Nein, dieses Jahr bin ich nicht am Grünen Band unterwegs. Nach der schönen Eichsfeld-Harzwanderung bis hinauf auf den Brocken muss der Weg an der ehemaligen innerdeutschen Grenze ein Jahr warten. Nächstes Jahr geht es dann mit dem Rad entlang der Elbe weiter zur Ostsee.
Aber da sich auf der Wanderung vergangenes Jahr herausgestellt hatte, dass das Trio Mutter, Tochter, Nichte schon ziemlich nah am Dream-Team war, haben wir uns 2025 wieder verabredet. Zum Lahnwanderweg. Es geht nicht von der Quelle zu Mündung – dafür fehlt die Zeit -, aber von Weilburg bis Bad Ems.
Julia und ich treffen am späten Nachmittag in dem Residenzstädtchen an und sind gleich begeistert: Die Lahn macht träge eine Schleife, der Wald kommt ganz nah an die Fachwerkhäuser, und hoch oben thront auf einem Felssporn das Schloss derer von Nassau-Weilburg. Mit seinem barocken Schlossgarten – Ober- und Untergarten, Orangerie, Terrassen – erinnert alles entfernt an Sanssouci und Versailles. Allerdings en miniature. Und tatsächlich war es so, dass der junge Graf Johann Ernst zu Nassau-Weilburg (1664-1719), auf seiner Bildungsreise an den Hof des Sonnenkönigs kam und wohl so angetan war von der absolutistischen Pracht und Herrlichkeit, dass er meinte: „Das will ich auch“. Und so kam es, dass ein kleiner wenig Schein Ludwig XIV auch in die hessische Provinz fiel. Mitsamt den arg neuzeitlich vergoldeten, nackt musizierenden Jünglingen im Park.
Als wir durch den Garten schlendern, verdunkelt sich der Himmel und die Schwüle des Tages entlädt sich in Gewitter und Starkregen.
Gott sei gelobt, macht das Unwetter nur eine kurze Zwischenstation in Weilburg. Denn – welch Zufall – just am Abend unserer Ankunft findet im Schlosshof ein Konzert des Weilburger Musikfestivals statt. Und so genießen wir Rossini, ein Cellokonzert von Edward Elger und eine Haydn-Sinfonie, bevor wir am nächsten Tag zur ersten Etappe nach Aumenau starten.
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