Es ist der Tag, an dem der Himmel wolkenlos ist, die 50 -Faktor-Sonnencreme zum Einsatz kommt, und es ist der Tag, an dem wir die meisten Kilometer zurücklegen: 23. Ich weiß nicht, ob ich mir das alleine zugetraut hätte.
Wir starten vor 9 Uhr, bestens versorgt mit Broten und der guten Eichsfelder Stracke. Wir gehen anfangs ein Stück auf dem Pilgerweg Loccum-Volkenroda, treffen aber immer wieder auf den Kolonnenweg. Und damit bin ich bei einer weiterem Superlativ; Es ist der Tag, an dem wir gefühlt jede Biegung der ehemaligen Grenze „ausgehen“. Dabei wird der ganze Grenz-Irrsinn mit den Füßen erfahrbar.
Der „antifaschistische Schutzwall“, der aber seine tödliche Gewalt nur nach innen, also gegen die eigenen Bürger und Bürgerinnen richtete, kostete die DDR allein zwischen 1961 und 1964 1,8 Milliarden Mark der DDR. Die laufenden Unterhaltskosten wurden auf jährlich rund 500 Millionen Mark geschätzt. Stacheldraht, Grenzzäune, Millionen von Bodenminen, Beobachtungstürme und Erdbunker, Hunde-Laufanlagen, Warnsysteme und Sperrgräben für Kraftfahrzeuge.100.000 Mark kosteten die fürchterlichen Splitterminen je Kilometer. Dazu das Personal….
1.400 Kilometer lang war der Todesstreifen. Dazu kommen noch mehrere 100 Kilometer Anfahrten. Über die ganze Länge führte der Kolonnenweg, der wohl für die Ewigkeit gebaut worden ist.
Heute genießen wir dort, wo vor 40 Jahren noch Menschen erschossen wurden, die herrliche Natur: Löwenzahnwiesen, die jetzt, im Mai, aussehen, als seien sie mit einem zarten Federflaum bedeckt Ginster, Buchenwälder, Landwirtschaft, Feldhasen und Vogelgezwitscher.
Aber dann lässt sich unsere ansonsten zuverlässige App im Stich: Der Kolonnenweg führt in ein Kornfeld. Wir folgen den Traktorenspuren, bis es nicht mehr weiter geht. Das „Bett im Kornfeld“ wäre zu dieser Jahreszeit definitiv zu feucht. Wir drehen und suchen uns einen neuen Weg. Erfolgreich.
In Siemerode erwartet uns ein kleines Paradies: „Conny’s Eiscafe“ mit selbstgemachtem Eis und starkem Kaffee. Danach sind die 2 Kilomter nach Weissenborn ein Klacks.
Die Bio-Pferdepension, wo wir übernachten, ist wie ein Relikt aus den alternativen 80ern. Aber die Menschen sind freundlich, das selbst gebackene Brot köstlich, und nach dem gemeinsamen „Abendbrot“ versammelt sich das halbe Dorf um den Maibaum bei mitgebrachten Salaten, Grillwurst und Bier. Herz, was willst du mehr in der Mitte Deutschlands?
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