Reisen

Zum Einstieg  ein lila Band: Von Birx bis zum Ellenbogen

Der erste Wandertag ist immer aufregend, auch wenn die Strecke von Birx zum Eisenacher Haus kurz ist. Deshalb bin ich froh, dass meine Nachbarsfreunde dabei sind.

Und natürlich komme ich mit meiner Wander-App nicht zurecht. Wir werden sehen, wie das wird, wenn ich allein bin.

Der Einstieg in Birx gelingt aber erst einmal gut. Ganz in der Nähe unserer Pension finden wir doch tatsächlich die Markierung des Grünen Bandes.  Etwas ganz seltenes, wie ich von meiner Wanderung 2018 weiß. Und das soll auch so bleiben. Denn die Markierung verschwindet bald wieder.

 

„Mit den Füßen  in Thüringen und Bayern im Rücken wandern wir auf einem Feldweg auf Hessen zu“, beschreibt die Autorin meines Wanderführers ganz anschaulich nicht nur den Start, sondern auch die Grenzsituation an diesem Dreiländereck. Und sie läßt erahnen, wie eingekesselt der Ort Birx zu Zeiten der deutschen Teilung war. Es lag im Sperrgebiet. Frei war nur der Weg nach Osten Richtung Frankenstein.

Komisch, ich sehe sofort, als wir den kaum mehr sichtbaren Kolonnenweg queren. Die Tage auf der ersten Grenzwanderung 2018 haben das Auge geschult.

Aber wir folgen ihm noch nicht, weil er durch eine ungemähte Wiese führt, sondern machen einen kleinen Bogen ins Hessische. Dann stoßen wir wieder auf den Grenzweg mit seinen Betonlochplatten, die man nur mit äusserster Konzentration begehen kann, will man nicht unversehens umknicken. Das Gras steht hoch im Mittelstück des Weges. Es ist wirklich schwer zu gehen. Links und rechts ist die Landschaft nicht mehr „nur“ verbuscht; hohe Birken und Nadelbäume sind gewachsen. Der Kolonnenweg ist hier eher eine schmale Schneise durch den Wald. Dazwischen Feuchtbiotope.

Für meinen Nachbarsfreund ist es auch deshalb so unwirklich, auf dem Betonweg zu gehen, weil er vor langer Zeit seinen Wehrdienst hier bei der Grenzschutzpolizei absolviert hat. Er hat sozusagen vom Westen aus beobachtet, was sich dort abspielt, wo er jetzt zum ersten Mal geht.

Und dann wird das Grüne Band zum Lila Band. Schön fürs Auge, schlecht für die einheimischen Pflanzen. Die Lupinien, die manchmal hundert Meter weit den Weg links und rechts säumen, gehören nicht in die Rhön. Aber sie verbreiten sich rasend schnell und sind zum Problem geworden, weil sie alle anderen Pflanzen verdrängen, besonders diese einmaligen hier am Grünen Band.

Bald verlassen wir den Kolonnenweg wieder und folgen dem Hochrhöner. Durch duftende Wiesen geht es mit herrlichen Aussichten rasch zum Ziel der ersten kleinen Etappe: dem Ellenbogen.

 

 

3 Kommentare

  1. Meine Leser

    Liebe Grüße vom Steigerwald in die Rhön! Auch hier lässt es sich wunderbar wandern – wenn auch nicht auf ganz so bedeutsamen politischen Pfaden. Weiterhin viel Freude und keine Blasen an den Füßen! Wir sehen uns im September im Steigerwald!
    Liebe Grüße
    Karen

  2. Meine Leser

    Es könnte sein, dass die Lupine angesät wurde. Nach der Wende bestand sogar die Absicht, den gesamten alten Grenzverlauf mit einem Lupinenband zu versehen. Guten Weg weiterhin, Jürgen Kohlrausch

    • Baobab

      Das wäre dann eine schöne Idee gewesen, die sich aber als schlecht für die Natur erwiesen hat. Alle anderen Pflanzen wurden verdrängt.

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