Irgend jemand hatte kurz vor unserer Abreise behauptet, Kampala sei ein Moloch. Das ist die Stadt mit den 2 Millionen Einwohnern (offizielle Zählung, tatsächlich sind es ein paar Millionen mehr) definitiv nicht. Im Gegenteil: Die sieben Hügel, auf denen es ursprünglich erbaut worden ist (mittlerweile sind einige mehr dicht besiedelt), geben der Hauptstadt Kontur und Besucherinnen eine gute Orientierung. Tatsächlich atemberaubend ist allerdings der Verkehr.
Kampala hat keine 8spurigen Straßen wie zum Beispiel Johannisburg, und so drängen sich in der Kampala Road ebenso wie auf den kleineren Nebenstrassen Autos, Lastkraftwagen, Minibusse und vor allem Tausende Boda-Bodas (Motorradtaxis), die sich wie Slalomfahrer zwischen den Autos durchschlängeln. Voran geht es meistens im Schneckentempo. Big Traffic! Um als Fußgänger die Straße zu queren, dauert es schon eine Weile, bis man eine Lücke gefunden hat.
Als solche sind wir heute unterwegs. Mit Grace, die junge Chefin der Gracelands African Vacations , die u.a. Walking Tours durch Kampala anbietet. Wir haben Sie durch den Tipp einer Freundin „entdeckt“ – Danke, liebe Anette! 8 Stunden sind wir bei über 30 Grad mit ihr zu Fuß unterwegs. Gefühlt steigen wir auf alle Hügel der Stadt rauf und wieder runter, tatsächlich sind es nur 3. Wir erfahren eine Menge über die Geschichte, die Kultur und die Entwicklung Ugandas, wobei Grace alle unsere in schlechtem Englisch gestellten Fragen geduldig beantwortet. Auffällig ist, dass Kampala relativ viel Grünfläche hat. Und was uns zum Staunen bringt, sind die Marabus, die am Himmel kreisen und überall in den Bäumen Nester gebaut haben.
Wir gehen am Parlament vorbei und den Ministerien, legen eine kleine Pause am Unabhängigkeitsdenkmal ein, bestaunen die Hochhäuser im Bankenviertel (inklusive der Prachtbauten, die der katholischen und der anglikanischen Kirche gehören) machen im Cafe „1000 Cups of Coffe“ wieder eine Pause und lassen uns dabei etwas über Kaffeemischungen erklären. Wir bewundern im Craftmarket die vielen, aus der Rinde des Feigenbaums hergestellten Taschen, wir staunen über die Schaufensterpuppen in der ältesten Mall Kampalas, die vom Hochzeitskleid bis zum Schlafanzug alles tragen, und wir sind begeistert von der unbeschreiblichen Vielfalt auf dem Frucht- und Gemüsemarkt Nakasero.
Am eindrücklichsten ist aber der riesige Owino Markt in Old Kampala, Down Town. Die Hochhäuser sind hier weit weg. Kein Souk in Marokko ist damit vergleichbar. Ohne Grace wären wir vielleicht hinein-, aber nicht mehr herausgekommen. Es gibt alles: gebrauchte Kleider und Schuhe aus Europa und Amerika, Salzblöcke aus den Salzseen, Berge von Ingwer, getrockneten Fisch, Töpfe, Werkzeuge. Alles scheint irgendwie seinen Platz zu haben, aber die Regeln erschließen sich mir nicht. Alles ist in Bewegung, es wird geschubst – aber nicht aggressiv -, es wird gerufen, Musik schallt aus Lautsprechern, Männer die sich mit ihren beladenen Karren irgendwie einen Weg durch das Gedränge bahnen, Frauen, die Erbsen puhlen …. Und dann die Gerüche: gegrillte Hähnchenteile, Fisch, der Duft von Ananas und reifen Bananen. Der Appetit kommt. Und so probieren wir von den frischen Bananen-pancakes. Köstlich.
Raus aus dem Gewimmel geht es wieder hoch – zur von Gaddafi für die ugandischen Moslems erbauten Uganda National Mosque von 2006. Ein wenig verkleidet kommen wir uns vor mit unserer Kopfbedeckung und dem Tuch über den Hosen. Die Moschee ist riesig mit Fensterglas aus Italien, Kronleuchtern aus Ägypten und Teppichen aus Libyen. Unsere Guide dort – nicht Grace – singt mit einer wunderbaren Stimme eine Koransure.
Wir nehmen eine Querstraßen, kaum geteert, einfaches Wohngebiet. Überall kleine Hütten aus Holz und Blech mit Sitzgelegenheiten und aussen einer Kochstelle. Wir essen Rolex – kommt von „rolled eggs“ – ein Omelette mit Tomaten, Paprika, Gemüse, eingerollt in Chapati. Ein beliebter Snack. Er ist scharf, heiß und schmeckt. Jedenfalls haben wir soviel Energie getankt, dass wir nochmal runter und rauf zum Königspalast laufen können, dem Ende unserer Tour. Sollte jemand von meinen Leserinnen nach Kampala kommen: Grace Sightseeing-Tour zu Fuß ist eigentlich ein „Muss“.
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