Wir wollen auf die Schneekoppe, den höchsten Berg des Riesengebirges mit etwas über 1 600 m.
Die Schneekoppe, der Name hat für mich schon immer etwas Mythisches gehabt. Das ist das Reich von Rübezahl, der hier sein Unwesen oder, je nach Laune, seinen Schabernack treibt. Oder aber auch sein gutes Herz zeigt und einem armen Menschen einen Goldklumpen schenkt. Carl Hauptmann, der fast vergessene ältere Bruder des Nobelpreisträgers Gerhart, hat ein wunderbares Rübezahlbuch geschrieben, das im Gutenberg-Projekt auch online zur Verfügung steht!


In einer Einführung zu neun gesammelten und niedergeschrieben Rübezahl-Abenteuern reflektiert er: „Rübezahl erscheint seit Urzeiten in tausend lebendigen und toten Gestalten. Er entwischt durch die Lüfte wie der Sturmreiter, nachdem er noch kaum als starrer Steinklotz am Wege gestanden. Und er entwischt durch die Stubenritze wie eine rote Maus, und hat noch eben beim Tanze in der einsamen Baude mit der Wirtstochter Kapriolen geschlagen und aus rostiger Kehle gejohlt und gejodelt. Auch »alt« und »jung« sind für ihn keine Namen. Das Geheimnis ist, daß kein Mensch je sagen kann, was der Geist der Berge eigentlich ist…
Freilich weiß auch der Mensch von sich selber nicht, was er eigentlich ist?
Auch der Mensch macht ewig Verwandlungen durch. Einmal ist er ein kleines Wickelkind an der Mutterbrust, das nur seltsame Käuzchenschreie tut und wimmert. Dann wieder, wenn es zufällig ein Knabe ist, muß er als ausgescholtener Schulbube im Winkel heimlich gegen das harte Menschenschicksal räsonieren. Oder liegt als frischer, junger Försterbursche, von Wildschützen schwer angeschossen, im einsamsten Sommerwalde, fast verdürstend und muß sich mit den Fingern im Waldgras bis zum Bache krallen, um zu trinken. Derselbe kann noch als alter, weiser, mächtiger Grünrock durch die Welt gehen. Und jedenfalls hat schon mancher Mann, der vorher ein kühner Weltkaiser war, im kostbaren Brokatstuhl als ein kranker, jämmerlicher, armer Schlucker sitzen müssen, dem sein Grab geschaufelt vor der Nase lag.
Dabei ist Versteckenspiel genug.
Und vielleicht wird man eine Ewigkeit brauchen, um auch hier ganz dahinter zu kommen“.
Vom Riesengebirge selbst glaubt Hauptmann, dass es in seiner „gedehnten Erdwucht und seiner ewigen Frühlingsfruchtbarkeit selber die verzauberte Riesentochter ist, die weithin in alle Lande sichtbar unter dem hellen Sommerhimmel aufragt…“.


Und tatsächlich ist es keine schroffe Gebirgslandschaft, sondern es sind hohe, gerundete Kuppen, die sich weithin ins Land dehnen und mit etwas Fantasie an einen liegenden, barocken Frauenkörper erinnern.
Die Schneekoppe kann man auf drei Wegen mit je unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad erwandern. Oder man nimmt im unteren Teil eine Sesselbahn.

Die Schneekoppe ist auch ein Zwei-Länder-Berg: Hier die Sicht nach Tschechien.

 

Ich nehme den leichten Weg, der sanft in Serpentinen ansteigt. Links und rechts rückt der Wald recht nah. Überall sprudeln und gurgeln Gebirgsbäche. Pilze wachsen im Unterholz und die Beeren der Eberesche leuchten rot. Bis dann der Wald lichter und niedriger, der Weg breiter und für Spaziergänger*innen geeigneter wird. Schon bin ich auf der ersten Baude, an der sich mehrere Wanderwege treffen. Von hier aus geht es, mit zunehmend mehr Menschen, auf einer Hochebene über einen gepflasterten Weg bis zur Baude unterhalb der Kuppe. Dann heisst es nochmal steil 200 Höhenmeter hoch. Aber stürzen kann hier niemand, denn neben einer exzellenten Kettensicherung drängen au h Menschenmassen zum Gipfel. Würde man stolpern, würde man weich fallen.
Oben ist es kalt mit herrlicher Aussicht. Es war eine gute Entscheidung, hochzuladen.