Es ist das Santiago der Gutsituierten, das wir in den ersten Tagen kennenlernen. Hier im Viertel Las Condas spiegeln sich die Hochhäuser in den Glasfassaden der Wolkenkratzer gegenüber, sind die Rasen frischgrün, werden die Strassen ständig gekehrt, stehen Elektoroller zum Verleih, spielen Kinder mit ihren gut angezogenen Müttern (und manchmal auch Vätern) auf Spielplätzen, laufen junge Männer in weißen Hemden geschäftig mit dem Handy am Ohr auf blitzblanken Bürgersteigen.
Der Verkehr hält sich in Grenzen, denn es sind Sommerferien und wer kann, fährt hinaus aus der Stadt, die in einem Kessel auf 500 Meter Höhe liegt, umgeben von den Gipfeln der Anden, dem Küstengebirge und Hügeln im Norden und Süden. Oft ist der Smog so dicht, dass man die 6.000er nicht mehr sieht. Klar, dass die Luftverschmutzung eines der großen Probleme in Santiago ist.
Heute ist der Himmel strahlend blau, manchmal geht sogar eine frische Brise. Wir fahren mit der Metro (hypermodern) vom Botschaftsviertel ins Regierungsviertel, das Zentrum von Santiago. Hier mischen sich die Architekturstile, ein Querschnitt durch die Jahrhunderte: die neoklassizistische Moneda, einstmals Münze, dann Präsidentensitz, den Pinochet 1973 bombardierte und indem sich Salvadore Allende erschoss, als er keinen anderen Ausweg mehr sah. Da sind die großbürgerlichen Häuser aus der Zeit der Salpeterbarone, die Patios, die prächtigen Jugendstilgebäude. Ministerien, Hauptpost, Verwaltungsgebäude. Vor allem aber immer wieder Einkaufspassagen – alte aus der Zeit des Artdeco und neue Malls. Chilenen scheinen gern einzukaufen (wenn sie das nötige Geld dazu haben). Wir trinken Kaffee am Plaza de Armas, wo sich das Leben abspielt, schauen dem ständigen Strom der Menschen zu, die über den Platz laufen., wo Luftballonverkäufer ihre bunten Ware und Strassenmmaler ihre Künste anbieten. Hier trifft man sich, isst Eis, spielt Schach…

Im Museo Historico National betreiben wir ein wenig chilenische Geschichtskunde. Leider endet der Rundgang mit dem Putsch Pinochets. Ein Museum zur jüngsten Vergangenheitsbewältigung liegt in einem anderen Stadtteil Santiagos. Vielleicht klappt ein Besuch nach unserer Rückkehr aus der Atacama.
Wir schlendern durch die Strassenzüge rund um den Plaza des Armes, an den Zelten der Wahrsagerinnen vorbei, die heute ein gutes Geschäft machen, und landen irgendwann im Mercado Municipal, wo die Fischverkäufer langsam Feierabend machen und die Kellner der Restaurants mit ihren Rufen immer noch den einen oder anderen Gast anlocken wollen. Wir lassen uns verführen, essen relativ teuren, trocken gekochten Fisch, haben dafür aber einen tollen Blick über die gesamte Halle.