Ungefähr um 18:30 Uhr bin ich am Donnerstag in Vogelbach angekommen. Einen Tag früher als geplant und nach etwa 34 Kilometern vom Gelterswoog her. Aus zwei mach eins. Ein wenig zu viel. Sicher. Aber nachdem ich mit dem Mittagsläuten schon in Landstuhl war, wäre es unsinnig gewesen, hier nochmal zu übernachten, 16 Kilometer vorm Ziel. Beinahe hätten mich die Amis aber noch kurz vor dem Ziel gestoppt.
Der Reihe nach.
Sehr idyllisch geht der Weg vom Gelterswoog durchs Walkmühltal an 5 aufsteigenden verwunschenen Woogen vorbei.
In die Stille platzen plötzlich Motorgeräusche auf der anderen Seite der Teiche. Dort verläuft anscheinend ein Forstweg. Ein Schreckmoment, und ich greife nach meinem Schweizer Messer, das immer in der Hosentasche steckt. Aber es ist wohl nur ein Autofahrer, der eine Abkürzung genommen hat. Zu viel Krimis gelesen.
Dann bin ich schon im Sickinger Land und im Landstuhler Forst. Am Banner Sportplatz treffe ich einen Walker, der mich noch von früher kennt. Gemeinsam gehen wir zum „Herrengärtchen“, einem Felsvorsprung, vom dem man weit ins Land sehen kann.
Hierher spazierten die feinen Herrschaften, die im Schlosshotel des damaligen Moorbades Landstuhl kurten. Die Hautevolee aus ganz Deutschland feierte hier Waldfeste.
Man erzählt sich auch, dass der Gutsbesitzer Heinrich Didier von hier aus mit dem Fernrohr seine Arbeiter bei der Arbeit im Bruch kontrollierte.
Und tatsächlich: Von hier aus sehe ich die ganze Ramsteiner Airbase!
Kein Wunder also, dass man nach den Anschlägen von New York Angst hatte, dass die Base von hier aus ausspioniert werden könnte.
Das sollte nicht die erste „Begegnung“ mit den Amis an diesem Tag sein. Landstuhl ist US-Enklave!
Über die Burg – Gruppen von Amerikanern, die Fotos schießen – gehe ich auf dem altbekannten „Pädche“ am Moorbad vorbei in die Stadt. Der Landstuhler Marktplatz ist schön hergerichtet, aber ansonsten prägen Döner-, Burger- und Pizzabuden, Billigläden und „Vintage furniture from Europe“-Läden (Trödel) das Bild der Hauptstraße. Spätestens jetzt entscheide ich mich, bis Vogelbach weiter zu gehen.
Hinter dem Bismarkturm komme ich zu weit nach unten und lande – Freudsche Fehlleistung – bei den Tennisplätzen, wo ich Tennisspielen gelernt habe. Ich esse erst Mal Spaghetti Bolognese bei Salvatore, bevor ich wieder steil hoch steige zur Housing Area. Die ganze Zeit begleiten mich Schiessgeräusche. Und dann stehe ich vor einem Schild, das mich eindringlich davor warnt, weiter zu gehen: Truppenübungsplatz. Das Geballere ist jetzt sehr nah. Aber mich halten die Amis nicht auf. Zwei Telefonate mit Jan, der mich militär- und laufstrategisch berät, und ich kann die „Out of Area- Zone“ umgehen. Von oben sehe ich dann das Gelände, das sich sehr weit dehnt.
Jetzt merke ich zum ersten Mal meine Füße. Der Weg wird lang bis zur Fritz-Claus-Hütte. Ich hatte die Tour mit maximal 20-Kilometer-Etappen schon vernünftig geplant. Alles andere ist einfach zu viel.
Aber jetzt kommt die Elendsklamm, und ich weiß, dass ich es geschafft habe.
Am Schluss gehe ich noch durch „unsern Wald“ und stehe dann vor dem Haus meiner Mutter. Sabine, Jan und ich trinken an diesem Abend 3 Flaschen Wein (Mama nur Wasser, wie immer).
Ein Blog folgt morgen noch zum Abschluss, danach verabschiede ich mich von dieser Seite.
Wahnsinn! Geschafft! Toll! Es gruesst dich zum Schluss, Annette
Wahnsinn!!!
Du hast es geschafft und uns allen mit Deinen spannenden Berichten eine große Freude bereitet.
Die drei Flaschen Wein hast Du Dir redlich erwandert.
Komm wieder gut nach Hause.
Dagmar