Wir übernachten heute in einem Schloss, das ehemals einem „Schleierherren“ gehörte, nachdem der es 1725 vom Grafen Schaffgotsch abgekauft hatte: Palac Pakoszow/Schloss Wernersdorf. Der neue Besitzer, der durch Tuchhandel reich gewordene Kaufmann Johann Martin Gottfried, ließ das Gebäude zu einem barocken Landsitz ausbauen, das sowohl Wohnhaus als auch „Produktionsstätte“ war: Im ersten Stock wohnte zeitweilig die Familie und lagen die Repräsentationsräume, im Erdgeschoß mit Gewölbedecken war die Bleiche untergebracht. Hier arbeiteten die Frauen, um die angelieferten Leinenstoffe in Bottichen mit Wasser und Pottasche zu zu bleichen. Auf den weitläufigen Wiesen vor dem Haus wurden die Stoffe dann ausgebreitet und in der Sonne ständig mit Wasser aus dem Zackel begossen. Dazu wurde eigens ein Kanal gebaut.Ihn gibt es noch heute. Auf den Wiesen vor dem Schloss liegen heute keine Tücher, mehr, sondern hier stehen weiße Formen für Bronzen eines Bresslauer Professors.
Dort wo früher Arbeiterinnen geschuftet haben, befinden sich Rezeption und Restaurant eines Sterne-Hotels. Im ehemaligen barocken Festsaal mit seinen allegorischen Deckengemälden finden Konzerte statt. Nur im etwas abseits gelegenen „Herrenraum“, dessen 4 Wände mit Delfter Kacheln gefliest sind, wird nicht mehr geraucht.
Berühmtheiten waren im Schloss zu Gast, das bald nach seinem Besitzer und dessen Nachfolger die „Gottfried/Heßsche Bleiche“ hieß: der preußische König Friedrich II, Klopstock, John Q. Adams, späterer Präsident der Vereinigten Staaten.
Bis 1945 war das Schloss in Familienbesitz. 2004 kaufte der Enkel des letzten Bewohners, Hagen Georg Hartmann, die Wernersdorfer Bleiche aus polnische Privatbesitz und ließ sie zu einem Hotel umbauen.
Toll wieder etwas von Dir zu lesen!
Eine gute Zeit und noch viele Erlebnisse. Gruß Christel
Dann wünsche ich Euch eine gute Reise. Ihr seit mit Auto und nicht mit Füssen unterwegs, ja?
Bin gespannt, wenn ihr weiter gen Süden reist. Meine Familie stammt aus Ottmuchow im Kreis Nysa. Vor 4 jahren war ich mit meinen älteren Brüdern dort, die dort geboren wurden, im Alter von knapp 5 bzw 4 Jahren vertrieben wurden und sich teils dennoch gut an die Wege zu den Grosseltern und Tanten erinnerten. Für mich war das schon recht fremd, obwohl ich die Namen von Orten und Landschaften auch heute noch gut erinnere.
Herzlich,
Achim
Lieber Achim, wir sind mit Auto UND Füßen unterwegs, bleiben aber im Hirschberger Tal.