Die nächsten beiden Tage sind mehr Stadt-, Park- und Architekturspaziergänge statt Wanderungen in der puren Natur. Trotzdem brennen abends die Füße, denn es ist anstrengend.
Wir fahren nach einem letzten Frühstück in Schloss Wernersdorf nach Cieplice/ Bad Warmbronn. Das dauert, obwohl die Entfernung nur einige Kilomter beträgt. Irgendwie sind wir noch nicht richtig vetraut mit den polnischen Ortsnamen und Hinweisschildern. Aber irgendwann gelingt es uns doch, am Rande des historischen Zentrums der Kleinstadt zu parken.
Bad Warmbronn hat alles, was ein Kurstädtchen ausmacht: warme Quellen, einen großen Kurpark mit altem Baumbestand, Trinkbrunnen, eine Therme, Kurgäste, die Heilung suchen – und natürlich das passende Ambiente mit Barock- und Klassizismusbauten. Hier läßt sich gut flanieren, in einer Schokoladerie Köstlichkeiten probieren, in der Sonne sitzen.
Was mich beeindruckt : Das Schloss, das mit einer über 80 Meter langen Fassade und unzähligen Fensterachsen so harmonisch gegliedert und bis ins letzte Detail wahrhaft baumeisterlich durchdacht ist. Das Schaffgottsche Palais – der Adelsname ist hier allgegenwärtig – am Übergang zwischen Barock und Klassizismus, war bis 1945 im Besitz des Grafen. Ich bin eine Befürworterin moderner Architektur, aber vor solch meisterlicher Baukunst des ausgehenden 18. Jahrhunderts kann ich nur den Hut ziehen.
Und auch ein sakrales Meisterstück fasziniert: die Erlöserkirche am Ende der langen und gepflegten Fußgängerzone. Sie ist ein seltenes Beispel evangelischen Barocks, das Innere ganz in weiß und gold, die Orgel hinter dem Altar mit musizierenden Putten und Engeln bevölkert.
Katholizismus und Protestantismus, in Niederschlesien war das in der Geschichte ein ständiges Wechselbad. Nach dem 30jährigen Krieg und dem Westfälischen Frieden wurden viele lutheranische Prediger des Landes vertrieben, evangelische Kirchen durften lange Zeit nur noch in Einzelfällen betrieben werden. Die Städte im Hirschberger Tal sollten rekatholiziert werden, und so demonstrierte der Barockkatholizismus nicht nur im Kircheninnern seine Pracht und Herrlichkeit, sondern verkündete auch „auf der Strasse“ den Sieg des Katholizismus: Heiligenbilder, Kreuze, Martersäulen wehrten das Böse ab. Die Landschaft wurde „sakralisiert“. Auch in Bad Warmbrunn.
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