Zwei Personen haben den Anstoß zu dieser Wanderung gegeben: eine Freundin und Hubert: Als ich vergangenes Jahr bei einem Glas Rotwein von meiner Wanderung in die Pfalz erzählte, verschwand Christiane, um kurze Zeit später mit einer alten „Apotheken-Rundschau“ wieder zu kommen, auf der eine Fernwanderung beschrieben war: „Das Grüne Band“ – entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. 1.500 Kilometer von Bad Elster an der tschechischen Grenze bin nach Travemünde. Das wäre ein Traum von ihr, sagte Christiane, diese Strecke zu gehen. Ich war sofort elektrisiert von dem Paradoxon: auf dem ehemalige Todesstreifen mit seinen Sperranlagen, Grenzzäunen, Wachtürmen, der „Schutzzone“ und dem „Niemandsland“ hätten Flora und Fauna Schutz und Raum gefunden, die einmalig sein sollten. Das Wandern auf diesem „Grünen Band“ sei zwar auch heute, fast 30 Jahre nach dem Mauerfall, noch ein kleines Abenteuer, aber das schreckte mich erstmal nicht. Vor allem deswegen nicht, weil es einen ziemlich guten Wanderführer von Dr. Rainer Cornelius über die gesamte Strecke zu kaufen gibt. Cornelius unterstützt den Bund für Unwelt und Naturschutz Deutschland – BUND e.V. dabei, das „Grüne Band“ zu pflegen und auch für Wanderer zugänglich zu machen.
In Huberts großer „DDR-Bibliothek“ fand ich dann natürlich noch ein weiteres Buch über das Grüne Band, eine Beschreibung von Wolfgang Kieling: „Ein deutscher Wandersommer. 1.400 Kilometer durch unsere Wilde Heimat“. Nun war Hubert ein Fan vom Naturfilmer Kieling, der in dem Buch seine vom SWR gefilmte Wandertour beschreibt; mein „favorite author“ wird er aber nicht – und so habe ich sein Buch schnell wieder zur Seite gelegt.
Ein Glück war es, dass eine weitere Freundin, der ich von meinem Plan erzählte, Lust und Zeit hatte, im Sommer 2018 einen Teil des Weges mit mir zu gehen.
Nein, natürlich nicht 1.400 Kilometer – das erlaubt meine Arbeit nicht – aber eine erste Etappe vom Vogtland bis in den Frankenwald.
Es ist wieder eine Erinnerungswanderung – dieses Jahr nicht wie 2017 – in meine Heimat, sondern in die Geschichte meines Mannes Hubert, die immer ganz eng mit dieser innerdeutschen Grenze verbunden war – und dadurch auch mich über 40 Jahre geprägt hat.
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