Ganz dicht am Monte Kali.

Ein Wandertag, den ich abhaken sollte. Der aber dank eines jungen Rumänen noch sehr gut zu Ende gegangen ist.

Der Reihe nach.

Es fing schon nicht gut an, weil ich mir gestern – vielleicht sogar beim Abstieg durch die „Sturzbach-Rinne“ – irgendetwas am „unteren Rücken“ gezerrt hatte. Auch der Rucksack war durch Zukäufe unterwegs immer schwerer geworden. Meine Schmerztabletten waren irgendwo verloren gegangen, die Salbe half wenig, und der Himmel war grau.

In der Pension half man mir mit einer Schmerztablette aus – und so gerüstet ging ich los. Durch den hübschen Ort Dankmarshausen , der auf einem Felssporn oberhalb der Werra liegt. Runter an die Werra und dann durch die Unterführung über die früher die ehemalige Kali-Bahn lief. Sie überquerte  damals die Zonengrenze in Vacha und in Dankmarshausen.  Ab 1946 konnten Züge aus der sowjetischen und der amerikanischen Besatzungszone den Streckenabschnitt befahren. Ab 1952 wurde die Werra-Bahn von der DDR zweimal mehrere Monate lang gesperrt. Danach gab es aber keine Probleme mehr.  1962 stellte allerdings die DDR ihre Kalitransporte über westdeutsches Gebiet ein. 1966 präsentierte sie der BRD eine Rechnung rückwirkend für die Benutzung der DDR-Bahnstrecke. Es dauerte bis 1969, bis man sich einigte. Zwischenzeitlich sperrte die DDR die Strecke.

Ständiger Wechsel: Mal bin ich in Thüringen, mal in Hessen. Da kann schon der Überblick verloren gehen.

Danach lief der Kaliverkehr reibungslos im Transit durch die DDR bis Bebra.

Money makes the world go round……

Ich steige sacht aber stetig auf, immer an der ehemaligen Grenze lang. Links von mir der Monte Kali.

Der Weg geht parallel zum neueren Lutherweg. Eisenach ist nah.

Obwohl ich die Rhön so langsam verlasse, bin ich nicht im Flachland. Ich bin bereits in den Ausläufern des Küll-Mittelgebirges.

Aber die Hornungskuppe, auf die ich dann steige, liegt tief unter der Spitze des Monte Kali. Ich bin jetzt so nah, dass ich die Laufbänder höre, die den Abfall hoch transportieren.  Und ich bin nicht mehr sicher, ob es mein Schweiß ist, den ich schmecke, oder das Salz des Berges.

Auf dem monströsen Berg kann man auch Führungen buchen oder Nachtwanderungen. Almhornbläser waren auch schon da, erzählt mir jemand.

Durch den dichten Wald geht es abwärts, und was gestern die Grenzsteine waren, sind jetzt die Kontrollschächte, die in schöner Regelmäßigkeit neben dem asphaltierten Feldweg auftauchen.

Seit zwei Tagen laufe ich auf „dünnem Boden“, denn unter mir ist die Erde ausgehöhlt. Ein Labyrinth von Schächten.

Und dann geht das Nieseln in einen heftigen Regen über. Der auch nicht mehr aufhört. Unten im Tal bin ich trotz Regencape durchnässt. Autos versuche ich vergeblich anzuhalten.

Bis ein junger Mann hält. Er muss nach Kleinsee, wo wir eigentlich schon gleich sind. Sich dort auf einer Baustelle bewerben. Wie selbstverständlich fährt er mich nach Berka,  10 Kilometer weiter und dann auch noch ein Umweg wegen einer Strassensperre.  In einer knappen Stunde muss er zu seinem Bewerbungsgespräch in Kleinsee sein. Das schafft er noch gut, sagt er. Er kann nicht verstehen  dass die Deutschen jemanden im Regen stehen lassen.

So ist der Tag noch gut ausgegangen. Auch wenn ich leider das Vogelparadies Rhäden und die Wasserbüffel nicht gesehen habe.