Ruhetag. Ein paar Sachen auswaschen. Mit dem Bus über die Dörfer durchs Leininger Land nach Grünstadt fahren. Schuh reparieren lassen. Doch noch eine Hose und eine Bluse (im Sonderangebot ) kaufen. Wiegt kaum was! Köstliches Himbeereis bei Venezia essen (seit 1957 in Grünstadt; selbstgemachtes Eis ohne Milchpulver!). Durch die mittelalterlichen Gässchen von Neuleiningen spazieren. Am frühen Abend einen Riesling Spätlese mit Blick auf diese schier endlose Ebene des Rheingrabens. Bis zur BASF und nach Philippsburg (AKW sind halt gute Anhaltspunkte, Philippsburgs qualmt noch). Die vergangenen Wandertage überdenken.
Es geht mir sehr gut. Keine Blessuren. Ein paar Mückenstiche. Kein Muskelkater, keine Kniebeschwerden, keine Rückenschmerzen, die Füße in Ordnung. Gebräunt ohne Sonnenbrand. Die Fettpolster schwinden. Die „Winke-Arme“ auch. Die Gedanken fliegen. Die Energie steigt.
Der Rucksack wird leichter, obwohl er doch mittlerweile mehr Gewicht hat (eine Broschüre der romanischen Basilika aus Bechtheim, ein kleines Buch über Osthofen, Hotelübernachtungsrechnungen samt Prospekten, Mückenspray, neue Kleider).
Sein Gewicht merke ich nur morgens für einen Moment, wenn ich ihn auf den Rücken hebe. Dann vergesse ich ihn – meistens. Als ob er ein Teil von mir wird. Und er bezwingt auch ein wenig meinen „Buckel“.
Vielleicht ist das auch mit der Trauer so. Sie nimmt nicht ab. Aber sie wird ein Teil von dir. Du gehst mit ihr deinen Weg. Schöne Wege. Auch mal nervig und anstrengend. Allein, aber nicht einsam.
Jemand hat mir nach Huberts Tod geschrieben, ich müsse jetzt lernen, auf 2 Beinen zu gehen. Nach 40 Jahren. Genau das mache ich im Moment. Ich denke für uns mit: Vor dem Verlassen des Hotelzimmers noch mal schauen, ob alles eingepackt ist. Nach jeder Rast den Blick zurück, damit nichts liegen bleibt. Der Griff an den Rucksack: Ist das Portemonnaie noch da? Nicht zu schnell gehen. Den Wein und das Essen genießen. Neugierig sein. Nachfragen. Zusammenhänge herstellen. Und doch: die Leichtigkeit des Seins.
Aber auch meinen Part von uns behalten: Das Wundern über diese prachtvolle Erde, ihre Farben und Formen: „Hubert, sag doch mal, ist das nicht schön?!“
Aber vielleicht wird der Rucksack ja auch nur deswegen leichter, weil bei mir ein paar Kilo Fett runter sind – physikalisch gesehen.
Jetzt noch ein paar Tempo-Taschentücher und morgen auf nach Bad Dürkheim. Ich freue mich auf Dagmar und Dieter. Und einen Tag später auf Jürgen und Annette.
Liebe Barbara,
vielen Dank, dass du uns teilhaben lässt! Ich wünsche dir gute Weiterreise und freu mich auf weitere Blogbeiträge von dir!
Liebe Grüße Kristina
Liebe Barbara, Deine Berichte sind sooo schön, interessant und bildhaft. Es tut mir leid, nicht noch länger mit Dir zusammen gegangen zu sein. (auch wegen der Winkearme 🙂 ) Das Wandern mit Dir hat viel Spaß gemacht und ich fand es auch nicht anstrengend. Eigentlich hatte ich vorher ein wenig Sorge wegen meiner mangelnden Kondition, war dann aber gar nicht schlimm. Du hast schon so viel geschafft inzwischen, ohne Blesuren , ich bewundere Dich! Weiter viel Freude, blasenfreie Füße und trockenes, nicht zu heißes Wetzter, Marlis
Liebe Marlis, ihr könnt ja jetzt im Harz schon mal für Südtirol üben. Da kenne ich tolle Höhenwege.
Liebe Barbara,
endlich habe ich deinen kompletten Bericht gelesen – jedes Wort!!! – und bin fasziniert und auch ein bisschen neidisch. Ich konnte deinen Weg innerlich mitgehen, hatte alles bildlich vor meinem inneren Auge (unterstützt natürlich durch deine schönen Fotos und ein paar Teiletappen bin ich ja auch schon gewandert!), habe die Enttäuschungen empfunden, wenn es keinen Kaffee gab, oder die Wirtsleute nicht da waren und das Staunen miterlebt über Ausblicke und Schönes am Wegesrand.
Neidisch macht es mich, da ich noch ein Jahr warten muss, um wieder dieses Gefühl des ‚Frei-laufens‘ erleben zu können. So viele Beschreibungen geben das wieder, was ich erlebt und empfunden habe auf dem – entschuldige bitte den Vergleich (Späßchen!) – Jakobsweg!
Ich freue mich, dass es dir so gut geht und dass du es dir so geht gehen lässt, beneide dich weiterhin freundschaftlich und wünsche dir eine gute Ankunft in Vogelsbach. Bin gespannt, wie es für dich ist anzukommen, denn der Weg ist das Ziel (das habe ich zum ersten Mal wirklich begriffen letztes Jahr vor Santiago). Gutes Unterwegssein weiterhin und herzliche Grüße Beate
Liebe Barbara, aus Kisten und Kaesten in Muenchen sehnsuechtige Gruesse. Bewegung haben wir auch jeden Tag, nur nicht so schoene. Viele Gruesse an dich und alle, die mit dir gehen und die ich kenne.
Wird schon. Mit lieben Grüßen an Beate.
Ja sicher! Wir haben auch viel Spass!