„Möchten Sie einen Kaffee?“ Manche ganz normalen Fragen werden an bestimmten Orten in bestimmten Situationen plötzlich sonderbar. Das Kaffeeangebot des Schaffners in der Vogtlandbahn zum Beispiel – einer privaten Regionalbahn, in der wir von Werdau nach Bad Elster fahren. Den frischen Kaffee gibt’s kostenlos – aber erst nach Plauen, weil nur die Reisenden, die nach diesem Halt noch in der Bahn sitzen, einiges an Unannehmlichkeiten auf sich nehmen müssen. Im Mai nämlich wurden durch starken Regen die Gleise auf einem Streckenabschnitt hinter Plauen so stark überspült und beschädigt, dass die Reparaturarbeiten immer noch nicht abgeschlossen sind. Schienenersatzverkehr also zwischen 2 Stationen, was uns neben dem Kaffee noch zweierlei beschert: eine Busfahrt durch durch die sanfte grüne Hügellandschaft dieser Grenzregion zu Tschechien und erste Gespräche mit Menschen der Region. Der Schaffner etwa, zuerst etwas knodderisch, als er unsere Fahrkarten kontrolliert – „Sie wissen schon, dass Sie derzeit nicht direkt nach Bad Elster kommen?!“ Dann, als er merkt, dass wir seinen etwas trockenen Humor verstehen, freundlich, hilfsbereit und auskunftsfreudig; später, als meine Freundin vom „Königsbad“ Bad Elster spricht, wieder sehr zugeknöpft einsilbig: „Staatsbad hieß das!“ Wir haben verstanden.
Die Sache mit dem Schienenersatzverkehr war aber auch das einzige Unvorhergesehene auf unserer Fahrt von Mainz über Leipzig nach Bad Elster. Die Bundesbahn war pünktlich auf die Minute, was allein schon eine Meldung wert ist.
Und es war auch nicht weiter schlimm, dass wir ab Leipzig auf S- und Regionalbahn angewiesen waren: Die langsame Fahrt durch das Vogtland lohnt sich.
Leider liegt der Bahnhof von Bad Elster mitnichten im Zentrum, sondern 2,5 km ausserhalb. Und so kamen wir unverhofft am Anreisetag bereits zu einer Kurzwanderung durch den Wald bis zum wirklich sehenswerten Bad Elster. Schön restaurierte Villen, prachtvolle Kuranlagen, ein grosser Kurpark.
Unser Hotel am Ortsrand wird von einer Frau aus Speyer geführt und der Kellner des guten Restaurants kommt aus Trier. Alles Migranten aus Rheinland-Pfalz!
Garantiert nicht aus Rheinland-Pfalz war eine Kellnerin, die auf meine Frage, was man sich denn unter dem Begriff „Meissner Schoppen“ auf der Speisekarte vorstellen solle, lapidar antwortete:“Mischwein!“
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