Die Hähne im Garten unserer Gastgeber krähen, die Koffer sind wieder gepackt, das Auto für unsere Tour steht im Hof, Sonntagmorgen, kurz vor neun Uhr: Es kann losgehen!
Gestern war Vorbereitungstag. Morgens gab es mit Jan die beste Fahrstunde ever, allerdings mit seinem eigenen Jeep und Automatik. Wir sind zuerst in Straßen mit weniger Traffic gefahren, haben uns wieder an den Linksverkehr gewöhnt. Dann das Fahren auf engen Wegen, auf Piste, durch Schlaglöcher, steile kurvige Straßen hinauf mit Gegenverkehr. Wichtigste Regel: selbstbewusst fahren und so, dass die anderen wissen, wohin man will. Ich denke an einen Satz meines Vaters: Wenn du deutlich fährst, brauchst du keine Blinker.
Zweite Regel: Lass dich von den Boda-Bodas umfließen. Du bist der große Fisch, die kleinen weichen dir aus.
Dritte Regel: Achte auf deinen Abstand links, damit du notfalls noch ausweichen kannst.
Am Nachmittag ist der „zweite Jan“ von Earthwanderer gekommen und hat uns den riesigen Hillux gebracht. Keine Automatik! Allein das Einsteigen – eher Hochklettern – ist eine Herausforderung.
Jan hat unsere Rundtour geplant. Er hat uns mit allem, was wir brauchen versorgt und nimmt sich noch viel Zeit für uns. Wir haben gefühlte Stunden eine Offline-Karte mit unserer Route runtergeladen, sind gemeinsam die Strecke durchgegangen – und jetzt geht es los.
Bis nach der Kampala-Road in der Innenstadt ist es erwartungsgemäß ruhiger Sonntagsverkehr. In den Außenbezirken – Kampala hat sicherlich mehr als 2 Millionen Einwohner – wird es wuselig und geschäftig. Überall sind Märkte links und rechts der Straße, Boda-Bodas fahren schwer beladen mit Ananas, Bananenstauden, Kisten, meterlangen Brettern links, rechts, vor- und hinter uns. Beate, sie macht den Anfang, fährt so selbstsicher als täte sie das jeden Tag.
Die Offline-Karte mit deutscher Frauenstimme ist einfach der Hit. Sie gibt Sicherheit. Langsam beruhigt sich aber auch der Verkehr. Wir sind raus aus der Stadt. Landwirtschaft – Bananen und Gemüseanbau – sowie Feuchtgebiete prägen die nächsten Kilometer. Später wird die Landschaft trockener. Riesige Kandelaber-Euphorbien (sehr giftig) und Pinienwälder prägen das Bild. Und natürlich die rote Erde, für mich DAS Bild für Afrika.
Die Straße – der Highway Kampala Gulu – ist bestens, und früher als gedacht erreichen wir den Abzweig zum Ziwa Rhino Sanctuary, der Rhino-Aufzuchtstation. Wir werden, wie auch schon in Südafrika, von einer kleinen Antilope begrüßt. Mitten im Schutzgebiet liegt die Amuka-Lodge, unser Tagesziel. Auf der Terrasse unseres Cottages merken wir plötzlich die Ruhe. Wir sind raus aus der Stadt, mitten im Busch, der seine eigenen Geräusche hat.
Das Abenteuer hat begonnen.
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