Am nächsten Tag regnet es nicht! Stattdessen wieder eine wunderschöne Etappe bei idealem Wanderwetter (das ist dann häufig leider kein günstiges Fotografier-Wetter). Schnell bin ich morgens „zurück auf der Tour“ am Iftaer Baumkreuz. Hier kreuzen sich die B7 (Eisenach und Kassel) und die ehemalige Grenze. Ziemlich in der geografischen Mitte Deutschlands wurde hier 1990 begonnen, ein Baumkreuz zu pflanzen: Eine dreireihige Eschenallee auf dem ehemaligen Todesstreifen und eine Lindenallee an der B7. Jedes Jahr im November kommen Menschen hierher, um weitere Linden zu pflanzen. Richtung Eisenach ist die Allee fertig gestellt. Die nach Kassel ist „noch im Bau“.
In das Kunst- und Gedenkprojekt integriert ist der Grenzzaun, das wohl längste erhaltene Stück.
Danach wird es bunt und grün und einfach herrlich. Der Plattenweg ist hier durch Grassoden zu einem schönen Wanderweg geworden. Es geht zwar stetig auf, aber das merke ich kaum. Dann treffe ich auf eine Schafherde. Es ist das erste Mal auf meiner diesjährigen Tour, dass ich sehe, wie das Grüne Band von Tieren freigehalten und so vor Verbuschung bewahrt wird. Das hat einen weiteren Vorteil: Das Fleisch der Lämmer, deren Mahlzeiten die Kräuter dieser Wiesen sind, muss köstlich schmecken.
Ehe ich es mich versehe bin ich schon auf dem Heldrastein in über 500 Meter Höhe. Der Fels aus Muschelkalk (deswegen heldra= hell) überragt auf thüringischer Seite das Werratal und war als „Riese des Werratals“ schon im 19. Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel mit einem Aussichtsturm. Später gab es sogar einen „Berggasthof mit Fremdenzimmern“. 1952 wurden die damaligen Wirtsleute ausgewiesen. Der Turm verfiel, wurde abgerissen und ersetzt durch einen Horchposten der Stasi. Nach der Wende haben viele engagierte Bürger:innen den Radarturm wieder in einen Aussichtsturm umgebaut – 30 Meter hoch.
Ich habe dort oben eine wunderbare Rundum-Aussicht: Wasserkuppe, Brocken, Meissner, Öchsen.
Nur muss ich danach wieder runter vom Berg. Ein wenig alpin geht es sehr steil nach unten an die Werra. Und bald bin ich im hessischen Heldra.
Wo mich etwas Einzigartiges erwartet.
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