Es nieselt. Ausgerechnet in der Nacht ist das Wetter umgeschwungen. Ausgerechnet an dem Tag, an dem wir den Brocken besteigen wollen, ist er verhangen.
Als es aufklart, gehen wir los. Zuerst über die alte Bobbahn. Sie war bis in die 50er Jahre in Betrieb und mit Baujahr 1907 eine der ältesten Bahnen in Deutschland.
Wir steigen sehr moderat auf – und kommen uns vor wie in einer dystopischen Welt: Tausende abgestorbene Fichten, die als graue Staketen in den Himmel ragen oder umgefallen sind.
„Als hätten Rübezahl und Baba Jaga Mikado gespielt“, meint Julia und gibt damit den Startschuss für die Entwicklung eines Plots für einen Science Fiction-Film, bei dem wir uns gegenseitig die Ideen zuwerfen.
Hier oben könnte wirklich einer dieser Katastrophenfilme gedreht werden. Das, was ein wenig Hoffnung gibt, sind die jungen Fichten, die anscheinend langsam nachwachsen. Da sie im Naturschutzgebiet ja nicht gesetzt werden, sondern von alleine nachwachsen, kann man hoffen, dass sie resistenter gegen die sich verändernden Klimabedingungen sind.
Weil wir so viel erzählen, sind wir plötzlich auf einem anderen Weg – in Richtung Hexenstieg. Den wollten wir eigentlich vermeiden, da er uns am Vorabend als sehr schwer zu gehen beschrieben worden war. Doch jetzt wollen wir nicht mehr umkehren.
Es geht dann tatsächlich noch 2 Kilometer über Stock und große Granitsteine und durch Wasserläufe steil nach oben . Aber mit uns wandern zum ersten Mal etliche andere Touristen – Familien mit Kindern, Menschen mit Hunden, Männer mit Kindern in der Schultertrage.
Und dann sind es nur noch ein paar 100 Meter auf der asphaltierten Strasse bis wir oben auf dem Brocken stehen. Unten im Tal scheint die Sonne, oben ist alles nebelverhangen. Der Brockenwirt hat Ruhetag, und es gibt nur Kaffee aus dem Pappbecher. Aber wir haben ja unseren Schierkuja dabei – mit Schnapsgläschen, die Julia irgendwoher organsiert hatte.
Na, denn Prost!
Runter geht es mit der Brockenbahn, denn den Abstieg will ich meinem Knie nicht antun. Die Fahrkarte geht bis Wernigerode, wo wir eigentlich weiter nach Benneckenstein fahren wollten – unserer letzten Übernachtung.
Aber wir planen während der Fahrt um, weil es mit dem Bus laut Fahrplan über Braunlage nach Benneckenstein schneller geht. Vom Schierker Bahnhof laufen wir noch 1 Kilometer bergab, um dann vom Busfahrer gesagt zu bekommen, dass der Bus von Braunlage nach Benneckenstein in der Ferienenzeit nicht fährt. So viel zum Grenzverkehr zwischen den Bundesländern!
Es bleibt uns nichts weiter übrig, als im Eiltempo mit den Rucksäcken wieder einen Kilometer hoch zu rennen, um die nächste Harzquer-Bimmelbahn direkt nach Benneckenstein zu bekommen.
Für diesen Tag bin ich genug gelaufen, denke ich. Aber es wird noch mehr….
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