Das “Haus des Volkes“ ist ein Meisterwerk des Bauhaus-Architekten Alfred Arndt. Eines seiner frühen Bauten. Es ist nicht nur das Wahrzeichen von Probstzella, es dominiert den kleinen Schieferort im ehemaligen Sperrgebiet.
Eigentlich war das gewaltige Bauwerk schon reif für die Abrissbirne, doch dann fanden sich drei im positiven Sinne „Verrückte“, die es Anfang der Jahrtausendwende von der Treuhand ersteigerten und versuchen, es wieder als Hotel, Kultur- und Bildungshaus zu etablieren. Ein Wahnsinnsunterfangen!
Allein der große Veranstaltungsraum fasste einmal 1.000 Plätze. Die Deckenkonstruktion dieser „Kathedrale des Volkes“ – wie sie in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts genannt wurde – wurde leider in der DDR-Zeit verschandelt.
Erbauen ließ das Haus der thüringische Industriepionier Franz Itting. Als Jugendlicher wollte er mit seinem Freund nach Amerika, um „den unterdrückten Indianern“ zu helfen, als Industrieller führte er in seinem Elektrizitätsunternehmen in der Weimarer Republik die 40-Stunden-Woche ein, förderte die Mitgliedschaft in Gewerkschaften, schloss Lebensversicherungen für seine Arbeiter ab…
Das Haus des Volkes sollte den Menschen dieser ärmlichen Gegend Bildung, aber auch Entspannung und Erholung bringen. Der Aufbruch in eine neue Zeit mit den Formen moderner Architektur. Das Konzept ging auf. Zu den Veranstaltungen im „Haus des Volkes“ strömten die Massen. Bis die Nazis kamen.
Itting war Sozialist, war in der Region politisch aktiv und wurde von den Nazis als „Bonze“ und „Volksschädling“ beschimpft, in Schutzhaft genommen, verfolgt. Nach dem Krieg haben ihn die Kommunisten als „feindliches und entartetes Element“ verfolgt, inhaftiert, verurteilt. Aber Itting fing im Westen ein drittes Mal an und blieb bis zu seinem Tod mit über 90 Jahren der Überzeugung treu, „dass sich die Menschheit ein Paradies schaffen könnte“.
Im „Haus des Volkes“ gibt es eine gut konzipierte Ausstellung über das Leben dieses Mannes, der in keine deutsche Norm“ (Roman Grafe) passt. Roman Grafe hat ihm mit dem Buch und Dokumentarfilm „Mehr Licht“ ein Denkmal gesetzt.
Es ist ein Erlebnis, in diesem Bauhaus-Hotel zu übernachten. Würde es in Berlin stehen, wäre es auf Jahre hinaus ausgebucht. Aber es steht am Grünen Band – im „wilden Deutschland“.
Hier würde ich auch gerne einmal übernachten. Was für eine interessante Geschichte, schön, dass Ihr ihn entdecken durftet, den Herrn Itting. Ich bin von meinem Operntripp wieder zurück, Nabucco und Turandot, auf den Steinstufen bei sommerlichen Temperaturen, einfach grandios. Aber Euer Trip ist ja nicht weniger grandios und bewegend. Freue mich auf die nächsten Berichte. Liebe Grüße von Dagmar
Sieht super aus, das sollte demnächst mal ein Besuch wert sein. Mal gucken obs klappt. LG