Dass der Paterhof, unsere Übernachtung heute, in Niedersachsen steht, war lange strittig. Das Hauptgebäude, dessen ursprüngliche Bedeutung sich noch erahnen lässt, stammt von 1752. Als Vorwerk des Benediktinerinnenklosters von Gerode, war es sozusagen der landwirtschaftliche Außenposten, der das Kloster versorgte. Als die russische Armee am Ende des 2. Weltkrieges einmarschierte, floh der Pächter: „Der Russe kam und schoß der Sau in den Kopf. Das Schweinefleisch sollte die Soldaten ernähren. Aber das Gleiche haben die Amerikaner mit der Kuh gemacht“, erzählt Erich Hackethal in einem Zeitungsartikel von vor 10 Jahren.
Nach dem Potsdamer Abkommen hatten die Siegermächte vereinbart, dass sich die Grenze zwischen der russischen und der westlichen Besatzungszone an den alten Landes- und Provinzgrenzen richten sollte ( deshalb sehen wir am Grünen Band auch heute noch viele alte Grenzsteine z. B. des Königreiches Preußen, der Provinz Sachsen oder des Königreiches Hannover).
Diese Grenzziehung war aber im Detail sehr schwierig umzusetzen, und so einigte man sich im Wanfrieder Abkommen auf Gebietstausch in verschiedenen Regionen. Nach dem Potsdamer Abkommen hätte der Paterhof auf thüringischer Seite gelegen, und wäre wahrscheinlich, wie so viele Höfe unmittelbar an der Grenze auf DDR-Seite, im Zuge des Grenzausbaus plattgemacht worden. So aber wurde der Hof – allerdings ohne den Großteil der landwirtschaftlichen Fläche – Niedersachsen zugeschlagen.
1953 dann, im Zug des weiteren Grenzausbaus, versuchten die DDR-Behörden sich weiteres Land einzuverleiben, indem ein Trecker der LPG einfach eine Schneise durch das Flachsfeld fuhr. Da der Paterhof noch nicht im Grundbuch stand, war die Situation prekär. Um Schlimmeres zu verhindern, wurde der Bundesgrenzschutz gerufen. Später patroullierten die in Goslar stationierten Engländer. 1970 wurde der Hof ins Duderstädter Grundbuch eingetragen. Aber nach dem Mauerfall hieß es wieder: Wohin gehört der Paterhof? Er blieb in Niedersachsen, und der Pächter kaufte den Hof mitsamt dem angrenzenden Land.
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