
Natürlich war diese Wanderung für mich selbst ein Test: Was schaffst du denn noch nach soviel Krankheit? Bekommst du das hin, dich nicht vom Kranksein dominieren zu lassen?
Klar, da sind Wehwechen – aber über die habe ich auch schon vor Jahren gejammert. Und das gehört doch auch zu jeder Wanderung dazu, oder?
Aber ich weiß jetzt, dass Kondition und Ausdauer nicht gelitten haben. Im Gegenteil, manches ist leichter und vielleicht intensiver geworden.
Fester Bestandteil seit dieser Wanderung ist die WanderAPP, die ich jetzt immer nutzen werde. Sie gibt so viel Sicherheit, auch wenn ich mich mal kurz verlaufen habe. Denn ich weiß immer, wo ich bin.

Geblieben sind die Bilder von den liebevoll hergerichteten Fachwerkhäusern sowohl auf thüringischer als auch auf hessischer Seite.
Geblieben ist gleichzeitig die Wehmut darüber, dass trotz dieser Modernisierungen die alten Dorfstrukturen langsam verschwinden werden.
Erinnern werde ich die Menschen, die mir weitergeholfen haben, die ihre Träume Wirklichkeit werden lassen, wie den 77jährigen Dr. Pippard aus Heldra oder der ältere ehemalige Leistungssportler, der mit dem Fahrrad auf Spurensuche in seiner „alten Heimat“ ist: „You are never too old, to see another goal or dream a new dream.“
In Erinnerung bleiben werden die Spinnweben, die sacht meine Haut streiften, wenn ich morgens durch die hohen Wiesen gelaufen bin. Die Walderdbeeren in den Löchern des Plattenweges. Die unzähligen Orchideen und Schmetterlinge am Wegesrand. Die Rehe, die ich mit den Geräuschen meiner Wanderstöcke regelmäßig aufgescheucht habe, und die vielen Raubvögel über mir.

Bleiben werden die Buchenwälder der Rhön und die Aussichten weit ins Land.
Laut gelacht habe ich, als ich mich irgendwann einmal selbst habe singen hören: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt. Dem will er seine Wunder weisen in Berg und Tal und Strom und Feld. Die Trägen, die zu Hause liegen, erquicket nicht das Morgenrot… „. Weiter konnte ich dann den Text nicht mehr.
Ja, irgendjemand hat mir eine rechte Gunst erwiesen, wer auch immer – einfach so.

Berührt hat mich nahe Heldra eine Brücke über die Werra aus Teilen einer ehemaligen Wassersperre, die Menschen an der Flucht durchs Wasser hinderte.
Berührt war ich aber auch vom Plattenweg über die „Mainzer Köpfe“, der mit der Zeit zum Wanderweg geworden ist: Der Weg selbst ist so schön einfach zu gehen, links und rechts Wiesen, begrenzt von Wald. Im Graben, früher KfZ-Sperre, wachsen Bäume.
Zwei Bilder, die zeigen, wie Grenzen zu Brücken und Verbindungen werden können, auf denen es sich gut gehen lässt.










Am nächsten Tag regnet es nicht! Stattdessen wieder eine wunderschöne Etappe bei idealem Wanderwetter (das ist dann häufig leider kein günstiges Fotografier-Wetter). Schnell bin ich morgens „zurück auf der Tour“ am Iftaer Baumkreuz. Hier kreuzen sich die B7 (Eisenach und Kassel) und die ehemalige Grenze. Ziemlich in der geografischen Mitte Deutschlands wurde hier 1990 begonnen, ein Baumkreuz zu pflanzen: Eine dreireihige Eschenallee auf dem ehemaligen Todesstreifen und eine Lindenallee an der B7. Jedes Jahr im November kommen Menschen hierher, um weitere Linden zu pflanzen. Richtung Eisenach ist die Allee fertig gestellt. Die nach Kassel ist „noch im Bau“.



































