Der Weg von Schalkau nach Eisfeld heute ist trotz der Hitze ein Genuss. Schon um 7 Uhr hat mir die Zimmerwirtin den Kaffee gebracht. Sie war Spielzeugfacharbeiterin in der DDR: „Lang ist das her“, sagt sie. Ein paar Puppen stehen noch in einer Vitrine.
Zurück in Almerswind, wo ich gestern auf dem Hinweg schon vorbei gekommen war. Da hatte mir die Gastwirtin ein großes Glas Wasser gegeben und den Weg nach Schalkau gezeigt.
Dort entdecke ich das wunderschönste Schieferhaus auf der ganzen Tour: Schieferwände mit Staniolmalerei. Überhaupt sind die Häuser hier in den Dörfern der Umgebung fein rausgeputzt, ohne „Schickimicki“ zu sein. In Weissenbrunn am Wald zum Beispiel: Mit viel Einfühlungsvermögen hergerichtete Fachwerkhäuser, daneben Bauernhöfe, wo es den Misthaufen im Hof noch gibt und die Gänsefamilie auf der Wiese zum Bach spaziert.
Von Almerswind aus geht es immer auf dem Kolonnenweg zügig hoch und dann durch den Wald. Heute komme ich mal sehr schnell voran. Und wenn man so mitten im Sinnieren ist, mit sich und der Welt und dem Weg im Reinen, wird es wieder verstörend: In diesem Wiesengrund stand einmal eine Mühle. Nichts außer einem Hinweisschild erinnert daran. Die Weihersmühle wurde 1515 (!) zum ersten Mal erwähnt. Nie scherte sich jemand daran, dass sie an der Landesgrenze zwischen Coburg und Meiningen , später Thüringen und Bayern lag. Bis 1961 die Mauer in Berlin gebaut wurde. Da wurden die Besitzer nach Schmalkalden umgesiedelt, weil man sie verdächtigte, Menschen bei der Flucht geholfen zu haben. Das Gehöft wurde abgerissen. „In einem kühlen Gründe“….
Nach Görsdorf, dem Dorf mit der Restmauer, verändert sich die Landschaft unmerklich. Viele Kiefern neben Fichten, Heidekraut, Ginster ( was muss das an Pfingsten für ein gelber Rausch sein!), Sandboden.
Ich gehe durch das Naturschutzgebiet Görsdorfer Heide. Es ist entstanden, weil ein Regime einst einen todbringenden Zaun durch ganz Deutschland gezogen hat. Heute bietet es vielen seltenen Pflanzen und Tieren Schutz. Damit das so bleibt, muss diese „Kulturlandschaft“ ständig gepflegt werden. Sonst verbuscht sie. Verrückte Welt!
In Eisfeld, in der Nähe der Autobahnabfahrt, am damaligen Grenzübergang übernachte ich im Waldhotel Hubertus. Hubert hätte es jetzt nicht so sehr zugesagt. Mir ehrlich auch nicht. Aber die Bedienung war sehr freundlich.
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