind unser letzter Stopp, bevor wir dann ein wenig Tempo machen müssen, um an unsere nächste Lodge zu kommen. Der Wasserfall musste aber noch sein, allein seines Namens wegen. Die zahlreichen Fälle in dieser Region sind durch die unterschiedlich stark erodierenden  Gesteinsarten zustande gekommen. Der Name des Wasserfalls durch die früher in der Nähe stehende Farm.

Über Graskop und Sabie fahren wir weiter. Links und rechts entlang der Serpentinenstraße: Kiefernplantagen (kanadische Pinie)  bis zum Horizont. Fast wähnt man sich in Schweden.  Der urspüngliche Wald hatte hier keine Chance mehr.  Was anfangs noch idyllisch aussieht , kehrt sich ins Gegenteil um, als wir auf die Straße nach Hazyview kommen. Riesige Felder abgestorbener Bäume – die Industrie fordert ihren Tribut.

Nach den Nadelbaumplantagen kommen die Eukalyptus-Plantagen – ebenfalls Bäume, die schnell wachsen und so viel Wasser aus dem Boden holen.  Dafür aber geben sie den Menschen Arbeit. Dann – wir kommen immer tiefer – beginnen die Obstplantagen:Bananen, Mangos Makadamia-Nüsse, Avokados. Wir sind im subtropischen Klima.

Und zockeln hinter Lkws her, deren Lasten – Holzstämme – bedrohlich schwanken. Als wäre dies nicht genug, sind da noch die Potholes. Über diese Schlaglöcher, die uns das Fahren nicht gerade erleichtern, später mehr.

Aber wir haben das bisher alles hinbekommen.  Die Lodge an einem See, an der wir ziemlich spät ankommen, ist ein Traum.  Idyllisch in einem Park gelegen, der zum See abfällt, ein außergewöhnlich stilvoll eingerichteter Speiseraum,alles sehr liebevoll. Und trotz tropischer Temperaturen kaum Mücken!

Am Tag darauf noch einmal Landschaft zum Heulen schön in God’s Windows, bei einem Spaziergang durch Regenwald, bei den 46 m in die Tiefe fallenden Mac Falls, einen ausgiebigen Einkaufsbummel in dem kleinen Ort Graskop  –  inklusive einem Café-Besuch mit vorzüglichen Pancake.

Èineinhalb Tage ohne wilde Tiere. Aber wir haben ďie Big Five ja bereits gesehen.Und morgen  geht’s nochmal in den Krüger. Man kann süchtig werden. Auch wenn wir dafür um 4:30 Uhr aufstehen müssen.

 

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