Reisen

Brockenbesteigung, Teil 1: Schmugglerweg

Mit Spaghetti und Tomatensauce,  einer Flasche Wein und etwas Gebäck schließen wir den Tag auf dem Balkon unseres Apartments ab. Dabei haben wir beschlossen, morgen nicht die gesamte Strecke von 20 Kilometern hoch auf den Brocken zu laufen, sondern  auf dem Grünen Band nur bis kurz unterhalb des Wurmbergs zu gehen, um dann nach Schierke zu wandern, wo wir übernachten wollen.

Von dort können wir am nächsten Tag den kürzeren, aber auch steilen Weg zum Gipfel nehmen.

Gesagt, getan. Aber ein ausgiebiges Frühstück beim Brockenbauern in Tanne muss sein. Hier war ich bereits vor 7 Jahren mit Inge und Klaus, Henning und Marlis und kannte daher die Köstlichkeiten des Hofladens und der dazugehörigen Gaststätte. Nur eines hat sich geändert: der Bulle Innozenz, Vater ungezählter Harzer Rinder, dessen Pracht wir damals bewundert haben, hängt ausgestellt an der Wand, d. h. nur sein mächtiger Kopf.

Dienst tut jetzt sein Nachfolger…

 

Gestärkt wandern wir entlang der warmen Bode, queren bei Sorge die Gleise der alten Harzbahn  und laufen dann immer an der ehemaligen Grenze entlang ziemlich unmerklich hoch. Es ist ein sehr schöner Weg. Links der murmelt der Bach Bremke, der immer schon Grenzfluss war, rechts geht es steil in den Wald. Zu DDR-Zeiten war der Hang gerodet, um besseres Blickfeld zu haben, den Klimawandel haben viele der nachgewachsenen Fichten nicht überlebt.  Danach steigen wir mal wieder auf Platten hoch Richtung Wurmberg.

Und dann bin ich plötzlich der Ursache meiner Rückenschmerzen auf der Spur – natürlich dank Julias Hilfe, die mit der Einstellung meines Rucksackes nicht einverstanden war. Ich weiß natürlich, dass die Hüften die Last tragen, aber mit der Zeit hatte ich unbewusst immer weiter an den Schulterbändern gezogen und so die Schultern belastet. Das hat zu einer Fehlhaltung und den Schmerzen geführt.

Problem erkannt, haben die Schmerzen nach einer Weile aufgehört.

Am Kaffeehorst, wo es keinen Kaffee gibt, machen wir unsere Mittagsrast. Hier stand früher ein Grenzturm, der nach der Wende abgerissen wurde. Noch früher – während der alliierten Besatzungszeit von 1945 bis 1945 – als die Grenze noch nicht befestigt war, lief hier ein reger Schmuggel zwischen Braunlage und Schierke. Vom Osten gab es „Schierker Feuerstein“, Heringe und Lebensmittel von Braunlage. Der Weg wurde dementsprechend auch Schluck oder Heringsweg genannt. Nach der Wende bauten die Harzwandervereine beider Orte den Rastplatz, wo sie sich auch immer wieder treffen und dabei sicherlich nicht nur Kaffee trinken.

Wir nehmen also den alten Schmugglerweg, der heute durch Wiesen statt durch Wald führt, vorbei an den Mäuseklippen nach Schierke.

Dort erwarten uns neben einem sehr schönen Zimmer in der Pension Andrae auch Eiskaffee und Apfelstrudel. Wir müssen uns stärken, denn morgen geht es auf den Brocken.

 

 

1 Kommentar

  1. Jürgen Kohlrausch

    Hallo liebe Wanderinnen, habt Ihr denn einen Sprung über Rothesütte und Benneckenstein gemacht, so dass diese Etappe nicht in Eurem Bericht erscheint? Hätte mich schon mal interessiert, wie Eure Erfahrungen hier waren. Vor allem, weil ich das freundliche Angebot eines Zusammentreffens leider ausschlagen mußte. Der Pizza-Wirt hat mir einen Gruß ausgerichtet. Habt Ihr denn in Schierke auch das Grab von Apotheker Drube besucht? Der Spruch auf seinem Grabstein ist lesenswert!
    Also, weiterhin viele interessante Kilimeter über den Brocken wünscht Jürgen Kohlrausch

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