Es ist früher Sonntagmorgen, als wir von Spechtsbrunn aus über einen Wiesenweg hinauf zum Waldrand steigen. Dort finden wir bald wieder den Kolonnenweg. Und wir finden die Hinweisschilder über junge Menschen, die bei Fluchtversuchen erschossen worden sind. Hier waren es drei Menschen, vor Spechtsbrunn zwei. Abends sagte mir ein Besucher in der Gastwirtschaft: Hier ist nichts passiert. Nur einer ist mal erschossen worden. Das ist alles in Berlin gewesen.“
Wie sehr hatte Hubert, mein Mann, sich immer aufgeregt, als „seine“ Benneckensteiner im Harzer ehemaligen Sperrgebiet von nichts mehr wussten: Weder von Juden, die im Nationalsozialismus in den Selbstmord getrieben wurden, noch über die Toten der innerdeutschen Grenze.
Trotzdem: Über einen wunderschönen Weg kommen wir zum Wildberghof, gegründet in den 1970ern von Frankfurter Kommunarden. Zwei von Ihnen leiten heute noch den Hof, wo man auch übernachten und sonntags Kaffee trinken kann.
Aber zu dieser Uhrzeit? Vor 10:00 Uhr?
Klar doch, Kaffee geht immer. Zusammen mit einer Unterhaltung der „alten“ Kommunarden, über die Trockenheit und ihre Konsequenzen für die Landwirtschaft.
Nach der Kaffee-Stärkung geht’s über Wald und Wiesen nach Sattelpass und Neuenbau. Dort, auf dem Hammerberg ließ dass DDR-Regime eine „Führungsstelle“ für den gesamten Grenzabschnitt einrichten. Die Sattelpasser hatten es schwer: Wenn in Neuenbau Tanz war, mussten die Sattelpasser um 22:00 Uhr zuhause sein.

Dabei war das früher ganz anders: Die über den Sattelpass verlaufende Straße war seit dem späten Mittelalters Geleitstrasse, auf der Reisenden Schutz und Schild gewährt worden war. Sie war die Verbindungsstrasse zwischen Maintal und oberen Saaletal, zwischen Nürnberg und Leipzig. Martin Luther war wohl der bekannteste Reisende dort.

Dann wandern wir runter ins Tal der Tettau. Ganz lang durch den Frankenwald. Ganz weit runter. So weit, dass wir uns etwas verlaufen. Was nicht schlimm ist. Weil wir direkt an einer Gasstätte rauskommen: Klöße mit Sauce, Thüringer Würste: ein Gedicht!
Der Weg entlang der Tettau – linkerhand ein sehr steiler Frankenwaldsteilhang, rechts die Tettau mit einer zugewachsenen Bahntrasse – führt mal wieder durch eine tolle Landschaft – leider auf dem Fahrradweg. Was es für Wandrerinnen nicht einfach macht.
Es geht bis Heinersdorf, einem zweiten Mödlareuth – mit Mauer.
Wir (müssen) noch weiter zum Bahnhof nach Pressig.

Von wo aus wir nach Kronach fahren. In die Cranach-Stadt. Mit ihren wunderbaren alten Häusern. Wo wir im alten Flossherrenhaus übernachten. Und im Brauhaus gut essen und trinken. Und auf unsere wunderbare Gastgeberin des Ruhetages am Montag treffen. Wir fühlen uns wohl im Frankenwald!