Reisen

Gletscherwelten

Das Eis schimmert unwirklich blau, so als wäre es nur eine momentane Farbvorspiegelung, eine Fata Morgana im Eis. Aber die Augen trügen nicht. Die Kamera beweist es (obwohl: Fatamorganen kann man auch fotografieren.) Eis, das Jahrhunderte von Jahren alt ist. Und jetzt schmilzt es seit ein paar Jahrzehnten rapide.
Ich denke am Fräulein Smillas Gespür für Schnee und an die Schneekönigin.
Aber ich habe es mir noch dramatischer vorgestellt. Größer. Weißer. Die Gletscher sind auch hier wie überall auf dem Rückzug. Und es ist Sommer in Patagonien.

Wir sind morgens mit dem Schiff in den Fjord hinein, an Seelöwen vorbei, die sich auf einem schmalen Felsvorsprung drängen. Die Jungen lernen dort zu springen.

Das Wetter ist diesig, die Sonne kämpft mit den Wolken, schafft es aber nicht.
Die Felswände links und rechts des Fjods werden immer steiler und glatter. Wasserfälle stürzen senkrecht in die Tiefe.


Nach dem Balmaceda-Gletscher, den wir vom Schiff aus sehen, geht es weiter zum Serano-Eisfeld. Wir laufen ein Stück durch einen kleinen Wald am Gletschersee bis wir die Zunge erreicht haben. Landmarken zeigen, wie weit der Gletscher seit den 70er Jahren geschrumpft ist. Es kann einem Angst und Bange werden.
Zurück auf dem Schiff gibt es Whiskey, mit Gletschereis natürlich.
Und dann auf halber Strecke zurück nach Natales, landen wir und essen in einer großen Halle auf einer Estancia zu mittag an weiß eingedeckten Tischen: Suppe, Unmengen von gegrillten würzigen Lammkotellets, Kartoffeln, Salat, Dessert. 300 Menschen werden von einer kleinen Anzahl Personen mit einer Patrona versorgt. Jedes deutsche Qualitätsmanagement hätte seine Freude an den reibungslos ineinangreifenden Prozessesn. Ich fange an zu glauben, dass die Chilenen Talent zum Organisieren haben und dabei vielleicht sogar ein wenig unbürokratischer sind als wir Deutschen.
Abends bin ich müde vom vielen Wind auf dem Schiff, dem Whyskey, dem guten Essen und dem Rotwein dazu.

1 Kommentar

  1. Meine Leser

    Liebe Barbara,
    Das sind wieder wunderbare Reiseberichte von Dir. Aus fernen uns unbekannten Welten, und doch ist es ein bisschen ein Deja vu , weil wir von Jan, der in unsrer Familie für die weiten Reisen zuständig ist, Fotos von vielen dieser Orte gesehen haben: Atacamawüste, Valparaiso, Punta Arenas, Torre del Paine etc. Ein tolles Land ist das, voller unterschiedlicher Landschaften.
    Viel Freude wünschen wir Dir. Liebe Grüße Helga

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