Heute gehe ich von Sperrbezirk (Reinharts) zu Sperrbezirk (Geisa). Und von 16 Kilometern laufe ich mindestens 12 auf dem ehemaligen Kolonnenweg. Bei Nieselwetter. Aber ich habe ja mein 100-Euro-Cape, leicht wie eine Feder und trotzdem mit sicherem Schutz vor Regen und auch als „Zeltdach“ benutzbar.
Es geht steil hoch und steil runter, und wieder hoch und runter und so fort. Cardio-Training, wie Annette bereits auf der Grenztour vor 3 Jahren zu sagen pflegte. Ich finde es heute ganz gut, schont es doch meine Achillessehne mehr als das ebenerdige Gehen (siehe Gesundheitsbulletin).
Die Westgrenze der sowjetischen Besatzungszone wurde in den Abkommen von London, Jalta und Potsdam festgelegt. Sie verlief über Lübeck, Helmstedt, Eisenach, Hof und orientierte sich dabei an den historischen Grenzen des Wiener Kongresses. Schon damals hatte man Regionen geteilt, die eigentlich zusammen gehörten. Geisa zum lutherischen Grossherzogtum Sachsen-Weimar, das benachbarte Rasdorf zum Königreich Preussen. Ursprünglich gehörten beide zum katholischen Fürstbistum Fulda.
Zufällig entdecke ich in der Nähe des Kolonnenweges einen Grenzstein mit den Inschriften GSW und KP. Der Besitzer des Wassermannshofs klärt mich auf. Und bis heute gehört Rasdorf zum Landkreis Fulda in Hessen, Geisa zum Wartburgkreis in Thüringen. Zwischen diesen beiden Landkreisen wechsle ich seit ein paar Tagen ständig hin und her. Manchmal weiß ich nicht, wo ich gerade bin.
Nur auf dem Plattenweg hat man zynischer Weise immer Klarheit: links (von meiner Gehrichtung aus) ist Hessen, rechts Thüringen. Ich könnte auch sagen: Da herrscht Ordnung und Klarheit.
Aber will ich das?
Freiheit sollte doch auch mit einem gewissen Grad an Chaos zurecht kommen, oder?
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