3 Tage lang waren sie fast allgegenwärtig auf meiner Wanderung auf dem Grünen Band. Von Wenigentaft nach Vacha. Von Vacha nach Dankmarshausen. Und von Dankmarshausen nach Berka: die Kali-Abraumhalden von Philippstal und Heringen – Monte Kali.
Ich bin im Kali-Revier. Seit über 100 Jahren werden hier industriell Kalisalze abgebaut.
Wenn das Wetter schön ist, leuchten die Berge weiß wie Dünen in der Wüste. Deshalb sagen die Menschen in der Region auch, der Monte Kali könne das Wetter vorhersagen: Wenn der Berg grau ist…
Die Menschen hier sagen auch, er halte die Gewitter von ihnen fern und manch anderes. Für einige, so kommt es mir vor, ist ihr Berg ähnlich wie Gott Baal.
An einen Science Fiction Film erinnert mich die Salzhalde, als ich auf der Hornungskuppe (439 m) stehe. Nur ein eingezäunter Abgrund ist zwischen mir und dem monströsen, von Menschen geschaffenen Berg, der die Kuppe noch weit überragt. 520 m ist der “Kalimandscharo“ hoch. Und er wächst schnell, wie eine Frau aus dem „Land der weißen Berge“ erzählt. Jeden Tag werden mehrere tausend Tonnen hier abgelagert. Salz, das aus der Erde geholt, aber nicht verwertet wird.
Der internationale Bergbaukonzern „Kali und Salz“ – überall fahren die Laster mit den Aufschriften K+S – verkauft weltweit Kali-Produkte als Düngemittel oder Rohstoffe, etwa für die Chemieindustrie. 70 Prozent von dem, was unter Tage abgebaut wird, gilt als Abfall. Gelöste Abfallsalze werden in die Werra eingeleitet. Feststoffe werden auf Abraumhalden von bis zu 200 Metern Höhe gestapelt. Salzabwässer werden in den tiefen Untergrund verpresst.
Die Folgen: Das Öko-System ist nachhaltig gestört, die Werra ist kein Süßwaserfluss mehr, die Fische sterben, die Grundwasserverschmutzung steigt.
„Der Spiegel“ schreibt im April diesen Jahres: „Wie bedrohlich diese Versenkung für das Grundwasser ist, wissen die Behörden nach Erkenntnissen der Ermittler schon lange. Ein Gutachter des hessischen Landesamts für Bodenforschung habe 1963 vorgeschlagen, das Salzwasser möglichst nahe an der Grenze zur damaligen DDR in den Boden zu pumpen. Die Grundwasserschäden träten dann im sozialistischen Teil Deutschlands auf.“
Dazu kommt: Das ganze Gebiet ist unterhöhlt mit Schächten. Schlagwetter sind eine Gefahr und Unfälle mit Kohlendioxid.
Und als ob das noch nicht genug sei, lagern im stillgelegten Schacht Herfa-Neurode hochgiftige Industrieabfälle aus Europa und den USA.
Die Region lebt vom „Weißen Gold“, und gleichzeitig macht es die Region und seine Menschen krank.
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